Leverkusen – Der größte Unterschied sticht nicht ins Auge, sondern ins Ohr: Nur ein leises, künstlich erzeugtes Summen geht von den zehn neuen Elektro-Bussen aus, die ab Dienstag auf der Linie 222 zwischen Bergisch Gladbach und Opladen verkehren sollen. Der Ton ertönt bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h und soll Fußgänger vor den Bussen warnen, die ansonsten mit einem lautlosen Elektroantrieb durch das Bergische Land und Leverkusen rollen werden.
Fünf Millionen Euro ließ sich die Wupsi die Neuanschaffungen für ihre Busflotte kosten, hinzu kamen 1,8 Millionen Euro für den Ausbau der Infrastruktur und Schulungen der Mitarbeiter. Ganze vier Millionen davon wurden vom Land und Bund bezuschusst, erklärt Marc Kretkowski, Geschäftsführer der Wupsi, am Montag bei der Vorstellung der Flotte auf dem Leverkusener Betriebshof.
„Paradigmenwechsel in der Politik“
Auch wenn dieser Umbau und die Schulungen die Wupsi vor große Herausforderungen stellten, zeigt sich Kretkowski begeistert vom Ergebnis: „Als ich 2002 zur Wupsi kam, ging es vor allem darum, Prozesse zu optimieren, also Kosten im ÖPNV einzusparen. Mittlerweile hat ein Paradigmenwechsel in der Politik stattgefunden, was ich super finde.“
In den neuen Bussen fühle man sich „wie im Wohnzimmer“, so Kretkowski. Der Boden ist in Parkettoptik gehalten. Die Sitzbänke, vor allem im hinteren Teil des Busses wirken geräumig. Eine Klimaanlage und USB-Ports unter den Sitzen sollen den Komfort für die Fahrgäste zusätzlich steigern. 206 Kilometer weit reicht der Akku laut dem Hersteller Man. In der Testphase konnte die Wupsi diesen Wert nach eigener Aussage bestätigen.
Sechs der zehn Busse sollen vom Betriebsbahnhof in Leverkusen aus starten und an den dort installierten Ladestationen aufgeladen werden. Die restlichen vier kommen in Bergisch Gladbach unter. Innerhalb von drei Stunden sei der Akku wieder voll, so die Wupsi.
In Bergisch Gladbach hakt es mit der Infrastruktur allerdings noch etwas: „Die Netzanschlüsse reichen noch nicht aus, um alle vier Busse gleichzeitig zu laden. In zwei Wochen soll der Ausbau dort aber auch abgeschlossen sein“, versichert Kretkowski.
7,5 Tonnen CO2-Ersparnis durch E-Busse
„Wir wollen es den Menschen so einfach wie möglich machen, auf emissionsfreie Mobilität umzusteigen, dafür ist das heute ein ganz wichtiger Schritt“, sagt Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises. Etwa 650.000 Kilometer sollen die zehn Busse im Jahr zurücklegen, das ergebe eine CO2-Ersparnis von ungefähr 7,5 Tonnen.
Auch Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath zeigte sich begeistert von den neuen E-Bussen: „Der Klimawandel ist kein abstraktes Phänomen, wir haben seine Auswirkungen bei der Flut im letzten Jahr ganz real gespürt. Deswegen müssen wir bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen Tempo machen.“
Die Wupsi hat sich deswegen viel vorgenommen: in zehn Jahren soll die gesamte, rund 250 Busse umfassende Flotte ausgetauscht sein. Statt auf Dieselverbrenner wird dann ausschließlich auf Elektroantrieb und Wasserstoff gesetzt. „Schon 2024 sollen 30 E-Busse und 40 Busse, die mit Wasserstoff angetrieben werden, hinzukommen“, erläutert Marc Kretkowski den weiteren Fahrplan der Wupsi.
Dennis Jessulat arbeitet als Busfahrer bei der Wupsi. Beim Pressetermin am Montag steuerte er den Bus probeweise über den Betriebshof. Er sagt: „Für uns Fahrer stellen die neuen Busse eine große Verbesserung dar. Sie lassen sich ruhiger fahren und haben eine bessere Beschleunigung.“
Nur das zusätzliche Gewicht auf dem Dach der Busse sei noch ungewohnt. Dort sind die Batterien verbaut, die mehrere Tonnen wiegen. „Das merkt man in den Kurven“, so Jessulat. Doch auch an das Handling, da ist sich Jessulat sicher, wird er sich schnell gewöhnen können.