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Alt werden in LeverkusenWie die Altenfeier in Hitdorf Senioren zusammenbringt

Lesezeit 5 Minuten
Senioren an Kaffeetafeln

Rund 190 Senioren waren zur Altenfeier am 7. Dezember in die Hitdorfer Stadthalle gekommen.

Alt werden bedeutet leider immer noch viel zu oft: Man ist auch allein. In Hitdorf gibt es mit der Altenfeier ein sehr gut angenommenes festliches Angebot - seit Jahrzehnten schon.

Die Freunde sind gestorben, vielleicht ebenfalls der Ehepartner, die Kinder sind aus dem Haus und wohnen weit weg: Im Alter schwindet das soziale Umfeld, man selbst ist nicht mehr so mobil wie früher. Studienzahlen belegen, dass sich viele Leute einsamer fühlen als zuvor - auch durch die Pandemie und auch nicht nur ältere Menschen.

In Leverkusen gibt es unterschiedliche Begegnungsstätten, zum Beispiel die Doktorsburg in Wiesdorf und das Alte Bürgermeisteramt in Schlebusch. Es sind städtische Gebäude, die von der Job Service Beschäftigungsförderung Leverkusen gGmbH beziehungsweise dem Verein Altes Bürgermeisteramt betrieben werden, schreibt die Stadtverwaltung Leverkusen. Der Betrieb ist Teil der „Sicherstellung von Aufgaben der Daseinsvorsorge und Infrastruktur“. Zielgruppe sind eindeutig Seniorinnen und Senioren, man möchte vermeiden, dass ältere Menschen vereinsamen und „ihnen die Möglichkeit bieten, möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit zu bleiben“, schreibt Stadtsprecherin Heike Fritsch.

Die Hitdorfer helfen sich selbst - mit der Altenfeier. Die hat eine lange Tradition, 1968 fand sie das erste Mal statt – damals noch mit Über-60-Jährigen. „In den letzten Jahrzehnten ist Hitdorf enorm gewachsen“, erzählt Mitorganisatorin Angelika Hausdorf, „früher kannte ich jedes Haus, wenn ich durch Hitdorf gelaufen bin, heute nicht mehr.“ Mehr Häuser, mehr Menschen, die Menschen werden älter, mittlerweile habe man das Alter höher setzen müssen, sonst wär die Halle zu eng geworden.

Aktuell kommen Über-75-Jährige in den Genuss einer Einladung. Um die muss man sich heutzutage auch mehr bemühen. Lieferte früher die Stadtverwaltung die Adressen, ist das heutzutage durch den schärferen Datenschutz so nicht mehr möglich. „Zunächst haben wir 3600 Briefe verteilt, das war sehr aufwendig, erinnert sich Angelika Hausdorf. 2023 hätten sie dann begonnen, bereits im Sommer bei Ärzten, Frisören, Physiotherapeuten oder Apotheken - „wo alte Leute so hingehen“ - , die Voranmeldungszettel auszuteilen. So würden sie mittlerweile immer ein paar Leute vom neuen Jahrgang bekommen, sagt Hausdorf, die selbst 73 Jahre alt ist. Einmal dabei, wird man jedes Jahr aufs Neue eingeladen.

Es gibt Leute, die seit Jahren kommen und schon im Sommer anfragen, freut sich Hausdorf. Dass die Altenfeier nun bereits zum 55. Mal stattgefunden hat, macht sie stolz. „Es gibt viele Veranstaltungen, die sich über viele Jahre halten, doch kaum eine richtet sich an die Senioren unserer Stadt“, erklärte die Moderatorin des Tages. Geselligkeit gegen Einsamkeit, das ist ein Thema, sagt sie. Mal wieder einen alten Klassenfreund oder jemanden, mit dem man früher etwas unternommen hat, wiedertreffen, das freut die Leute.

Im vergangenen Jahr gingen rund 580 Briefe an die Hitdorfer Senioren raus. Und die langfristige Werbetrommel hatte auch dieses Mal wieder Erfolg gezeigt: Rund 190 Senioren und Seniorinnen fanden sich Anfang Dezember in der Hitdorfer Stadthalle ein. Das bekamen im Vorfeld auch die lokalen Friseure zu spüren: Alle Stühle waren vor der Feier durchgehend belegt gewesen. Die fröhliche und ausgelassene Stimmung war auch für Außenstehende sofort zu spüren.

Seniorin an Kaffeetafel

Anita Ruckzio war zum ersten Mal dabei.

„Im Alter vereinsamt man langsam, weil die Kinder wegziehen und man auch seinen Mann verloren hat, daher finde ich die Veranstaltung wirklich toll, um mit anderen in Kontakt zu kommen“, freute sich Anita Ruckzio. Die 79-Jährige ist erst vor zwei Jahren von Düren nach Hitdorf gezogen und war in diesem Jahr zum ersten Mal bei der Altenfeier. Auch wenn sie einmal im Monat am Hitdorfer Altenkreis teilnimmt, würde sie sich mehr Veranstaltungen für ihre Zielgruppe wünschen, damit sie schneller und öfter mit mehr Leuten in Kontakt kommen kann. „Heutzutage leben wir in einer Ellbogengesellschaft, ich fand das Leben früher gemütlicher als heute“, erklärte die noch frische Hitdorferin.

Leverkusen: Hitdorfer Senioren fühlen sich wohl

Ingrid Dormann hingegen findet, dass Hitdorf genug für die älteren Menschen in der Gesellschaft anbietet: „Ich gehe turnen und auch von der Kirche nehme ich oft an Veranstaltungen teil, die auch regelmäßig angeboten werden. Außerdem haben wir einen Stammtisch, bei dem man auch immer neue soziale Kontakte knüpfen kann.“

Ingrid Dormann

Ingrid Dormann besuchte die Feier mit Freunden.

Genau diese Aktivitäten helfen der 82-Jährigen, ihren Alltag hinter sich zu lassen und mal herauszukommen. In Hitdorf fühlt sie sich gut aufgenommen und wertgeschätzt, auch wenn sie sich sicher ist, dass die Senioren im Großen und Ganzen in der Gesellschaft keine so gute Position haben.

Wir sind zwar alt, aber das heißt nicht, dass wir unsere gute Laune verloren haben. An der Zahl kann ich eh nichts mehr ändern“
Wili Kohnen, Teilnehmer

Auch für das Ehepaar Anni und Willi Kohnen spielt nur Hitdorf eine Rolle. „Ich weiß nicht, wie es sonst in Leverkusen aussieht, aber hier bei uns geht es uns gut und wir fühlen uns sehr wohl“, erklärte Willi. Für die beiden werden genug Veranstaltungen angeboten, denn neben der Kirchengemeinden haben sie viele Freunde, mit denen sie sich bereits seit Jahren regelmäßig treffen. Dennoch ist die Altenfeier auch für sie immer etwas Besonderes, denn schließlich sieht man jedes Jahr aufs Neue bekannte Gesichter, die man sonst eher seltener trifft.

Zwei Senioren

Anni und Willi Kohnen fühlen sich in Hitdorf sehr wohl.

Daher nehmen sie schon sehr lange an der Altenfeier teil. „Wir sind zwar alt, aber das heißt nicht, dass wir unsere gute Laune verloren haben. An der Zahl kann ich eh nichts mehr ändern“, sagte der 86-Jährige.

Doch nicht nur die gute Stimmung und der soziale Austausch sorgten an diesem Tag für die ausgelassene Stimmung. Auch das vorbereitete Programm leistete einen großen Beitrag. Neben musikalischer Unterhaltung durch Achim Tolksdorf oder dem Langenfelder Kinderchor oder das Percussion-Ensemble „BackBeat“ traten auch die Hitdorfer Mädchen und Jungen mit ihrem Dreigestirn und der Tanzgarde auf.


Die Stadt Leverkusen unterstützt zudem noch fünf weitere Senioren-Begegnungsstätten finanziell im Rahmen der offenen Seniorenarbeit. Hierbei handelt es sich um die Begegnungsstätten des DRK Ortsverein Bergisch Neukirchen, das Café Hereinspaziert des SKF, die Seniorenbegegnungsstätte „Am Aquila Park“ der Evangelischen Senioreneinrichtungen gGmbH, die ATS-Begegnungsstätte im Wohnpark Bürgerbusch sowie der Nachbarschaftstreff Mathildenhof der Caritas. Hinzu kommt die Begegnungsstätte des GBO in Opladen, die aber laut Verwaltung keine städtischen Zuschüsse erhält.


„Alt werden in Leverkusen“ - Unsere Serie

In einer mehrteiligen Serie beleuchten wir vom „Leverkusener Anzeiger“, wie es ist, in Leverkusen alt zu werden. Weitere Serienteile haben sich sich unter anderem damit beschäftigt, wie verkehrssicher es für Senioren bei uns in der Stadt ist, wie wichtig Sport für Senioren ist und was beim Alterungsprozess überhaupt im menschlichen Körper passiert. Wir beleuchten außerdem, wie man sich am besten auf die Rente vorbereitet.