- Der Personalmangel bei den Bahnunternehmen führt zu vielen Ausfällen in NRW. Wie es bei den einzelnen Unternehmen aussieht und wie sie gegensteuern, erfahren Sie in diesem Artikel.
Köln/Düsseldorf – Immerhin. Die Stammkunden auf der S-Bahn-Linie 12 zwischen Hennef und Horrem waren rechtzeitig informiert. Sofern sie den „Streckenagenten“, eine Bahn-App, auf ihr Smartphone geladen haben. Seit 14. Dezember hat die DB Regio fünf Prozent aller Fahrten gestrichen, an den Wochenenden sogar zehn Prozent – weil ihr die Lokführer fehlen. Ab Montag sollen wieder alle Züge fahren.
An die große Glocke hängen wollte man das Thema Zugausfälle bei der NRW-Tochter der DB nicht. Dazu steht der Staatskonzern bundesweit derzeit zu stark in der Kritik. „Wir haben 1750 Lokführer und steuern ständig nach“, sagt ein Bahnsprecher. „Das ist eine Herausforderung.“
DB Regio steht mit dem Problem nicht allein da. Zugausfälle aus Personalmangel betreffen nahezu alle Privatbahnunternehmen, die in NRW unterwegs sind. Transregio, die Eurobahn und die Nordwestbahn, die es mit einem hohen Krankenstand von zehn Prozent erwischt hat. Am Niederrhein und im Münsterland fielen über Weihnachten dadurch bis zu 40 Prozent der Fahrten aus.
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Neues Personal ist kaum zu finden. Sowohl bei den Quereinsteigern, die nach einer Ausbildung von zehn Monaten eingesetzt werden können, als auch beim Nachwuchs, der den „Eisenbahner im Betriebsdienst“ als Ausbildungsberuf von der Pike auf und drei Jahre lang lernen will. „Es gibt kaum einen Beruf, bei dem wir so lange suchen müssen, bis wir eine freie Stelle besetzen können. 2018 waren das im Schnitt 193 Tage“, sagt ein Sprecher des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen.
Die Lage ist so schwierig, dass die NRW-Bahnen vor ein paar Wochen gemeinsam eine Werbekampagne mit dem Schlagersänger Guildo Horn starteten. Motto: „Dieser Job ist echt der Hit.“ Die singende Nussecke hüpft in einem Youtube-Video zu den Klängen von Marianne Rosenberg („Er gehört zu mir“) durch einen Regionalzug und trällert: „Er ist Lokführer aus Leidenschaft, weil er diesen Job so gerne macht.“
KVB bildet 100 Fahrer aus
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Unregelmäßige Schichten und regelmäßige Wochenendarbeit haben den Traumberuf Lokführer unattraktiv werden lassen. Die landesweite Kampagne hat in den ersten Wochen kaum Früchte getragen. Dabei haben sich die Eisenbahnunternehmen, die in NRW unterwegs sind, längst darauf verständigt, sich beim Personal nicht gegenseitig Konkurrenz zu machen.
Mit Personalproblemen haben auch die kommunalen Bahn- und Busunternehmen zu kämpfen. Bis 2030 müssen in NRW rund 21 000 Stellen für Bahn- und Busfahrer neu- oder wiederbesetzt werden. „In München und Hamburg sind die Verkehrsbetriebe schon dazu übergegangen, neuen Mitarbeitern Werkswohnungen anzubieten, um überhaupt noch Personal zu finden“, sagt der VDV-Sprecher.
Bei den Kölner Verkehrs-Betrieben, die 750 Bahn- und 620 Busfahrer beschäftigen, ist die Lage derzeit entspannt. Für 2019 sind vier Fahrschulen mit je 25 Teilnehmern geplant – und alle sind ausgebucht. Man habe zum Fahrplanwechsel im Dezember wegen der Ausweitung des Angebots viel neues Fahrpersonal suchen müssen, so KVB-Sprecher Matthias Pesch. Es habe sich gezeigt, dass es wegen „der Konkurrenz in der Nahverkehrsbranche insgesamt schwieriger wird, geeignete Bewerber zu finden“. Bei den Stadtbahnfahrern komme hinzu, „dass die Zahl der Kollegen, die vorübergehend oder sogar dauerhaft fahrdienstuntauglich werden, gestiegen ist“. Die KVB bemühe sich, dem mit Angeboten zur Gesundheitsförderung und Stressbewältigung zu begegnen.