Oberberg ist Talsperrenland. Sie gilt es in Zukunft intelligent zu nutzen.
Bergische RessourcenWenn Talsperren in Oberberg zum Joker werden
Wie man Ressourcen in Zukunft sinnvoll nutzen kann, ist eines der Schwerpunktthemen der Regionale 2025. Ressourcen wie Stein, Wasser, Wald, Grünland, Sonne oder Wind gibt es viel in der Region. Es geht darum, sie an den Start zu bringen. Das gilt insbesondere für Wasser und Talsperren, von denen unsere Region so viel wie keine zweite in Deutschland hat. Die trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, was passiert, wenn es über Wochen kaum oder gar keinen Regen gibt. Da können die Sperren zu einem wichtigen Faktor werden.
Das hat auch der Aggerverband als Trinkwasserversorger der Region im Visier, denn er weiß, dass intelligent gesteuerte Talsperren zum Joker werden können. Der Verband ist für Genkel-, Agger- und Wiehltalsperre zuständig, wobei Genkel und Wiehl die beiden Trinkwassersperren sind. Eine vierte Talsperre, die Naafbachtalsperre, könnte der Versorger im Rhein-Sieg-Kreis noch bauen für den Fall, dass sich der Bedarf an Trinkwasser in der Region Köln weiter zuspitzen würde. Das Thema wird im Grunde in fast jeder Verbandsratssitzung angerissen, am Ende aber nicht vertieft, weil man es auch nicht heißer kochen will, als es tatsächlich aktuell ist. Klar ist aber, dass die Naafbachtalsperre seit zig Jahren im Regionalplan verankert ist.
Bau der Aggertalsperre erfolgte in den 1920er Jahren in Rekordzeit
Und da soll sie auch bleiben, weil es deutschlandweit keine zweite Sperre mit einem solchen Status gibt. Die Grundstücke, die für einen Anstau nötig wären, gehören in weiten Teilen bereits dem Aggerverband, wie dessen Chef Uwe Moshage berichtet. Doch wie realistisch sind die Pläne? Die erste Hürde, so Moshage, sei die Ausweisung des Areals als Naturschutzgebiet. Daher werde eine mögliche Umsetzung sicher nicht so schnell erfolgen wie die der Aggertalsperre. Nach der Gründung des Aggerverbandes im Jahr 1923 war die Sperre bereits 1928 in Betrieb genommen worden. Das Thema Naafbachtalsperre dürfte dennoch spannend bleiben, wie auch Moshage findet. Genau wie die aktuellen Pläne für ein großes Regenrückhaltebecken im Leppetal unweit der Firma Ahle. Aktuell wird geprüft, ob und wie man den Bau dieser Mini-Talsperre, die ein solches Regenrückhaltebecken im Grunde ist, realisieren kann. Die Hochwasser der letzen Jahre hätten gezeigt, wie groß der volkswirtschaftliche Schaden ist, der daraus resultiert.
Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut
- 215 Todesfälle 89 Menschen nach Unwetter in Spanien vermisst
- Hochwasserschutz Frauenberger wundern sich über den Standort der neuen Trafostation
- Zahl der Toten in Valencia steigt „Niemand ist sicher“ – ZDF-Meteorologe warnt eindringlich nach Katastrophe in Spanien
- Höchste Alarmstufe Japan bereitet sich auf Tropensturm „Kong-rey“ vor
- Hochwasserschutz Der Wettlauf gegen die nächste Katastrophe
- Hochwasserschutz Bau eines Rückhaltebeckens in Bad Münstereifel beginnt frühestens 2029
- Unwetter in Spanien Mehr als 200 Tote – Mutter und Baby mit Hubschrauber gerettet
Kein Wunder, dass auch die Industriebetriebe entlang der Leppe an diesem Vorhaben interessiert sind, wie Moshage sagt. Aktuell laufen Versuche, die simulieren, wie viel Wasser mit einem solchen Bauwerk im Leppetal zurückgehalten werden kann. „Wir lassen Regen fallen“, sagt der Aggerverbandschef. Während die Naafbachtalsperre aktuell noch in den Sternen steht und das Regenrückhaltebecken im Leppetal aktuell nur Planungsstatus hat, ist ein weiteres Projekt bereits in der Praxis des Aggerverbandes angekommen. Und das ist die intelligente Steuerung der Pegelstände in den Talsperren. Die Zeiten, in denen die Talsperren im Frühjahr rappelvoll waren und im Herbst beinahe leer, um für den kommenden Winter gewappnet zu sein, sind Geschichte. Mittlerweile geht es darum, ganzjährig genügend Wasser vorhalten zu können, wie Moshage erklärt.
Dürreindex: RP musste die reduzierte Abflussmenge genehmigen
Die Kunst dabei ist, dass die Mindestablaufmenge garantiert bleibt. Aus diesem Grund hat der Verband ein Ingenieurbüro mit ins Boot geholt, das die Betriebspläne, also die Menge Wasser, die abgelassen wird, wissenschaftlich begründen. Dabei herausgekommen ist ein Dürreindex, der in trockenen Perioden Anwendung findet. Dieser Wert beziffert die Menge Wasser, die der Verband zum Beispiel an der Wiehltalsperre noch abgeben muss. Doch mit der Ermittlung des Wertes allein war es nicht getan. Die Reduzierung der Abflussmenge musste vom Regierungspräsidenten genehmigt werden.
Seit April ist der Betriebsplan genehmigt. Moshage sagt, dass unsere Region aktuell noch „Glück“ habe, dass sich die Menge an Niederschlag insgesamt gesehen nicht geändert habe. Allerdings habe sich alles verschoben, was bedeutet, dass wir die besagten Dürrephasen genau so haben werden wie Starkregen, bei denen Talsperren dann ebenfalls eine wichtige Rolle haben können.
Projekt Aqualon
Wasser als blaues Gold hat auch das Projekt Aqualon im Fokus. Bereits im Rahmen der Regionale 2010 gegründet, geht es bei Aqualon darum, Projekte aus den Bereichen Bildung, Wirtschaftsförderung, Wissenschaft und Tourismus voran zu bringen. Für den Verein Aqualon gehört es zu den großen Herausforderungen der Zukunft, Trinkwasser in Menge und Qualität dauerhaft sicherzustellen, die Biodiversität zu stärken, die Gewässer als vielfältige Ökosysteme und intakte Lebensräume für Flora und Fauna zu schützen und die wasserwirtschaftlichen Ziele in Kooperation mit der Landwirtschaft zu erreichen.
Um Schäden durch Starkregen, Hochwasser oder Trockenheit künftig möglichst gering zu halten, sind resiliente und anpassungsfähige Systeme zur Minimierung der Risiken zu entwickeln. Der Bergische Wasserkompetenz Region Aqualon e.V. verfolgt das Ziel, das Einzugsgebiet der Dhünntalsperre zu einer innovativen Modellregion für den beispielhaften und nachhaltigen Umgang mit Wasser und Raum zu entwickeln.