Bergneustadt – 14 Monate nach dem Aufstellungsbeschluss hat der Bergneustädter Rat dem Bebauungsplan Nr. 65 (Dreiort-Ost) seine Zustimmung erteilt und damit den Weg freigemacht für den Bau eines neuen Netto-Marktes an der Kölner Straße. Ist der fertig, zieht in die alte Filiale ein Rossmann-Drogeriemarkt ein.
Zwei Monate nach dem verheerenden Hochwasser Mitte Juli, von dem Bergneustadt allerdings nur gering betroffen war, setzte sich der Stadtrat damit sowohl über die Bedenken des Aggerverbands wegen der Nähe des Bauvorhabens zur Dörspe als auch der IHK gegen einen weiteren Einzelhandelsstandort in Innenstadtnähe hinweg.
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Tatsächlich grenzt das Netto-Grundstück südlich an die Dörspe, liegt also im gesetzlich festgelegten Überschwemmungsgebiet. Im Fall eines so genannten 100-jährigen Hochwassers gibt es dort derzeit eine Retentionsfläche von 511 Kubikmetern Fassungsvermögen. Durch den Netto-Neubau gehen davon zwar 275 Kubikmeter verloren, durch neue Flächen und Bodenabsenkungen kommen aber 329 Kubikmeter hinzu. Unterm Strich also eine Verbesserung um 54 Kubikmeter, argumentiert die Stadt und stellt gleichzeitig fest: „Dem Bauherren ist die Lage des Geltungsbereiches innerhalb des Überschwemmungsgebietes bekannt.“ Was wohl so viel heißt wie: Wenn die Dörspe dann doch eines Tages durch die Läden schwappt, muss er sich nicht wundern.
Größeres Angebot für Nahversorgung
Wie die IHK hatte auch die Kölner Bezirksregierung zunächst Bedenken gegen den Standort wegen dessen Nähe zum Einzelhandel in der Innenstadt erhoben, diese aber nach Vorlage einer Verträglichkeitsanalyse zurückgezogen. Die kam zu dem Schluss, dass das Angebot von Netto und Rossmann hauptsächlich der Nahversorgung des angrenzenden Wohngebiets diene. Dort gibt es bislang noch einen Aldi-Markt, über dessen Schließung nach Fertigstellung der Neuen Mitte mit ebenfalls einem Aldi als größtem Geschäft seit mittlerweile zwei Jahren spekuliert wird. Aldi-Nord hatte die Schließung zunächst angekündigt, sich die Entscheidung dazu anschließend aber wieder offengehalten. Macht Aldi tatsächlich zu, wären Netto und Rossmann die nächstgelegenen Einkaufsmöglichkeiten für den dicht besiedelten Stadtteil Klein-Wiedenest. Diese Sichtweise und die Tatsache, dass Bergneustadt inzwischen endlich wieder ein aktualisiertes Einzelhandelskonzept für das Stadtgebiet vorlegen konnte, ließ die Bezirksregierung schließlich einlenken.
Die unsichere Zukunft des Aldi-Marktes vor Augen hatte der Stadtrat nach Bürgerprotesten seine ursprüngliche Haltung aufgegeben, das Netto-Bauvorhaben zu verhindern. Zwischenzeitlich hatte der Kevelaer-Immobilieninvestor Schoofs, der für Netto baut, überdies angedroht, sich die zunächst abgelehnte Baugenehmigung vor Gericht erstreiten zu wollen.