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Ausbildungsbörse in BergneustadtUnternehmen werben mit Popcorn und Lötkolben um Nachwuchs

Lesezeit 3 Minuten
Riesengroß war der Andrang in Bergneustadt bei der Ausbildungsbörse und in der neuen Mitmach-Arena. Dort stellte etwa Friseurmeisterin Lea Kuhnen (rechts) vom Lindlarer Salon Wildangel ihr Handwerk vor.

Riesengroß war der Andrang in Bergneustadt bei der Ausbildungsbörse und in der neuen Mitmach-Arena. Dort stellte etwa Friseurmeisterin Lea Kuhnen (rechts) vom Lindlarer Salon Wildangel ihr Handwerk vor.

Mit rund 2500 Jugendlichen erlebte die 24. Auflage der Messe einen neuen Besucherrekord. Neu war auch die „Mitmach-Arena“ in der Hauptschule.

Auf ein gepflegtes Aussehen hat Ensar Ercan immer schon großen Wert gelegt, heute hat der Wipperfürther zudem Spaß mit Schere und Kamm: Er ist Friseur geworden. „Und da kann ich auch noch meiner Kreativität freien Lauf lassen“, sagt der 20-Jährige und freut sich, dass die Jungs Schlange stehen: In der neuen Mitmach-Arena der Bergneustädter Ausbildungsmesse führt er Jugendlichen an diesem Samstag sein Handwerk vor. „Meine Begeisterung und Leidenschaft sollen Werbung sein“, betont Ercan.

20 Aktionsstände sind in den Räumen der Hauptschule aufgebaut, rund 200 Schülerinnen und Schüler haben sich für dieses Probearbeiten angemeldet. Dichtes Gedränge herrscht auch in der Sporthalle „Auf dem Bursten“, schon früh am Morgen: Zum 24. Mal öffnet da Oberbergs größte Berufsinformation.

Mit sicher 2500 Schülerinnen und Schülern erlebte die 24. Ausbildungsmesse in Bergneustadt einen Besucherrekord.

Mit sicher 2500 Schülerinnen und Schülern erlebte die 24. Ausbildungsmesse in Bergneustadt einen Besucherrekord.

Getragen wird sie von der Stadt Bergneustadt als Gastgeberin, von Wiehl ebenso wie von Nachbar Reichshof und dem Kreis. 58 Unternehmen, Organisationen und Verbände zeigen diesmal, was man bei ihnen lernen kann. Und rund 2500 junge Leute aus den Jahrgangsstufen ab der achten Klasse nutzen dort die Gelegenheit, etwa 120 Berufsfelder kennenzulernen – „so viele wie nie zuvor“, da ist Julia Schalles, Cheforganisatorin im Rathaus von Bergneustadt, ziemlich sicher. Und ihr Vorgesetzter, Bürgermeister Matthias Thul, hat für die Jugendlichen einen einfachen, aber effektiven Rat: „Fragt, fragt, fragt!“

In Bergneustadt möchte sich Jona vor allem nach einem Job im Handwerk umsehen

Genau das hat auch Jona vor. Das nächste Praktikum führt den 14-Jährigen aus Reichshof bald in eine Schreinerei, auf einem Pferdehof hat er schon geschuftet und in den Alltag bei der Polizei in Gummersbach hineingeschnuppert. „Jetzt möchte ich herausfinden, welches Handwerk passt“, sagt der Teenager, der mit Mutter Nadin Kreißl gekommen ist.

Achim Sommerhoff ist dagegen aus beruflichen Gründen da: Er ist Lehrer an der Bergneustädter Gemeinschaftshauptschule und weiß, wie wichtig solche Messen sind: „Zu 95 Prozent stellt heute die Schule den Kontakt zur Arbeitswelt her, nur fünf Prozent laufen noch über die Familie.“ 130 Jugendliche seiner Schule tummeln sich ebenso in der Halle und der ersten Mitmach-Arena. „Sie sollen erleben, dass es weitaus mehr als jene 20 Berufe gibt, die sie höchstens vor Augen haben“, so der Pädagoge.

Zum ersten Mal bei der Messe in der Halle „Auf dem Bursten“ vertreten war das erst im vergangenen September gegründete Pflegenetzwerk Oberberg mit Geschäftsführerin Nicole Breidenbach (links).

Zum ersten Mal bei der Messe in der Halle „Auf dem Bursten“ vertreten war das erst im vergangenen September gegründete Pflegenetzwerk Oberberg mit Geschäftsführerin Nicole Breidenbach (links).

Gleich 15 Meter Gesundheit vor Augen hat jeder, der den Stand des erst im vergangenen September gegründeten Pflegenetzwerks Oberberg ansteuert. Dahinter stehen 32 Pflegedienste und drei Berufe zwischen Assistenz und Fachkraft – in der Pflege, im Kaufmännischen und auch im OP-Saal. „Und die wenigsten wissen, dass die Ausbildung bei uns zu den derzeit am besten bezahlten Ausbildungen insgesamt gehört“, verrät Nicole Breidenbach, Geschäftsführerin des Netzwerks.

Wenige Meter weiter serviert Roboter KWX (gesprochen: Quicks) becherweise Popcorn, um jungen Menschen die Berufswahl zu versüßen. „Wir müssen uns eben etwas einfallen lassen – ohne besondere Werbung und Besuche auf solchen Messen geht es nicht mehr“, betont Peter Theis, Geschäftsführer von KW Sicherheitstechnik in Gummersbach-Windhagen. Dort erlernen pro Jahr zwei Elektroniker für Gebäude- und Energietechnik sowie Informationselektroniker ihr Handwerk. Theis: „Neu und wachsend ist der Schwerpunkt Sicherheitstechnik.“

In der Mitmach-Arena gegenüber klappert derweil nicht nur die Schere, der Brenner faucht zudem: Christopher Hein erklärt das Schweißen, das Löten und das Sägen. Sein Arbeitgeber, die Firma Hans aus Wiehl-Bomig (Klima, Heizung, Sanitär), ist erstmals dabei: „Wir wollen Fertigkeiten nah aus der Praxis zeigen – und jeder darf diese Handgriffe auch ausprobieren.“ Und auch das kommt an: Der Raum ist voll.