AboAbonnieren

St.-Anna-ProzessionHoher kirchlicher Besuch aus Nigeria in Bergneustadt

Lesezeit 3 Minuten
Katholische Geistliche führen eine Prozession an.

Bei Sommerwetter zog die Flurprozession anlässlich des Gedenktags der Heiligen Anna durch Belmicke und die Umgebung. Mit dabei: Kreisdechant Christoph Bersch (r.) und Bischof Oliver Doeme aus der nigerianischen Stadt Maiduguri (2.v.r.), der gerade eine Woche im Oberbergischen war.

Zu Ehren der heiligen Anna zieht jedes Jahr eine Prozession durch Bergneustadt-Belmicke. Bischof Oliver Doeme war diesmal als Gast dabei.

Immer wieder zerreißen Knallgeräusche am Sonntagmorgen die friedliche morgendliche Stimmung im oberbergischen Belmicke bei Bergneustadt. Dann einige Momente Stille, ehe die nächsten Schüsse durch den Morgen hallen. Auf einen Hügel in Richtung Benolpe sieht man in der Ferne eine große Gruppe Menschen ziehen, etwa 100 sind es.

Wer näher kommt, hört Gesang und Gebete. Da Ende Juli ist, handelt es sich hier um die St.-Anna-Prozession, die in der katholischen Kirchengemeinde St. Anna in Belmicke einmal im Jahr zum Patrozinium der Großmutter Jesu Christi über die oberbergischen Flure und bis ins Erzbistum Paderborn zieht.

„Das Kirchspiel Drolshagen gehört zu Paderborn, deswegen ist auf dem rund sechs Kilometer langen Prozessionsweg auch immer jemand aus dem pastoralen Raum Olpe-Drolshagen dabei“, sagt Kreisdechant Christoph Bersch.

Hier wird für Jesus geschossen, nicht wie anderswo aus anderen Gründen
Kreisdechant Christoph Bersch zur Tradition des Knallens

Die St.-Anna-Prozession hat eine lange Tradition. Sie findet in diesem Jahr zum 288. Mal, statt. Einer der Teilnehmer hat eine sehr weite Anreise. Bischof Oliver Doeme trägt die Monstranz ein Stück des Weges. Das Bistum dieses Bischofs ist in der nigerianischen Stadt Maiduguri angesiedelt. „Dort gibt es einen nicht unerheblichen Priesternachwuchs, aktuell sind drei Kapläne in Deutschland, zwei davon im Bistum Augsburg und einer im Erzbistum Köln“, sagt Bersch. Dabei handelt es sich um Emmanuel Jatau, der schon seit 2020 im Seelsorgebereich Oberberg Mitte wirkt.

Belmicker Prozession hat lange Tradition

Der Bischof hat seine Kapläne in Deutschland eine Woche lang besucht – die beiden Seelsorger aus dem Bistum Augsburg sind für diese Woche ebenfalls ins Oberbergische gekommen. „Im Rahmen des Besuchs haben wir nicht nur gemeinsame Messen zelebriert, etwa anlässlich des Besuchs der Fatima-Statue aus Morsbach-Alzen in Gummersbach. Wir haben aber auch den Wallfahrtsdom in Kevelaer besucht und waren in Hamburg“, sagt Bersch.

Die St.-Anna-Prozession ist einer langen Tradition verpflichtet – und natürlich nicht ohne Aufwand umzusetzen. Entsprechend gibt es viele Beteiligte, die im Vorfeld für einen reibungslosen Ablauf sorgen. „Vor allem der Ortsausschuss Belmicke ist hier aktiv, dazu kommen aber viele weitere Helferinnen und Helfer“, sagt Bersch. Und wie liebevoll die ganze Wegstrecke mit ihren vier Altären gestaltet ist, macht deutlich, dass die Prozession den Menschen hier am Herzen liegt. Die vier Altäre sind an der Annastraße, in Feldmannshof, in Benolpe und am Friedhof in Belmicke aufgebaut – und mit Blumenteppichen und Sägespänen verziert, genau wie auch der Fußweg vom St.-Anna-Heim zur Kirche selbst.

Dort wird im Anschluss an die etwa zweistündige Flurwallfahr gefeiert, der Schützenverein und der TuS Belmicke sorgen für die Bewirtung, der Musikverein Wegeringhausen, spielt auf. Bei der Prozession dabei ist außerdem der Männergesangverein Benolpe/Wiedenest, der hier seinen letzten Auftritt absolviert hat, und der Belmicker Kirchenchor. Und es wird geknallt. „Das gehört dazu. Ich habe Bischof Oliver aber gesagt, dass hier für Jesus geschossen wird, nicht wie anderswo aus ganz anderen Gründen“, sagt Bersch und spielt damit auf das von Krieg und Terror gebeutelte Heimatland seines Gastes an. Dort verbreitet vor allem die Terrormiliz Boko Haram Schrecken, besonders Christen waren Anschlagsziele.

„Ich war im Oktober 2023 zu Besuch in Maiduguri“, sagt Bersch. Der Besuch des nigerianischen Bischofs sei von daher auch in dieser Hinsicht von interessanten Gesprächen und dem gegenseitigen Austausch geprägt.