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Hochtemperierte PartygeräuschkulisseBei der Engelskirchener Herrensitzung waren Musik und Tanz Trumpf

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Gut drauf auch im halb vollen Zelt: Die „Schnellenbicker“, eine Männergruppe aus Schnellen- und Bickenbach, halten ihre Clownskostüme seit 20 Jahren in Ehren.

Bei der Party-Geräuschkulisse im Festzelt von Engelskirchen hatte es „Ausbilder Schmidt“ in der Bütt schwer dagegen anzukommen.

„Hey, hey, ho!“ Kasalla freut sich über einen volltönend gröhlenden Männerchor. Eine Herrensitzung ist kein Damenkränzchen – das gilt auch, wenn das Zelt nur halb voll ist. Im kommenden Jahr wird der Engelskirchener Männerkarneval wieder in die Turnhalle der Grundschule verlegt. Während die Damensitzung wegen des Andrangs sogar zweimal über die Zeltbühne geht, hat die Herrenversion nach Corona keinen neuen Schwung aufgenommen.

Woran das liegt, kann sich Judith Schwenk auch nicht erklären. Um so froher ist die KG-Sprecherin, dass sich zumindest die 700 Männer, die den vorderen Teil des Zelts bevölkern, hörbar amüsieren. Das junge Prinzenpaar Marian Lüdenbach und Anna Söhngen gibt mit dem ersten Auftritt eine flotte Schlagzahl vor, die für den Rest des Nachmittags maßgeblich ist. Die Tanzgruppen halten mit und werden von den Männern entsprechend gefeiert. Die Schlossgarde zum Auftakt hat mit Jasmin Elfaitossi ein neues Mariechen, das zum Song „Major Tom“ so hoch geworfen wird, dass „völlig losgelöst“ noch untertrieben ist. Später werden die Marialindener Gruppe, das VfL-Ballett und der Tanzcorps Rot-Weiß nachlegen.

Alle Appelle von Senatspräsident Reinhold Müller helfen wenig

In die Bütt wagt sich diesmal nur ein Mann, und auch der hat es schwer, gegen die bereits hochtemperierte Partygeräuschkulisse anzukommen. Da helfen alle Appelle des Senatspräsidenten Reinhold Müller und „Schschsch“-Zischer wenig. Kein Wunder, dass Holger Müller als „Ausbilder Schmidt“ an der Wehrfähigkeit der deutschen Bevölkerung zweifelt. Die Minderheit im Saal hat gedient. Aber alle können den Werbeslogan fortsetzen, den der Ausbilder vorgibt:„Waschmaschinen leben länger . . .“ Schmidts Kommentar: „Oh, ist doch 'ne Damensitzung.“

Hans-Jürgen Nübel und Marcus Budde gehören zur Männerabteilung der Freundesgruppe, die am Rosenmontagszug als „Schnellenbicker“ teilnehmen. Als langgediente Sitzungsbesucher glauben die beiden, dass der Büttenredner früher im Programmablauf auftauchen müsste: „Danach“, seufzt Nübel, „wollen die jungen Leute nur noch Party.“ Die beiden und ihre Begleiter tragen seit 20 Jahren dieselben Clownskostüme – typisch für die ökonomische Kreativität im Saal, wo auch in diesem Jahr wieder ein bisschen Schottenkaro und viel Rut-Wiess dominiert.

Einige verfolgen das Spiel des FC während der Herrensitzung

Ein Jubelruf zwischendurch verrät, dass einige am Handy das FC-Spiel verfolgen. Ein Hingucker ist das Piloten-Outfit der KKL-Männertanzgruppe mit Andŕe Krieger als Stewardess. Die KKLer führen traditionell ihr Kostüm vom Vorjahr aus. Tanzen werden sie diesmal als Dorfkinder, aber das ist noch geheim. Vorn tobt derweil die Musik, nach Druckluft und Kasalla folgen noch Kempes Feinest und Fiasko. Kommando 3 wird am Ende eine Megapolonäse anführen, die mit einer Massenversammlung auf der Bühne endet. Aufgepasst: Im kommenden Jahr wird es in der Turnhalle eng werden. Ein Viertel der Karten ist schon weg.