Hoffnung für 2800 BeschäftigteKlinik Gummersbach startet mit Corona-Impfungen
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Gummersbach – Mit den ersten 48 Injektionen hat am Montag auch am Kreiskrankenhaus Gummersbach die landesweite Immunisierung von Krankenhauspersonal gegen das Coronavirus begonnen. Gummersbach bildet dabei das Impfzentrum für die vier Standorte des Klinikums Oberberg. 1400 der 2800 Beschäftigten haben sich bislang für einen Termin vormerken lassen. Die Klinikleitung rechnet aber mit deutlich mehr, sobald die Aktion erst einmal richtig angelaufen ist. Dr. Roland Adelmann, Chefarzt der Kinderklinik und Leiter des hauseigenen Impfzentrums, ist zuversichtlich, dass noch weitere 400 Kollegen sich ebenfalls impfen lassen werden.
Heute sollen die nächsten 60 Impfungen folgen, kurz vor dem Wochenende dann täglich 100. In Volllast ab nächsten Montag sollen täglich 120 Klinikum-Mitarbeiter geimpft werden. Die Reihenfolge ist klar vorgegeben: Als erstes sind die von den Intensivstationen an der Reihe und die, die täglich Kontakt mit Corona-Patienten haben.
Unter ihnen, berichtet Adelmann, sei die Impfbereitschaft deutlich größer. Auch wer sich nach den sechs Wochen der Impfaktion noch impfen lassen wolle, werde berücksichtigt, erklärt Adelmann. Wie Klinikum-Geschäftsführer Sacha Klein (als Verwaltungsmensch nur Impfpriorität drei) rechnet auch er schon früher mit etlichen Nachmeldungen.
Im Fünf-Minuten-Takt sprechen die Impflinge im Zentrum vor, das in einer zurzeit ungenutzten Station der Kinderpsychiatrie eingerichtet wurde. Aus Gummersbach, Waldbröl, der Psychiatrischen Klinik Marienheide und der Psychosomatischen Klinik Bergisch Gladbach werden gleichmäßig verteilt Mitarbeiter eingeladen.
Aus besonders sensiblen Bereichen wie der Intensivpflege werden täglich nur zwei Mitarbeiter geimpft. Ihre Stationen könnten sich im Falle von Nebenwirkungen keine Ausfälle erlauben. Die Mitarbeiter betreten das Impfzentrum, bekommen die Temperatur gemessen, werden EDV-technisch erfasst und erhalten – falls erforderlich – vor der Injektion noch ein Aufklärungsgespräch. Zusätzlich liegen schriftliche Infos zur Impfung und dem Vakzin in 15 Sprachen aus.
0,3 Milliliter werden über eine hauchdünne Nadel injiziert. Je weiter die Nadel in den Muskel des Oberarms eindringt, desto geringer die Reaktionen auf der Haut, sagt Adelmann. Für mögliche gravierende Nebenwirkungen ist man im Krankenhaus – natürlich – bestens vorbereitet. Eine Krankenschwester und ein Anästhesist beobachten die Geimpften, ein Reanimationswagen steht bereit. Danach bleiben die Probanden bis zu 30 Minuten in einem der Wartebereiche. Dann ist die erste Impfung geschafft, in drei Wochen folgt die zweite.
Der Impfstoff wird drei Werktage im Voraus über den Oberbergischen Kreis bestellt. Angeliefert wird er direkt in die Klinik und dort in der hauseigenen Apotheke von Leiter Lars Lemmer und seinen Kolleginnen aufbereitet, einsatzfähig auf Kanülen gezogen und ins Impfzentrum gebracht. Sollte wider Erwarten ein Impfling kurzfristig absagen, stehen Nachrücker auf den Stationen bereit. „Es wird abends kein Impfstoff übrig bleiben“, versichert Adelmann.
Trotzdem hängen im Zentrum Hinweise an potenzielle Einbrecher, dass kein Impfstoff dort zu finden ist. Sollten doch mal Impfdosen über Nacht aufbewahrt werden müssen, geschieht das gesichert, und die Klinikleitung muss die Polizei darüber informieren.
Impfstoff des Kollegen
Für Dr. Markus Sieber, den Chefarzt der Onkologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach, hatte die erste der beiden Corona-Impfungen, die er gestern bekam, auch eine emotionale Note. Zusammen mit Prof. Dr. Ugur Sahin, dem Gründer und Chef des Impfstoffherstellers Biontec, dessen Impfstoff er gestern injiziert bekam, hat Sieber vor 30 Jahren gearbeitet: „Als Doktoranden haben wir gemeinsam im Labor an der Entwicklung von Immuntherapeutika zur Krebsbehandlung geforscht und experimentiert“, erzählte Sieber vor dem Pieks, den ihm sein Kollege Dr. Roland Adelmann verpasste.
Zwar ist es lange her, aber irgendwie sei der Impfstoff auch Ergebnis der damaligen Grundlagenarbeit der beiden. Vergangenes Frühjahr begegnete n sie sich auf einem Kongress. Als Sieber den Kollegen von einst ansprach „hat der mich erst nicht wiedererkannt, es war ja 30 Jahre er. Dann aber hat er sich erinnert und über das Wiedersehen gefreut.“