„Im Krankenhaus dürfen sich keine Erreger weiterverbreiten“, benennt Teamleiterin Anja Klaas das oberste Gebot ihrer täglichen Arbeit
Blick in die KulissenAm Klinikum Oberberg sind Hygienefachkräfte im Dauereinsatz gegen Erreger
Ob Viren, Keime oder Infektionen – alle positiven Befunde bei Patienten landen auf den Schreibtischen, oder besser gesagt im Computer, der Hygienefachkräfte des Klinikums Oberberg. Das Team besteht aus insgesamt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Vier von ihnen haben ihren Arbeitsplatz im Gummersbacher Krankenhaus, die anderen beiden im Krankenhaus Waldbröl. „Aber wir arbeiten auch Standort übergreifend“, erklärt Teamleiterin Anja Klaas.
Das bedeutet, dass nicht nur die Krankenhäuser in Gummersbach und Waldbröl zum Tätigkeitsbereich der Hygienefachkräfte gehören, sondern auch das Zentrum für seelische Gesundheit der Klinik in Marienheide, die Psychosomatische Klinik in Bergisch Gladbach, vier Tageskliniken, das Zentrum für Rehabilitation, Prävention und Pflege (RPP) in Gummersbach sowie sechs Arztpraxen, das Medizinische Versorgungszentrum Oberberg und das ambulante OP-Zentrum in Niederseßmar. Ein ganz schön großes Feld für das sechsköpfige Team.
Was gehört eigentlich zu den Aufgaben der Hygienefachkräfte?
Doch was gehört eigentlich zu den Aufgaben der Hygienefachkräfte am Klinikum Oberberg, das kürzlich mit einem Hygienesiegel (siehe Kasten) ausgezeichnet worden ist? „Viele denken, dass wir den ganzen Tag putzen, aber das stimmt nicht“, betont Anja Klaas. „Fachkraft für Hygiene und Infektionsprävention“ lautet ihre exakte Berufsbezeichnung. Nach der Ausbildung zur Gesundheitskrankenpflegerin sammelte sie zunächst Berufserfahrung und absolvierte dann eine zweijährige Weiterbildung in Vollzeit.
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„Im Krankenhaus dürfen sich keine Erreger weiterverbreiten, das ist unsere Hauptaufgabe“, benennt Klaas das oberste Gebot ihrer täglichen Arbeit, das auch in der Hygieneverordnung NRW festgehalten ist. „Dieses Gesetz ist sozusagen unsere Bibel“, fügt Klaas schmunzelnd hinzu und möchte auch gleich mit einem Vorurteil aufräumen: „Den Krankenhauskeim, wie er genannt wird, gibt es nicht. Es gibt keine Keime, die nur im Krankenhaus vorkommen. Aber natürlich kommen Keime häufiger im Krankenhaus vor als woanders. So hat sich diese Bezeichnung leider im Sprachgebrauch gefestigt“, bedauert sie.
Im Fokus der Hygienefachkräfte des Klinikums Oberberg liegen vor allem multiresistente Keime. „Werden solche bei Patienten festgestellt, erhalten wir eine Information. Dann müssen schnell besondere Maßnahmen ergriffen werden, beispielsweise eine Isolation und angepasste Hygienemaßnahmen, um die Verbreitung zu verhindern“, sagt Klaas.
Für die richtigen Maßnahmen liegen ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen mehr als 250 verschiedene Arbeitsschutzanweisungen – passend zu unterschiedlichen Erregern – vor, die das Team nach und nach selbst verfasst hat und an das Krankenhauspersonal, das mit dem betroffenen Patienten in Kontakt kommt, weitergibt.
Welche Schutzkleidung muss getragen werden? Was muss besonders gereinigt werden? Welche Medikamente sind wirksam? Aber auch: Welche Desinfektionsmittel sind kompatibel mit den medizinischen Geräten? Das alles seien Fragen, die man diesbezüglich beachten müsse, erklärt Klaas. Dabei orientieren sich die Hygienefachkräfte auch an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und arbeiten eng mit den Hygienebeauftragten der Pfleger und Ärzte zusammen. Und komme man selbst einmal nicht weiter, steht eine Krankenhaushygienikerin als Unterstützung zur Verfügung, berichtet Klaas.
Zur Aufgabe der Hygienefachkräfte gehört viel Analysearbeit, unter anderem von positiven mikrobiologischen Befunden, aber auch die Datenerfassung für Statistiken und die Beobachtung neuer Erreger. Dazu kommen in der Praxis viele Begehungen und Kontrollen der Umsetzung der Hygienemaßnahmen wie in den Bereichen Pflege, Küche, Reinigung oder OP. Hinzu kommen regelmäßige Wasserproben und die Schulungen der Hygienebeauftragten. Alles in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt.
„Wir sind mit fast allen Menschen und Abteilungen des Klinikums vernetzt“, sagt Katja Prystaw, die genau das besonders schätzt. „Als ich damals noch in der Pflege gearbeitet habe, kam derjenige, der für die Hygiene zuständig war, immer mit seinem Klemmbrett vorbei, hat in jede Ecke geschaut, sich Notizen gemacht und ist dann wortlos wieder gegangen. Ich fühlte mich dabei immer sehr beobachtet und kontrolliert“, erzählt sie.
Als sie später einen Tag bei den Hygienefachkräften hospitierte, änderte sich ihr Bild von deren Arbeit schlagartig. „Auf einmal war das Krankenhaus für mich so groß und ich habe gesehen, was wir hier alles haben“, sagt sie. Damit es den Menschen in der Pflege nicht so geht wie ihr einst, hat Prystaw auf die Rückseite des Klemmbrettes, das sie bei Begehungen dabei hat, ein Schild geklebt, auf dem steht: „Ich habe ein gutes Gefühl“.
Die Corona-Pandemie sei besonders herausfordernd für ihre Abteilung gewesen, sagt Teamleiterin Anja Klaas, ergänzt aber: „Sie war auch sehr lehrreich und spannend für uns alle. In einem großen Klinikum ein Hygienemanagement aufzubauen, war etwas Besonderes.“
Auszeichnung mit dem Hygienesiegel
Die oberbergischen Kliniken sind mit dem Hygienesiegel des Hygiene-Netzwerks „MRE-Netz Regio Rhein-Ahr“ ausgezeichnet worden. MRE steht für multiresistenten Erreger. 2024 haben in Oberberg „alle unsere Akuthäuser und die Rehakliniken“ die geforderten Qualitätsziele „vollumfänglich erreicht“, sagt Kaija Elvermann, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes.
Das MRE-Netz Regio Rhein-Ahr ist 2010 an der Uniklinik Bonn gegründet worden und „hat die Koordination und Harmonisierung des infektionshygienischen Managements multiresistenter Erreger und anderer Infektionserkrankungen zur Aufgabe“, schreibt der Oberbergische Kreis. Der Kreis gehört mit zehn weiteren Kommunen zu dem Netzwerk.