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Update

„Obst mit Gemüse verglichen“
Oberbergs Landrat reagiert auf Berichterstattung zum Kreishaus II

Lesezeit 4 Minuten
Eine Visualisierung des Anbaus.

Die Lage und Anbindung an das bestehende Hochhaus erforderten „komplexe baulogistische Maßnahmen“.

Derweil ist bekanntgeworden, dass ein Gummersbacher Geschäftsmann dem Kreis eine moderne Büro-Immobilie in Wiehl angeboten hat.

Im Zusammenhang mit den Plänen für ein neues Kreishaus in Gummersbach sagt der Oberbergische Kreis, dass eine Vergleichbarkeit des Projekts an der Moltkestraße mit anderen Behördenbauten – wie etwa dem Polizeineubau in Ennepetal (wir berichteten) – „nur bedingt möglich ist“. Und am Mittwochnachmittag hat Landrat Jochen Hagt persönlich mit einer Pressemitteilung auf die Berichterstattung in dieser Zeitung reagiert.

Darin greift er die Aussagen des langjährigen Geschäftsführers der Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft (GWG), Volker Müller, auf und sagt, dass es ihn „verwundere, wenn ein Geschäftsführer einer städtischen Gesellschaft wie aus dem Nichts auf Nachfrage der OVZ offensichtlich bar jeder Sachverhaltskenntnis zu dem Ergebnis kommt, dass das Bauvorhaben viel günstiger umgesetzt werden kann. Zumal offensichtlich Obst mit Gemüse verglichen wird, soweit es um Fragen der Geschossflächen usw. geht“.

Hagt sagt auch, dass Ergebnis aller Prüfungen gewesen sei, dass eine Zentralisierung der Verwaltung auf dem eigenen Grund und Boden und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kreishaus unter dem Aspekt der Kosten-Nutzen-Relation die beste Lösung sei. „Alle Voraussetzungen wurden geschaffen, Geld wurde bereits investiert und ich bin der festen Überzeugung, dass diese Lösung nicht nur die beste, sondern auch die nachhaltigste und wirtschaftlichste ist“, so der Landrat.

Kreishaus II: „Topografie des Grundstücks“ als ein Grund der Kosten

Als Gründe für die Kosten zählt der Kreis unter anderem „die Herrichtung und Erschließung sowie die Topographie des Grundstücks“ auf. Die innerstädtische Lage und die Anbindung an das bestehende Hochhaus erforderten darüber hinaus auch „komplexe baulogistische Maßnahmen“, heißt es. Ferner verursache die Aufteilung in drei Abschnitte zusätzliche Interimskosten.

Die Kostenschätzung für die Zentralisierung der Kreisverwaltung basiere auf einer detaillierten Planung und sei mit dem Projektsteuerungsbüro BMP Baumanagement erstellt worden. „Sie umfasst nicht allein die Baukosten, sondern alle Kosten, die bereits seit 2017 angefallen sind und bis zur Fertigstellung anfallen werden sowie ein Kostenrisiko von fünf Prozent und einen üblichen Generalunternehmer-Zuschlag von 20 Prozent“, schreibt Jonas Goße aus dem Leitungsstab im Kreishaus.

Millionenprojekt: Grüne fordern Kostenanalyse zum Kreishaus II

Im Rahmen des Projektes sei eine „seriöse und sorgfältige Kostenermittlung“ erfolgt, in der alle projektspezifischen Faktoren berücksichtigt worden seine, wie Goße weiter betont. Auch mit den Bedarfen habe sich die Verwaltung im Rahmen der im letzten Jahr durchgeführten Potenzialanalyse nochmals eingehend beschäftigt. Angesichts der Baupreisentwicklung und einer Steigerung von 50 Prozent seit Wettbewerbsbeginn würde ein weiteres Aufschieben des Projektes lediglich zusätzliche Kosten verursachen, heißt es weiter vom Kreis.

Derweil ist inzwischen auch bekanntgeworden, dass ein Gummersbacher Geschäftsmann (Name der Redaktion bekannt) dem Kreis bereits vor geraumer Zeit eine moderne Büro-Immobilie mit einer Fläche von 5000 Quadratmetern im benachbarten Wiehl angeboten hat. Draußen vor der Tür gibt es mehr als 200 Parkplätze. Auf Nachfrage sagte der Geschäftsmann dieser Zeitung, dass er das Gebäude dem Kreis für fünf Millionen Euro angeboten habe. Nach einer energetischen Sanierung und dem Einbau von Wärmepumpen für weitere 7,5 Millionen könnte der Kreis in ein hochmodernes Verwaltungsgebäude einziehen. Aber auch eine Vermietung an den Kreis kann er sich vorstellen. Nach einem Ortstermin mit Kreisbaudezernent Felix Ammann habe er aber nichts mehr gehört.

Am Donnerstag soll der Kreistag einen Baubeschluss für das 93-Millionen-Projekt   fassen. Und das wenige Wochen nach der erstmaligen Vorlage belastbarer Kosten. Während Fraktionen wie der SPD das alles viel zu schnell geht und daher auch einen Veränderungsantrag stellen wird, scheint die Mehrheit im Kreistag   den Beschluss in der noch aktuellen Besetzung noch vor den Kommunalwahlen unter Dach und Fach bringen zu wollen, wie es von Beobachtern heißt.

Am Mittwochnachmittag wurde zudem ein Antrag der Grünen bekannt. Sie fordern „angesichts der erheblichen Kostensteigerungen beim geplanten Bauprojekt zur Zentralisierung der Kreisverwaltung die Durchführung einer unabhängigen Kostenanalyse“. Diese Analyse soll Vergleichsdaten ähnlicher Bauvorhaben einbeziehen, um die Angemessenheit der veranschlagten Kosten zu überprüfen. Ziel sei es, „Transparenz zu schaffen und sicherzustellen, dass diese öffentlichen Mittel effizient und verantwortungsvoll eingesetzt“ werden.