Die Caritas hat am Donnerstag noch einmal deutlich gemacht was es bedeutet, wenn ihre Anlaufstellen in Gummersbach geschlossen werden.
Sozialer KahlschlagCaritas will in Gummersbach weiter Türen öffnen
Die Caritas im Erzbistum Köln reagiert auf das Aus der Möbelwelt in Gummersbach-Mühlenseßmar zur Jahresmitte und das drohende Ende für das Sozialkaufhaus an der Wilhelmstraße und startet ihre Jahreskampagne diesmal in Gummersbach – so dass die prekäre Lage hier vor Ort noch einmal in den Fokus kommt. Wie berichtet hat das Jobcenter Oberberg den freien Trägern in der Region insgesamt zwei Millionen Euro gestrichen, so dass Maßnahmen nicht verlängert werden können.
Für den Caritasverband, dem allein 500.000 Euro weggenommen werden, Grund genug, seinen Kampagnenstart ausschließlich diesem Thema zu widmen. Der Titel „Caritas öffnet Türen“ passt zur Lage in der Kreisstadt wie die berühmte Faust aufs Auge, fand dann auch Oberbergs Finanzvorstand Andreas Rostalski. Ob der soziale Kahlschlag noch abgewendet werden kann? Noch gibt es keine entsprechenden Signale aus dem Jobcenter, wie gestern bei der Caritas zu hören war, so dass es bei den bekannten Zahlen bleiben wird: Für bis zu 39 Frauen und Männer, die zurzeit im Caritas-Kaufhaus und den Caritas-Wohnwelten beschäftigt sind, enden damit die Jobperspektiven.
14 Mitarbeitende der Caritas sind auch betroffen
Ebenfalls von den Schließungen betroffen sind 14 Caritas-Mitarbeitende wie Fachanleiter und Sozialpädagoginnen. Einer dieser Betroffenen ist Markus Augsburger. Er leitet die Möbelwelt und das Sozialkaufhaus als Fachkoordinator. 2016 tauschte er laut eigener Aussage seinen guten Job bei Rewe gegen den bei der Caritas. Bis heute sei er davon begeistert, wie vielen Menschen in den Einrichtungen geholfen werde. „In Gummersbach wird etwas fehlen, wenn die geschlossen werden“, so Augsburger.
Alles zum Thema Erzbistum Köln
- Sinkende Mitgliederzahlen So viele Christen kehrten im Rhein-Sieg-Kreis der Kirche den Rücken
- 850.000 Euro Schadenersatz gefordert Landgericht sieht Kirche haftbar für Missbrauchstaten eines Messdienerleiters
- Woelkis Sparmaßnahmen Jetzt wird es richtig heftig
- Fragen und Antworten Erzbistum Köln will am Dom sparen – Was Besucher jetzt wissen sollten
- Pastorale Einheit Markus Hoitz (64) wird leitender Pfarrer auch in Bad Honnef und Unkel
- Einst gegen die Kälte angesungen Kirchenchor aus Brühl erkundet 400-jährige Geschichte
- Bibbern im Gotteshaus Gemeinden drehen in den Kirchen die Heizungen runter und sparen viel Geld
Im Rahmen eines Pressegesprächs machten die Protagonisten der Caritas noch einmal deutlich, worum es geht, wenn nicht nur die Möbelwelt, sondern auch das Sozialkaufhaus als niederschwellige Anlaufstelle für Themen wie Schwangerenkonfliktberatung, Drogen- oder Schuldnerberatung wegfallen. Rostalski betonte, dass der Verband nicht nur Türen von innen für Hilfesuchende öffne, sondern diese auch dabei begleite, um Türen von außen zu öffnen. Das war Bildsprache, die jeder verstand.
Mittelkürzung schränken die Arbeit ein
Der Finanzmann betonte aber auch, dass die Caritas mit den Herzen der Mitarbeitenden zwar viel erreichen könne, am Ende aber die Mittelkürzungen auch die Arbeit einschränken würde. Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel ging sogar so weit zu sagen, dass der soziale Frieden auf dem Spiel stehe, wenn Teilhabe verwehrt werde und Türen zugeschlagen würden.
Oberbergs Caritasdirektor Peter Rothausen musste mit den Tränen ringen, als er davon berichtete, nach 37 Jahren bei der Caritas im Mai aufzuhören und das Gefühl habe, im Bereich Arbeit und Beschäftigung nichts bewirkt zu haben. Das belaste ihn. Rothausen betonte am Donnerstag noch einmal, dass er nach wie vor vom Jobcenter keine Antwort auf die Frage bekommen habe, warum das Center hier in Oberberg im Vergleich zu denen in der Nachbarschaft derart herbe Einschnitte für 2025 habe hinnehmen müsse. Offen ist auch eine Antwort darauf, wie das Jobcenter hier am Ort die Mittel verteilt.