Lindlar – Wie sieht Ihr Tagesablauf im Ministerium aus und was hat sich durch die Corona-Krise verändert?
Mein Tagesablauf war eigentlich schon immer voll. Aber die Arbeit ist sehr monothematisch geworden. Es geht fast nur noch um Corona. Bei uns im Gesundheitsministerium natürlich noch mal in besonderer Weise. Die Corona-Epidemie steht im Vordergrund und das ist natürlich eine sehr fordernde Arbeit.
Die sonst üblichen und regelmäßigen Arbeitsabläufe sind fast vollständig verschwunden. Viele Besprechungen finden nun als Telefonkonferenzen statt und es gibt in der Regel keine externen Sitzungen mehr. Es herrscht eine ganz andere und vor allem angespannte Atmosphäre.
Sie können nicht alles im Home Office erledigen und müssen noch in Ihr Büro nach Düsseldorf fahren. Können Sie sich da überhaupt vor einer Ansteckung schützen?
Wir achten natürlich sehr auf die entsprechenden Hygienevorschriften. Wenn wir mal mit externen Leuten zusammenkommen, halten wir großen Abstand zueinander. Ansonsten telefonieren wir innerhalb des Ministeriums viel mehr als vorher und gehen nur noch zu zweit in die Kantine.
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Die Tische stehen da sehr weit auseinander. Doch trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen können auch wir im Ministerium natürlich nicht vollständig ausschließen, uns anzustecken. Wir alle sind weiterhin bei unseren Familien zuhause und haben Kontakte auch außerhalb des Büros.
Haben sich auch die Arbeitsstrukturen und Aufteilungen im Ministeriums und in Ihrer Abteilung verändert?
Ja, unsere sechs Abteilungen im Haus haben sich grundlegend neu aufgeteilt. Es besteht ein neues Organigramm für das Ministerium, angepasst an die Corona-Krise. Wir haben hier viele Fachleute, die auf einzelne Fachbereiche spezialisiert sind und sich nur noch mit diesen Bereichen befassen. Also zum Beispiel Infektiologie, Rechtsfragen oder auch die Fragen rund um die Beschaffung neuer Schutzkleidung für medizinische Bereiche.
Sie sprechen die Schutzkleidung an. Zurzeit herrscht ein großer Mangel an Atemschutzmasken. Viele Hausärzte in lokalen Regionen, auch hier in Wipperfürth und Lindlar, haben zu wenig. Wie können Sie den Betroffenen helfen?
Wir haben vom Land für über 300 Millionen Euro neue Schutzkleidung geordert. Aber die Beschaffung ist schwierig. Der Weltmarkt ist komplett zusammengebrochen. Nicht nur wir in Nordrhein-Westfalen brauchen die Ausrüstung, es gibt eine weltweite Nachfrage. Aber wir erhalten kontinuierliche Lieferungen und ich bin zuversichtlich, dass sich die Lage verbessern wird.
Die eingetroffene Schutzkleidung wird über die fünf Bezirksregierungen verteilt. Aber das Land kann nur ergänzen. Jede Einrichtung ist auch selbst gefordert. Zuversichtlich bin ich zurzeit mit den Vorräten des einfachen Mund-Nasen-Schutzes, schwieriger ist dagegen die Besorgung der FFP2-Masken. Auch in Nordrhein-Westfalen werden nun Firmen in die Produktion dieser Masken einsteigen.
Zeigt dieser Mangel in der Corona-Krise, dass benötigte medizinische Mittel wie Schutzkleidung auch im eigenen Land produziert werden sollten? Wird es nach Corona Änderungen geben?
Ja, das ist auch eine allgemeine Auffassung in der Landesregierung. Das wird eine Lehre für die Zukunft sein. In der Krise selbst verändert man keine Strukturen. Aber dass so einfache Produkte wie Schutzmasken, die sonst nur ein paar Cent kosten, wegfallen und für so einen Mangel sorgen, gibt uns allen zu denken.
Zur Person
Edmund Heller wurde 1953 in Lindlar geboren. Nach dem Abitur studierte er seit 1973 zunächst Agrarwissenschaften, ab 1974 zu Germanistik und Philosophie.
Er arbeitete ein Jahr als Lehrer, war wissenschaftlicher Mitarbeiter und wurde 1986 zum Dr. phil promoviert. Bis 1996 arbeitete Heller als Assistent an der Universität Freiburg, bis 2000 in der Wirtschaft.
Von 2000 bis 2005 und von 2006 bis 2009 war er Büroleiter der CDU-Landtagsfraktion in Düsseldorf, von 2010 bis 2014 deren Geschäftsführer. Bis 2017 arbeitete er im NRW-Landwirtschaftsministerium, im gleichen Jahr wurde er zum Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales berufen.
Edmund Heller lebt in Lindlar, er ist verheiratet und hat drei Kinder. (cor)
Daraus wird man mit Sicherheit Konsequenzen ziehen, übrigens auch in Bezug auf die Medikamentenversorgung. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann führt eine Liste, auf der er alles notiert, was nach der Krise in Angriff genommen werden muss. Und das steht da sicher auch drauf.
Schutzkleidung wird teilweise zu horrenden Preisen angeboten. Wie sehen Sie das und wie reagieret das Ministerium darauf?
Wir haben uns im Gesundheitsministerium auf ein pragmatisches Vorgehen geeinigt. Auch in unseren Bestellungen gibt es ein Limit und wir sind nicht bereit, unverschämte Preise zu zahlen. Aber ich muss auch ehrlich sagen: Wir sind zurzeit nicht in der Situation, dass wir Angebote leicht ausschlagen können. Schutzkleidung ist zurzeit ein knappes Gut. Aber wir beobachten den Markt natürlich auch sehr genau. Wenn in Deutschland bald auch mehr Schutzkleidung produziert wird, hat das sicher auch Auswirkung auf das Preisgefüge.
Wie stehen Sie den diskutierten weiteren Lockerungen der aktuell geltenden Corona-Regelungen gegenüber? Ist das möglich, oder ist es dafür noch zu früh?
Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir noch eine längere Zeit mit der Pandemie leben müssen. Vor dem nächsten Jahr wird es nach Ansicht vieler Virologen keine Wirkstoffe gegen Corona geben. Die Regelungen, die wir getroffen haben, sollen dazu dienen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verzögern. Wir müssen unser Gesundheitssystem funktionsfähig halten. Die Wirtschaft muss nun stückweise wieder in Gang gebracht werden, aber ohne ein kritisches Wachstum des Virus auszulösen.
Ich bin zuversichtlich, dass das funktionieren wird, natürlich unter der Einhaltung der entsprechenden Hygienemaßnahmen. Von vielen Menschen wird gerade sehr viel Disziplin erwartet. Nicht jeder wohnt auf dem Land und hat einen Garten, sondern wohnt vielleicht mit drei Kindern in einer Etagenwohnung ohne Balkon. Die Menschen gehen sehr verantwortungsvoll mit der ganzen Situation um.