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Einen Moment die Sorgen vergessenKinder aus Ukraine trainieren beim VfL Gummersbach

Lesezeit 4 Minuten

Geduldig erklärt Stanislav Zhukov den Mädchen und Jungen die Grundzüge der für sie unbekannten Sportart Handball.

Gummersbach – Anfangs noch etwas unsicher betreten elf kleine Handballerinnen und Handballer am Mittwochabend das Spielfeld der für sie großen Gummersbacher Schwalbe-Arena. Mit ihnen ist Handballspieler Stanislav Zhukov in die Sporthalle gekommen, der den Kindern die Halle zeigt, in der selbst in der Bundesliga für den VfL gespielt hat. Zhukov erzählt dem Nachwuchs von der Geschichte des Vereins.

In Gummersbach eine zweite Heimat gefunden

„Wir fühlen uns hier sehr wohl, aber in Gedanken sind wir jeden Tag bei unseren Familien, die nach wie vor in der Ukraine sind“, erzählt Handball-Profi Stanislav Zhukov. Mit Beginn des Kriegs in der Ukraine hatte er seinen laufenden Vertrag beim russischen Verein ZSKA Moskau gekündigt und war er mit Frau und Sohn nach Gummersbach gekommen, wo er bereits von 2017 bis 2019 wohnte, als er beim VfL spielte.

Nach dem Abstieg hatte er seinen Vertrag aufgelöst und war zunächst in seine Heimat zurückgekehrt. Als Zhukov Moskau jetzt verlassen wollte, hatte der VfL ihn ohne zu zögern erneut unter Vertrag genommen, um ihm in Gummersbach ein sicheres Zuhause zu geben.

Täglich telefonieren er und seine Frau mit ihren Familien, berichtet Zhukov. Seine Familie lebe in einer Region an der polnischen Grenze, die Familie seiner Frau in der Südukraine nahe Odessa am Schwarzen Meer. „In beiden Orten ist es jetzt noch ruhig. Zum Glück ist dort noch nicht der Krieg mit schweren Waffen ausgebrochen“, erzählt Zhukov, der sich aber dennoch große Sorgen macht. (lth)

All das geschieht in Zhukovs Muttersprache, denn die Kinder der 5. bis 8. Klasse sind vor einigen Wochen vor dem Krieg in ihrer ukrainischen Heimat geflohen. Mittlerweile besuchen sie die Gesamtschule Marienheide und sollen nun einmal in der Woche die Möglichkeit haben, in der Schwalbe-Arena Handball zu spielen und für kurze Zeit all ihre Sorgen zu vergessen.

Handball-Schule Oberberg macht das Angebot möglich

Angeboten wird das Training für die ukrainischen Schülerinnen und Schüler aus Marienheide von der Handball-Schule Oberberg, denn die Gesamtschule ist Partnerschule der Akademie. „Wir möchten, dass die Kinder einfach mal abschalten können und einfach Freude durch den Sport haben“, sagt Jörg Bohrmann, Leiter der Handball-Akademie. Die Akademie plane, das Angebot künftig auch über die Gesamtschule Marienheide hinaus anderen Schulen anzubieten, so Bohrmann . „Wir bieten jeden Mittwoch ein Training für die Kinder an. Erstmal bis zu den Sommerferien. Und wenn es gut anläuft vielleicht auch darüber hinaus“, berichtet der Akademie-Leiter.

Bohrmann ist froh, dass durch Stanislav Zhukov auch die Verständigung mit den Kindern gut klappt. Das Schnuppertraining am Premierenabend nimmt jetzt Fahrt auf. Nach einigen Aufwärmübungen halten die Mädchen und Jungen nun alle einen Handball in den Händen und versuchen sich an den ersten Pässen. Handball ist für alle neu.

In der Ukraine wird eher Fußball gespielt

„In der Ukraine wird in der Schule eher Fußball, Volleyball oder Basketball gespielt“, weiß Zhukov, der den Kindern schon auf der Fahrt von Marienheide nach Gummersbach zumindest grob erklärt hat, worum es beim Handball geht. „Ich habe ihnen gesagt, es gibt einen Ball und es gibt Tore. Das ist erstmal das Wichtigeste“, sagt er und lacht. Und so landet der ein oder andere Ball auch mal am Fuß statt in den Händen. Das Eis in der Gruppe ist aber schnell gebrochen und die Berührungsängste mit dem Handball auch. Nach und nach werden die Kinder mutiger und am Ende des Trainings wird sogar aufs Tor geworfen.

„Das Spiel ist interessant. Es gefällt mir“, sagt Anna, die in der Ukraine nur mit Fußball in Berührung gekommen ist. Ähnlich ging es Pavel. „Ich habe mal Basketball gespielt, aber meine Eltern hatten Angst, dass ich mich an den Fingern verletze. Deswegen bin ich zum Volleyball gewechselt“, sagt er zu seinen Erfahrungen mit Ballsportarten. Was Pavel neben dem Handball besonders begeistert, ist die große Schwalbe-Arena. Immer wieder schaut er sich mit großen Augen in der Spielstätte um.

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Am Ende verlassen die Kinder mit einem Lächeln die Halle. Stanislav Zhukov hofft nun, dass sich das Handballtraining in den Schulklassen positiv herumspricht. „Dann kommen in den nächsten Wochen hoffentlich noch mehr Kinder mit“, meint er. Der Profi möchte noch mehr Kindern aus seiner Heimat eine Abwechslung bieten.