In Oberberg gibt es 18 Ausbildungspraxen der Uni Köln, doch Studierende ziehen die Ballungsräume vor. Das hat Gründe.
ÄrztemangelWie Oberberg mehr Medizinstudenten aufs Land locken kann

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Bei Berichten über den Ärztemangel auf dem Land konzentriert man sich oft auf Zahlen: Quoten, Fördergelder für Praxisgründer und erleichterter Zugang zu Studienplätzen. Dabei haben Landarztpraxen einen Trumpf im Ärmel, den sie ausspielen können: Vielfalt.
Professorin Dr. Beate Müller von der Uni Köln, die das Institut für Allgemeinmedizin leitet, betont: „Keine Fachrichtung ist so vielseitig wie die Allgemeinmedizin.“ Die 40-Jährige hat kürzlich den Praxisalltag in Oberberg erkundet.
Müller besuchte Christian Franchy, einen Hausarzt mit Praxen in Lindlar und Wiehl-Drabenderhöhe. Gemeinsam mit fünf angestellten Ärztinnen behandelt der 53-Jährige jährlich etwa so viele Patienten wie eine durchschnittliche NRW-Kleinstadt Einwohner hat.
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Zahn Praktikanten in zehn Jahren
Seit mehr als zehn Jahren ist Franchy Partner der Uni Köln. Insgesamt gibt es 18 Lehrpraxen der Kölner Medizinfakultät in Oberberg und 200 im gesamten Rheinland. „Etwa 50 davon sind sehr engagiert“, erklärt Müller.

Ptofessorin Dr. Beate Müller ist Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uni Köln, sie ließ sich von Christian Franchy seine Hausarztpraxen in Lindlar und Wiehl im Oberbergischen Kreis zeigen.
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Die Ausbildungspraxen bieten den Studierenden Blockpraktika an. Angehende Ärzte absolvieren zwischen dem achten und neunten Semester an zehn aufeinanderfolgenden Tagen ein Praktikum in diesen Praxen, um den Arbeitsalltag, Arbeitsabläufe und Patientenkontakt kennenzulernen.
Christian Franchy hat in den letzten zehn Jahren etwa zehn Studierende betreut. Nicht alle entscheiden sich später für eine Tätigkeit als Hausarzt, aber „ich halte bis heute Kontakt mit vielen“, berichtet der Arzt.
Es braucht Praxen, die unsere Studierenden für die Allgemeinmedizin begeistern
Franchy würde gerne mehr Medizinstudenten nach Lindlar und Drabenderhöhe locken. Er sieht den Kontakt zu den Studierenden als vorteilhaft an: Die Praxen knüpfen Netzwerke und bleiben auf dem neuesten Stand der Forschung.
Auch Professorin Müller würde gerne mehr Studierende aufs Land schicken, um Praxiserfahrung zu sammeln. Sie betrachtet das Praktikum als ersten Schritt, um angehende Mediziner für die Arbeit außerhalb der Ballungsräume zu begeistern: „Aber ich kann niemanden dazu zwingen.“
Die Gründe, warum sich weniger Studierende für ein Praktikum auf dem Land als in einer Stadtpraxis entscheiden, sind oft rein praktischer Natur, stellt Christian Franchy fest: „Wie komme ich ohne Auto überhaupt ins Oberbergische?“
Dabei könnte die Region die knapp zwei Wochen Praktikumszeit nutzen, um sich ihrerseits bei den zukünftigen Ärzten zu bewerben. Zum Beispiel mit einer einfachen Unterkunft und Wochenendaktivitäten, wie Franchy erklärt. Einige Gemeinden in Süddeutschland haben bereits begonnen, Studierenden E-Autos zur Verfügung zu stellen, berichtet Müller.
Ideen für attraktivere Blockpraktika
Das Treffen in den Praxen in Lindlar und Drabenderhöhe diente vor allem dem Austausch zwischen Arzt und Professorin und soll Ideen für die Zukunft liefern. Beide haben Ideen, wie ein ideales Praktikum auf dem Land aussehen könnte.
Von fachlichen Angeboten wie dem Besuch einer Rettungswache, der Leitstelle oder eines Pflegeheims bis hin zu Freizeitaktivitäten wie Klettern in der Lindlarer Boulder-Halle oder einem Besuch auf Panarbora. Für Beate Müller steht fest, dass auch die Universität Köln von dem Programm profitiert: „Es braucht Praxen, die unsere Studierenden für die Allgemeinmedizin begeistern.“