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Serie

„Mein ältester Schatz“
Jurorin Marie Kramm aus Lindlar hält einen alten Sessel in Ehren

Lesezeit 5 Minuten
Marie Kramm sitzt auf ihrem Schatz-Sessel.

Der dunkelgrüne Sessel hat im Wohnzimmer von Marie Kramm in einem Erker seinen Platz gefunden.

Für unseren Sommerwettbewerb suchen wir mit der Volksbank Oberberg die Schätze der Oberberger. Jurorin Marie Kramm erzählt von ihrem Schatz.

Wenn Marie Kramm ihren ältesten Schatz zeigen möchte, lädt sie zu sich nach Hause, nach Köln-Mülheim, ein. Denn ihr persönlicher Schatz ist nicht ganz so leicht zu transportieren. Es ist ein dunkelgrüner Sessel mit Lehnen und Füßen aus dunklem Holz – vermutlich aus den 50er oder 60er Jahren, hat Kramm recherchiert.

Die 33-Jährige ist Teil der Jury unseres diesjährigen Sommerwettbewerbs in Kooperation mit der Volksbank Oberberg unter dem Motto „Mein ältester Schatz“. Dabei sind Dinge gesucht, die nicht nur alt, sondern vor allem einen besonderen persönlichen Wert haben. Bei Marie Kramm, die als Wissenschaftliche Referentin im Bereich Museumspädagogik im LVR-Freilichtmuseum in Lindlar arbeitet, ist es eben dieser alte Sessel, von dem sie sich nie trennen kann und möchte.

Den alten Sessel aus dem Regen gerettet

Der Sessel hat in ihrem Wohnzimmer in einem Erker am Fenster seinen Platz gefunden. Doch wie hat er seinen Weg zu Marie Kramm gefunden? Vor mehr als zehn Jahren absolvierte die heute 33-Jährige ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Kultur an einer Kunsthochschule in Hessen im Projektmanagement. Dort fiel ihr der grüne Sessel gleich ins Auge. „Ich fand den sofort wunderschön, aber er wurde damals total vernachlässigt. Er stand im Verwaltungsgebäude auf dem Flur und teilweise auf einem Balkon, wirkte total verloren und hat seinem Dasein gefristet. Ich habe mir sofort gedacht, der darf doch nicht im Regen stehen“, erzählt sie.

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Nach einem Umzug des Verwaltungsbüros, wanderte der Sessel in das Atelier, das von den Studierenden genutzt wurde, und diente dort teils als Ablagefläche. Als Marie Kramm nach einem Jahr schließlich ihr FSJ beendete, überreichten ihr die Kolleginnen und Kollegen zu ihrer Überraschung den Sessel als Abschiedsgeschenk. „Sie wussten, dass mir der Sessel am Herzen liegt. Ich habe damit natürlich überhaupt nicht gerechnet und mich sehr darüber gefreut“, erzählt Kramm.

Der Schatz hat schon viele Umzüge mitgemacht

Nach dem FSJ in Hessen zog die junge Frau für ihr Studium nach Görlitz. Es sollte nicht der erste Umzug sein, den der Sessel mitmachen würde. Zur Freude ihrer Familie und der Umzugshelfer reiste der Sessel fortan mit Kramm einmal quer durch Deutschland, weiter ins Saarland und schließlich nach Köln.

„Sessel des Wissens“ hat Marie Kramm ihr Lieblingsstück getauft, denn dieser soll früher im Rektorenzimmer der Kunsthochschule gestanden haben. „Darauf hat sicher so mancher schlaue Kopf gesessen.“

Der Schatz weckt Emotionen und Erinnerungen

Alte Dinge berühren sie, erklärt Kramm, die im Bachelor Kultur und Management und im Master Kulturwissenschaften und Anthropologie studiert hat und sich schon oft die Frage gestellt hat: „Was treibt Menschen an und wie hängen Objekte damit zusammen?“ So gehören viele Gegenstände in ihrer Wohnung nicht einfach nur zu ihrem Alltag, sondern lösen bei Kramm auch Emotionen und Erinnerungen aus. „In dem Sessel sehe ich mich heute noch oft sitzen und für Klausuren lernen“, erzählt sie, während sie sich in den weichen Sitz mit Federung fallen lässt.

Repariert hat Kramm an dem Sessel, der sich in einem erstaunlich guten Zustand befindet, bislang nichts. „Nur ein Knopf ist abgefallen. Den muss ich bei Gelegenheit wieder annähen“, sagt sie. Sie merke aber, dass der Sessel bereits von anderen geliebt worden zu sein scheint, denn unter der Sitzfläche sind nachträglich und laienhaft neuere Holzleisten befestigt worden, um den Sessel zu stabilisieren.

Ihre Leidenschaft für ältere Schätze hat Kramm heute zu ihrem Beruf gemacht. Nach einem Volontariat im Bereich Volkskunde im Lindlarer LVR-Freilichtmuseum, ist sie dort seit 2021 in der Museumspädagogik tätig und plant und konzipiert Ausstellungen sowie Mitmachaktionen. „Mich beschäftigen Lebens- und Arbeitskulturen im Bergischen Land und die Objekte, die dazugehören. Es ist spannend zu verstehen, was Menschen antreibt“, sagt sie.

Diese früheren Lebensweisen versucht Marie Kramm, im Lindlarer Museum auch kindgerecht darzustellen und somit bestenfalls eine Verbindung zwischen Generationen zu schaffen. Denn man könne sehr viel aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen, betont sie abschließend.


Jetzt mitmachen

Mit der Volksbank Oberberg suchen wir in diesem Sommer Ihre Geschichte über Ihren persönlichen Schatz. Schreiben Sie ein paar Zeilen an die Lokalredaktion Oberberg per E-Mail oder per Post. Sie dürfen auch ein Foto mitschicken.

Post geht an: Lokalredaktion Oberberg Stichwort: „Schatz“, Kaiserstraße 1, 51643 Gummersbach.

Unsere E-Mail-Adresse lautet: sommerwettbewerb@ksta-kr.de

Einsendeschluss ist der 22. Juni. Sehr wichtig: Vergessen Sie nicht, für Rückfragen Namen, Anschrift und Telefonnummer anzugeben – vorzugsweise eine Mobiltelefonnummer. Die 20 besten Bewerberinnen und Bewerber wird unsere Redaktion kontaktieren, besuchen und Ihre Geschichte in der Zeitung erzählen. Aus diesen Finalisten wählt eine Jury nach den Sommerferien die Erstplatzierten aus. Sie werden am 8. Oktober im Forum der Volksbank Oberberg in Wiehl geehrt. Viele Gewinne warten auf die Teilnehmer des Sommerwettbewerbs 2024.

Unter den 20 Finalisten verteilen wir Geldpreise in Höhe von insgesamt 3450 Euro. Der Erstplatzierte bekommt 1000 Euro, der Zweitplatzierte 500 Euro und der Drittplatzierte 250 Euro. Alle weiteren Finalisten von Platz 4 bis 20 erhalten jeweils 100 Euro. Unter allen Teilnehmern, die sich mit einer Geschichte bei uns melden, verlosen wir weitere attraktive Preise.