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Nach HochwasserAlle Dokumente in Nümbrechter Gemeindearchiv gerettet

Lesezeit 3 Minuten

Alle Dokumente konnten gerettet werden.

Nümbrecht – 27 Zentimeter hoch stand das Wasser am vergangenen Freitag im Archiv der Gemeinde Nümbrecht. Mehrere Hundert historische Dokumente wurden dabei nass. Doch jetzt hat Birgit Ludwig-Weber, die das Archiv seit zweieinhalb Jahren betreut, Entwarnung gegeben: „Alle Dokumente konnten gerettet werden.“

Wie sie begann das Drama am Freitagabend um halb zehn, als ihr Handy klingelte. Eine Kollegin war dran. „Du musst sofort kommen, das Archiv ist voll Wasser gelaufen.“ Birgit Ludwig-Weber, die eben noch in ihrem Heimatort Schönhausen in Sachen Überschwemmung unterwegs war, eilte sofort ins Rathaus, wo das Archiv untergebracht ist, und sah sich die Bescherung an. Im ganzen Archiv waren die Bestände in den untersten Regalreihen nass geworden.

Wasserschieber im Einsatz

„Als ich ankam“, berichtet Ludwig-Weber, die das Gemeindearchiv seit zweieinhalb Jahren betreut, „waren schon viele Kollegen mit Wasserschiebern im Einsatz.“ Die nassen Unterlagen wurden zunächst aufgefächert auf Tische gelegt, die die Hausmeister schon herbeigeholt und aufgestellt hatten. „Die Kollegen haben erkannt, welche Not ich hatte, und haben bis Mitternacht geholfen.“ Dafür ist sie ihnen überaus dankbar.

Im Bild Archivalien, die zum Trocknen ausgelegt sind. Nicht im Bild: Das laute Brummen der Trocknungsgeräte.

Und damit war die Gefahr fürs Erste auch gebannt. Samstags war Birgit Ludwig-Weber dann natürlich wieder den ganzen Tag vor Ort, um sich mal grundsätzlich einen Überblick zu verschaffen, welche der Akten in der Brühe gestanden und welche bestände Schaden genommen hatten. Denn im Gemeindearchiv lagern Tausende Dokumente und Akten , deren Ursprung teilweise bis ins Jahr 1790 zurückreichen.

Und tatsächlich wurden durch das Hochwasser auch ältere, bis zu 200 Jahre alte Schätzchen in Mitleidenschaft gezogen. Um so größer die Erleichterung bei Ludwig-Weber, dass kein einziges Dokument verloren gegangen ist.

Laute Trocknungsgeräte am Werk

Inzwischen brummen im Kellergeschoss des Rathauses, wo das Gemeindearchiv untergebracht ist, laute Trocknungsgeräte, auch in einem Raum nebenan, in dem Birgit Ludwig-Weber gerade eine besondern feuchte Akte verpackt. Es sieht aus, als würde sie das historische Dokument in Frischhalte-Folie einschlagen. Tatsächlich handelt es sich um eine Stretchfolie, und die entstammt einem Notfallset, das aus vier Kisten besteht und das sich die Gemeinde Nümbrecht Anfang dieser Woche im Kreisarchiv von Manfred Huppertz in Gummersbach ausgeliehen hat. Die vier Kisten beinhalten so ziemlich alles, was bei Wasserschäden in einem Archiv benötigt wird: Angefangen bei Gummistiefeln in verschiedenen Schuhgrößen über Overalls, aber auch Plastiksäcke, sonstige Verpackungsutensilien – und eben eine Vorrichtung für Stretchfolie.

„Darin werden Akten, die besonders nass und durchfeuchtet sind, eingewickelt“, erklärt Ludwig-Weber. „Sie müssen dann bei minus 20 Grad schockgefroren werden, ehe sie nach ein paar Wochen bei Spezialfirmen getrocknet werden können.“ Beim Schockgefrieren habe die Firma Heiner Weiß aus Homburg-Bröl sofort Hilfe zugesagt, zeigt sich die Archivbetreuerin dankbar.

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Am Dienstag kamen Fachleute des in Pulheim ansässigen Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) nach Nümbrecht. Dr. Gregor Patt und Antje Brauns, eine Expertin für Papierrestaurierung, nahmen die Schäden und alle betroffenen Archivalien in Augenschein. „Sie haben für gut befunden, was wir gemacht haben“, sagt Ludwig-Weber.