In Anlehnung an Goethes Klassiker gab’s am Wochenende das Theaterprojekt „Wir sind Faust!“ bei Schloss Homburg in Nümbrecht.
"Wir sind Faust"Goethe-Klassiker unter freiem Himmel auf Schloss Homburg
Eine grandiose Inszenierung auf dem Gelände von Schloss Homburg erlebten rund 50 Gäste auf der Premiere des Theaterprojekts „Wir sind Faust!“ Angelehnt an Goethes Klassiker eröffnete das fünfköpfige Ensemble den Zuschauern einen weiteren Aspekt der grundlegenden Fragen nach Sinn und Verantwortung.
Gleich zu Beginn stellte die mythische Figur Hagazussa alias Kristin Kunze das Publikum vor die Entscheidung, ob sie dem Weg der Liebe mit dem weiß gekleideten St. Michael (Kai Mönnich) folgen wollten oder lieber der schwarz gewandeten Mephista (Heike Bänsch). Beide stellten sich mit Zitaten aus Faust 1 vor und warben um Anhängerschaft. Während St. Michael appellierte „Der Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges doch bewusst“, lockte Mephista: „Bei mit gibt es alles und kein Nichts.“
Theaterpremiere: Das Publikum auf Schloss Homburg machte mit
Auf diese Weise wandelte sich die Rolle des Zuschauers zum Akteur. An mehreren Spielorten rund um das Schloss wohnten sie von Michael Wittassek gestalteten Szenen bei, in denen etwa Mephista dem Erdgeist oder Faust einem Schüler begegnet oder St. Michael den Zweifeln von Gretchen beiwohnt. Dabei hatte keine der beiden vollständig getrennten Gruppen Kenntnis von den Vorgängen in der anderen. Nur die beiden Darsteller Lea Wagener und Lucas Ewers spielten in wechselnden Rollen auf der schwarzen und auf der weißen Route.
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Lediglich in der Mitte des Parcours trafen beide Gruppen im Zentrum der Spirale vor dem Roten Haus aufeinander. Dort hatte Hagazussa ein Walpurgisfeuer „auf der Brockenspitze“ entfacht und lud die Gäste ein, die Hexennacht gemeinsam zu feiern. Als „Familie Faust“ wurden sie erneut zu Akteuren und stimmten um das Zentrum kreisend in Hagazussas monotonen Singsang ein, die Gaia als Erdenzauberin anrief: „Ihr musst alles ausschütteln, was noch in Eurem Kopf ist – mit Gedanken kann man diesem Stück nicht folgen.“
„Das war mehr, als ich erwartet habe“, sagte Susanne aus Nümbrecht am Ende des gut 90-minütigen Theaters. „Ich war nicht nur neugierig, sondern auch aufgeregt. Ich habe zwei Tage überlegt hinzugehen, weil das Publikum teilhaben sollte“, ergänzte ihre Freundin Silke. Claudia Pittelkow aus Marienheide war begeistert. Sie hatte mit ihrer sechsköpfigen Gruppe den weißen Weg gewählt und motivierte sie, bei der Sonntagsaufführung noch einmal zu kommen und den schwarzen Weg zu gehen. Sie fasste zusammen: „Letzten Endes bist Du selbst für Dein Leben verantwortlich – Du hast dein Leben in der Hand.“
Weitere Vorführungen finden am 17. und 18. Juni im LVR-Freilichtmuseum in Lindlar, am 19. und 20. August im Engelskirchener Baumwolllager, jeweils um 19 Uhr, statt.