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Umsatzeinbruch beim FassbierWiehler Erzquell-Brauerei ist in Kurzarbeit

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Brauerei_Neue_Fassabfuellung

Erst im Februar wurde die neue Fassabfüllung in Betrieb genommen, die nun stillsteht.

Wiehl-Bielstein – „Es ist ein Desaster“, sagt Tina Haas, Mitglied der Geschäftsführung bei der Bielsteiner Erzquell Brauerei, wenn sie auf die aktuellen Ausstoßmengen beim Fassbier blickt. Die neue Fassabfüllanlage, die erst im Februar in Betrieb genommen worden ist, steht still, nachdem coronabedingt zum zweiten Mal binnen weniger Monate die Gastronomie dicht gemacht worden ist.

Folglich läuft in Bielstein in Sachen Fassbier aktuell so gut wie gar nichts. „Es sei denn, einer will für seinen privaten Kühlschrank ein 15-Liter-Fass haben“, erklärt Firmenchef Axel Haas. Kein Wunder, dass sich die leeren Fässer aktuell im Hof der Brauerei meterhoch stapeln, die sonst frisch befüllt auf die Auslieferung warten.

Dabei macht das Fassbier rund 40 Prozent des Umsatzes in Bielstein aus, der, wie Axel Haas ergänzt, durch einen derzeit leicht erhöhten Umsatz beim Flaschenbier nicht ansatzweise kompensiert werden könne. Und während die Gastronomen mit einer staatlichen Unterstützung rechnen könnten, sei die Situation bei den Brauern noch ungewiss, wie die beiden deutlich machen.

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Das sei auch der Grund dafür, dass sich die Kölsch-Brauer aktuell an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gewandt hätten mit dem Bitte um Unterstützung. Denn im Gegensatz zu den großen Brauerei-Konzernen, die vor allem Flaschenbier verkaufen würden, hänge der Umsatz bei den Kölsch-Brauern im erhöhten Maße vom Fassbier ab, wie Axel Haas deutlich macht. „Und für uns ist die Situation doppelt dramatisch, da wir erst zu Beginn des Jahres in die neue Fassabfüllung investiert haben“, ergänzt Tina Haas.

Für Vater und Tochter gibt es kein Vertun, dass in Sachen Corona ein Lockdown ausgesprochen werden musste. Dennoch seien die Konsequenzen für die Gastronomie und die Brauereien unübersehbar. „Zahlreiche Unternehmen hatten auf das Thema Außengastronomie gebaut und einiges an Geld investiert. So auch in Heizstrahler und anderes Equipment. Und dann kam der erneute Lockdown“, sagt Axel Haas.

Wie viele andere Unternehmer hat auch er seine Belegschaft in Kurzarbeit geschickt. „Obwohl diese Last auf alle Schultern gleichermaßen verteilt werden soll, trifft es den Außendienst für die Gastronomen und den Vertrieb besonders hart“, erläutert Tina Haas.

Auf die reinen Produktionsabläufe habe der Lockdown indes keine direkten Auswirkungen. Die Zahl der Sude sinke zwar, dem Tank sei es aber „egal“, ob das fertige Bier in die Flasche oder ins Fass komme, sagt Tina Haas. „Das können wir alles steuern.“ Was die Unternehmerin freut, ist, zu erleben, mit welcher Solidarität sich Brauer und Gastronomen in diesen Tagen begegneten.

Haas

Axel Haas (3.v.l.) und dessen Tochter Tina haben Verständnis für den Lockdown.

Das gelte beispielsweise auch für die Mieter der Brauerei in den Pachtobjekten des Unternehmens. „Hier suchen wir nach Lösungen, dass die Gastronomen bei der Pacht entlastet werden“, sagt sie.

Dass der Lockdown am 1. Dezember wieder aufgehoben werden kann, daran glaubt Axel Haas noch nicht. „Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Zahl neuer laborbestätigter Fälle reichen einfach noch nicht aus“, sagt der Unternehmer, wohlwissend, dass der Karneval als eine der umsatzstärksten Zeit im Geschäftsjahr in der Session 2020/21 schon jetzt komplett weggebrochen ist. „Das ist alles andere als rosig“, resümieren die beiden hörbar ernüchtert.