Marienheide/Meinerzhagen – So trocken, warm und bequem wie bei dem Auftritt von Cat Ballou Sonntagabend, hat man es bei Open-Air-Konzerten selten. Insbesondere nicht, wenn es die meiste Zeit in Strömen regnet. Doch die über 350 Menschen, die sich auf dem Flugplatz Marienheide-Meinerzhagen versammelt hatten, konnten ihren Konzertabend wieder ganz bequem über ihr Radio genießen – mit Blick auf die Bühne und die Band aus ihrem Auto heraus.
Das Autokonzert der Kölner Band bildete den Abschluss der zehntägigen Konzertreihe, die von der Wiehler Agentur „Wunschkonzert“ ins Leben gerufen wurde. Veranstalter Björn Lange zieht ein positives Fazit, und auch die Künstler sind mit dem im Oberbergischen bisher einzigartigen Format zufrieden. Besonders bei den letzten Konzerten sei der Zulauf immer größer geworden, so Lange. Trotzdem sind es harte Zeiten für Veranstalter wie ihn. Vor allem wenn sie sehen, dass, wo am Sonntag 150 Autos standen, sich ohne Corona 10 000 bis 15 000 Menschen tummeln könnten – und Bands wie Cat Ballou zumindest einen großen Teil davon bei einem Sommer-Open-Air im Oberbergischen mit Sicherheit auch angelockt hätten.
„Aber wir bieten den Besucher jetzt ein Ereignis, an das sie sich erinnern werden“, tröstet sich Lange. So wie bei Cat Ballou: Egal, ob die Lichthupe im Takt des Klassikers „Et Jitt Kei Wood“ oder das minutenlange Hupkonzert um die Band zu einer Zugabe zu motivieren. Und dass die Band dann noch den neuen Song „Die, die mer sin“ brachte, der erst während der Corona-Krise entstanden ist, begeisterte ihre Fans zusätzlich.
Fast wie auf einem „richtigen“ Konzert genoss auch die Ruppichterother Band „Kärbholz“ schon am Freitagabend ihr Flugplatzkonzert – mit einem Rekordbesuch dort von nahezu 250 Fahrzeugen. Neben vielen Fans aus der Region waren einige auch aus dem Siegerland oder vom Niederrhein angereist, einer sogar aus der Schweiz. Eigentlich hätte die Gruppe am Wochenende ihr „Heimspiel“ in Windeck-Rosbach veranstaltet. Doch das musste wegen Corona abgesagt werden.
Diana und Jörg Tappen aus Mönchengladbach hatten sich diesen Termin schon fett in den Kalender eingetragen und waren froh, die Musiker jetzt auf der Startbahn erleben zu können. Besonders freuten sie sich, dass „Neurotox“ aus Duisburg-Rheinhausen als Vorgruppe die Stimmung so richtig anheizte. Vielstimmiger Jubel erklang, als die Band verkündete, dass es erlaubt sei, nicht nur im Auto zu sitzen, sondern auch neben dem Fahrzeug zu stehen. Diesen Kompromiss hatten die Veranstalter mit dem Ordnungsamt abgestimmt.
Bei sommerlichen 25 Grad packten die Fans ihre Boxen auf die Autodächer, stellten Tische und Klappstühle neben die geöffneten Türen von VW-Bussen und errichteten Theken auf Ladeflächen von Pick-Ups. Viele setzten sich auf die Motorhauben und Autodächer und schwenkten dort ihre Fan-Fahnen. Ein Autodach war auch der Schauplatz des Gitarrensolos von Kärbholz-Gitarrist Adrian Kühn. Nachdem er von der Bühne gesprungen war, leitete ihn ein Fan begeistert auf das Dach seines Fahrzeugs in der ersten Reihe, wo im Verlauf des Stücks mehrere Zentimeter tiefe Dellen entstanden. Das schien aber die Feierlaune des Fahrzeugbesitzers nicht zu trüben: Nach dieser Einlage rockte er selbst munter auf der Motorhaube. Sänger Torben Höffgen freute sich: „Endlich wieder ein Konzert – so richtig mit Menschen – das ist geil.“
Weitere Autokonzerte sind laut Björn Lange zunächst nicht geplant. Stattdessen will er erstmal abwarten. Und vielleicht sind ja doch schneller als erwartet wieder echte Open-Airs möglich, die noch mehr an das erinnern, was die Fans eigentlich gewohnt sind.