Nach drei Jahren Zweite Liga stieg der VfL Gummersbach im Sommer in die Bundesliga auf – Eine Bilanz.
Nach drei Jahren Zweite LigaVfL Gummersbach blickt zurück auf ein Jahr des Erfolgs
Nach drei Jahren in der Zweiten Liga feiern die Handballer des VfL Gummersbach am 10. Mai den Aufstieg in die Handball-Bundesliga. Am Jahresende hat sich der VfL nicht nur den Respekt der Konkurrenten erarbeitet, sondern steht mit 18:18 Punkten auf dem neunten Tabellenplatz.
Als Saisonziel hatten die Verantwortlichen allein den Klassenerhalt ausgegeben. VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson sprach nach dem 31:30 -Sieg gegen den HSV Hamburg im letzten Spiel 2022 von einem ganz besonderen Jahr.
VfL Gummersbach: Aufstieg in die Handball-Bundesliga
Den Grundstein hatte die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson am Wochenende zuvor bereits mit dem 34:26-Sieg gegen Bietigheim gelegt. Aufgrund der Tordifferenz waren die Gummersbacher nahezu uneinholbar. Doch erst das 27:27-Unentschieden des TV Großwallstadt gegen VfL-Verfolger ASV Hamm-Westfalen machte den Aufstieg auch rechnerisch klar – fünf Spieltage vor Ende der Saison.
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Mit dem 32:21-Erfolg gegen die Eulen Ludwigshafen am Wochenende danach, sichert sich Gummersbach auch noch die Meisterschaft. Der VfL bleibt in der Saison ungeschlagen in der Schwalbe-Arena. 13 Punkte trennen den Tabellenführer am Ende vom Zweiten ASV Hamm-Westfalen. Gudjon Valur Sigurdsson wird nach dem letzten Spiel gegen den HC Coburg als Trainer des Jahres ausgezeichnet.
Der Abschied
Mit Fynn Herzig (HC Coburg), Raul Santos (BT Füchse Auto Pichler), Alexander Hermann (HC Linz AG), Janko Bozovic (Al Sulaibikhat/Kuweit), Timm Schneider (TV Hüttenberg), Szymon Dzialakiewicz (Redbergslids IK Göteborg), Diogo Valerio (Sport Lisboa e Benfica) und Gabriel Viana (TuS Ferndorf) werden zum Saisonende acht Handballer aus dem Aufstiegsteam verabschiedet.
Der Neustart
Am Dienstag, 19. Juli, startet der VfL Gummersbach in die Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison. Alleine der Klassenerhalt wird als Saisonziel ausgegeben. Eine Hiobsbotschaft gibt es direkt: Torhüter Martin Nagy hat sich am rechten Fuß den Mittelfußknochen gebrochen. Damit rückt der 16-jährige Oskar Knudsen, der die Position des dritten Torhüters einnehmen soll, auf Platz zwei. Mit Finn Schrouven hat ein weiterer junger Spieler einen Profivertrag bekommen.
Neu dabei sind Dominik Mappes (TV Hüttenberg), Miro Schluroff (GWD Minden), Tom Jansen (TV Großwallstadt), Nemanja Zelenovic (FA Göppingen) und Tilen Kodrin (RK Celje). Kurz vor Saisonstart verpflichtet der VfL mit Fabian Norsten (IFK Skövde HK) noch einen Torhüter nach. Norsten hat einen Jahresvertrag und wechselt nach der Saison nach Aalborg.
Die Saison beginnt
Mit dem 35:29-Erfolg gegen den Zweitligisten HSG Krefeld zieht der VfL Gummersbach in die zweite Runde um den DHB-Pokal ein. In der Bundesliga gewinnt der VfL das Auftaktspiel beim TBV Lemgo mit 30:26. Mit 17 Paraden, darunter zwei Siebenmeter, ist Tibor Ivanisevic einer der Erfolgsgaranten. Als der VfL im ersten Heimspiel nur knapp mit 28:30 gegen den Deutschen Meister SC Magdeburg verliert, zeigt sich schon früh, dass die Gummersbacher mit ihrer jungen und hungrigen Mannschaft als Aufsteiger nicht nur gegen den Abstieg spielen werden. Mit 8:2 Punkten legt der VfL einen Traumstart hin.
Die Überraschung
Mit 31:29 setzt sich der VfL in der ausverkauften Schwalbe-Arena gegen die hochfavorisierten Flensburger durch. Ein Sieg gegen das Erfolgsteam aus dem hohen Norden war Gummersbach zuletzt 2009 gelungen. Mit 15 Paraden hatte Torhüter Tibor Ivanisevic maßgeblichen Anteil am Erfolg, als der VfL in der 48. Minute das Spiel drehte. Mit sieben Toren war der gebürtige Flensburger Lukas Blohme bester Werfer. Gegen die anderen Spitzenteams THW Kiel (28:31), Rhein-Neckar Löwen (29:32) und die Füchse Berlin (28:30) gab es nur knappe Niederlagen.
Der DHB-Pokal
Wie 2021 steht der VfL Gummersbach zum Jahresende im Viertelfinale um den DHB-Pokal. Anfang Februar musste sich der VfL nach langem Kampf dem Bundesligisten HC Erlangen mit 27:29 geschlagen geben und verpasste den Einzug ins Pokalfinale in Hamburg. Noch als Zweitligist geführt, setzte sich der VfL in der ersten Runde Ende August mit 35:29 gegen die vom ehemaligen VfL-Spieler Jörg Lützelberger trainierte HSG Konstanz durch.
Konstanz ist Aufsteiger in die Zweite Liga. Anschließend folgte ein 40:31-Erfolg beim Zweitligisten HC Empor Rostock. Kurz vor Weihnachten folgte der 34:31-Sieg gegen den Liga-Konkurrenten und Mitaufsteiger ASV Hamm-Westfalen. Nach der WM-Pause erwarten die Gummersbacher im Viertelfinale den TBV Lemgo. Ein Sieg und sie ziehen ins Final Four ein, das Finale der besten vier Mannschaften, das im neuen Jahr erstmals in der Kölner Lanxess-Arena ausgetragen wird.
Die Gesichter des Erfolgs
Neuzugang Dominik Mappes nahm vom ersten Tag die Rolle des Regisseurs an, leitete das Spiel, traf nach Belieben und warf manches entscheidende Tor. Lange führte er die Torschützenliste der Handball-Bundesliga an. Ende des Jahres wurde er in den 35er Kader der Handball-Nationalmannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason berufen.
Nationalspieler und Kapitän Julian Köster ist das Gesicht des VfL in der Abwehr und im Angriff. Mit bisher 78 Assists ist der 22-jährige Nationalspieler der beste Vorlagengeber der Handball-Bundesliga. Köster ist zudem einer der jüngsten Spieler im deutschen WM-Kader. Welches Juwel der VfL Gummersbach da in seinen Reihen hat, wussten die Leser dieser Zeitung schon länger und wählten ihn zum Sportler des Jahres 2021. Vor dem letzten Spiel der Zweitliga-Saison sorgte der Rückraumspieler für weitere gute Nachrichten: Er verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2025.
Die Pechvögel
Torhüter Martin Nagy brach sich kurz vor dem Start in die Saisonvorbereitung den Mittelfußknochen. Da er zum Saisonstart noch nicht fit war, verpflichtete der VfL den jungen Schweden Fabian Norsten nach und Nagy verliert seinen Platz. Zur neuen Saison kommt Daniel Rebmann von Frisch Auf Göppingen.
Nemanja Zelenevic verletzte sich in der Vorbereitung an der Schulter, laborierte lange an der Verletzung. Bei der Operation stellte sich heraus, dass die Kapsel verletzt war. Wie lange der Rückraumrechte ausfällt, ist noch nicht klar.
Mathis Häseler hat es erneut erwischt. Nachdem der junge Rechtsaußen schon in der vergangenen Saison mehrere Monate mit einer Fußverletzung, die er sich in einem EM-Spiel mit der Juniorennationalmannschaft zugezogen hatte, ausfiel, traf es ihn im Oktober wieder. Er knickte um und die Verletzung erwies sich als schlimmer als gedacht. Hoffnung besteht aber, dass Häseler im Januar wieder ins Training einsteigen kann.
Die Zuschauer
Für die neue Lust auf den VfL Gummersbach sprechen zum Saisonstart der mit 1622 verkauften Tickets neue Dauerkartenrekord, aber auch die Zuschauer-Zahlen in der Bundesliga. Zu den zehn Heimspielen in der Bundesliga kamen 36 578 Zuschauer. Mit 4132 Besuchern war die Arena gegen die SG Flensburg-Handewitt erstmals ausverkauft, ebenso wie zuletzt hintereinander gegen die Rhein-Neckar Löwen, die Füchse Berlin und den HSV Hamburg. Für Hamburg, das traditionell schon ausverkaufte „Weihnachtsspiel“ gab es bereits Anfang Dezember keine Karten mehr. Damit verzeichneten die Gummersbacher eine Auslastung der Schwalbe-Arena von 88,52 Prozent.
Zum Jahreswechsel steht der VfL Gummersbach mit einem ausgeglichenen Punkteverhältnis von 18:18 auf dem neunten Tabellenplatz. Acht Siegen und zwei Unentschieden stehen acht Niederlagen entgegen.
530 geworfenen Toren, darunter 42 verwandelte Siebenmeter, stehen 533 Gegentreffer entgegen. Mit 102/5 Toren hat Rechtsaußen Lukas Blohme die meisten Treffer für den VfL geworfen, gefolgt von Dominik Mappes mit 97/30 Toren. Damit ist Blohme am letzten Spieltag des Jahres an seinem Teamkollegen vorbeigezogen. Gegen den HSV Hamburg traf er neunmal, während Mappes verletzt zuschauen musste. Blohme belegt in der Torschützenliste der Handball-Bundesliga den vierten Platz, Mappes Rang acht. Mit 69 Toren folgt Nationalspieler Julian Köster, der mit 78 Assists der beste Vorlagengeber des VfL ist. (ank)