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BilanzFeuerwehr Waldbröl rückt 2020 zu 43 Brandeinsätzen aus

Lesezeit 4 Minuten

Nahezu alles verloren haben fünf Waldbröler, als es am 21. Dezember in ihrem Haus an der Kaiserstraße brannte.

Waldbröl – Erst geht der Adventskranz in Flammen auf, dann erfassen die Flammen ein Bügelbrett und schließlich brennt auch ein Stuhl lichterloh. Die 88 Jahre alte Frau schafft es nicht mehr aus ihrer Küche. Doch Hilfe ist längst unterwegs. „Wir waren blitzschnell zur Stelle, konnten die schwer verletzte Frau retten“, erinnert sich Waldbröls Feuerwehrchef Daniel Wendeler an diesen kurzen, aber dramatischen Einsatz in der Ortschaft Wilkenroth. Dieser war im Dezember. Insgesamt konnten die Wehrleute im vergangenen Jahr fünf Menschen retten und vor durchaus Schlimmerem bewahren. Wendeler ist stolz auf seine Mannschaft: „Was die trotz der dünnen Personaldecke leistet, das ist einfach enorm.“

Wasser- und Sturmschäden

43 Brandeinsätze, 96 technische Hilfeleistungen aller Art, zumeist Wasser- und Sturmschäden (31 Einsätze) und Ölspuren (19): Man könnte meinen, Waldbröls Feuerwehr hätte ein ruhiges Jahr erlebt. Wäre da nicht Corona. „Die Pandemie hat uns und alle Wehren ausgebremst“, sagt der 45 Jahre alte Wendeler, der als IT-Systemadministrator bei den Behinderten-Werkstätten Oberberg arbeitet, an jedem zweiten Tag im Home-Office. In den Reihen der Wehr gab es einige wenige Corona-Infektionen, die Betroffenen haben laut Wendeler alles gut überstanden.

Ehrungen und hohe Beförderungen

Noch vor dem Lockdown, unter Einhaltung der Corona-Auflagen und mit einem Hygienekonzept hat die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Waldbröl in zwei kleineren Feierstunden verdiente Kameraden geehrt.

Alles zum Thema Corona

Das Ehrenzeichen in Gold des Landes NRW erhielt für 35 Jahre im Einsatz Axel Schlechtriem, mit dem silbernen Ehrenzeichen für 25 Jahre im Dienst wurden zudem Meik Friedrichs (Waldbröl) und Stefan Schneider (Thierseifen) ausgestattet. Für seine 70-jährige Mitgliedschaft in der Wehr bekam Harald Simon die Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehren in NRW. Die Ehrennadel für 60 Jahre erhielten Karl-Friedrich Demmer und Gerd Niedecker.

Zudem wurden Sebastian Pack zum Brandinspektor und Carsten Mortsiefer (beide aus der Einheit Thierseifen) zum Brandoberinspektor ernannt. (höh)

Von zu Hause hält auch Stadtjugendwehrwartin Ricarda Wehling 60 Jugendliche bei der Stange, die irgendwann in die „große“ Wehr einstiegen wollen. Übungen finden gerade online statt. Doch teilt die Wehrleitung die Sorge vieler Vereine, dass die jungen Leute das Interesse verlieren und nach der Pandemie nicht zurückkehren könnten. „Zum Glück sieht es derzeit nicht danach aus“, erklärt Stadtbrandinspektor Daniel Wendeler und betont: „Die Jugendfeuerwehr ist unsere große Stütze: Zu 90 Prozent kommt unser Personal aus deren Reihen.“ Mehr Wehrkräfte zu gewinnen, das ist eines der ganz großen Ziele für das Jahr 2021.

Wendeler an der Spitze

111 Kameraden und Kameradinnen versehen in vier Löschzügen den aktiven Dienst, 197 Mitglieder hat die Marktstädter Wehr insgesamt, seit Jahren ist diese Zahl nahezu stabil. Seit 1. Juli 2020 steht Wendeler an der Spitze der Wehr, nachdem Veit Mach deren Leitung nach sechs Jahren abgegeben hatte. Wendeler war zuvor Machs Stellvertreter. An der Seite des Stadtbrandinspektors steht mit Christian Geldmacher (42), Leiter der Einheit Thierseifen, ein kommissarischer Vize. Diesen Posten soll innerhalb der kommenden zwei Jahre Sebastian Pack (40), ebenfalls aus der Einheit Thierseifen, übernehmen. Zurzeit arbeitet Pack an den Befähigungen.Als am 20. April auf dem Gummersbacher Hömerich die Flammen verheerend wüten, sind dort auch die Waldbröler Einheiten aus Heide und Thierseifen im Einsatz.

„Wir haben die Kollegen für einige Stunden unterstützt“, blickt Daniel Wendeler zurück. Auch wenn dies nur kurze Routine gewesen sei, so habe der Einsatz doch gezeigt, dass auch die Waldbröler Wehr in Sachen Waldbrand nachrüsten muss. „Wir müssen den Fuhrpark erweitern und die Technik der Fahrzeuge auf den neuesten Stand bringen“, sagt Wendeler und freut sich, dass im Jahr 2022 neue Fahrzeuge nach Heide und Thierseifen rollen und, etwa in Heide, ihre bisweilen fast 30 Jahre alten Vorgänger ersetzen. „Wir arbeiten daran, auch geländegängige Fahrzeuge zu bekommen“, ergänzt der Feuerwehrleiter, eben mit Blick auf die wachsende Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden.

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So ist für 2023 ist die Beschaffung eines geländegängigen Tanklöschfahrzeugs (TLF 3000) geplant. Für 2024 ist zudem der Kauf eines Hubrettungsfahrzeugs, einer Drehleiter, vorgesehen. „Damit konnten wir in der Vergangenheit einige Menschen retten“, führt Daniel Wendeler aus. „Die Drehleiter ist für einige Gebäude innerhalb Waldbröls der zweite Rettungsweg.“ Und bis Ende 2022 sollen die Wehrleute mit 135 Sätzen neuer Schutzbekleidung ausgestattet werden.