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BestattungWer ein Grab in Waldbröl-Hermesdorf möchte, der bekommt beste Südlage

Lesezeit 4 Minuten
Sie wollen in Waldbröl-Hermesdorf nahezu jede Art der Bestattung möglich machen (von links): Hartmut Paech, Eberhard Weber, Jürgen Greb und Jürgen Grassow aus dem ehemaligen und dem neugewählten Vorstand des Hermesdorfer Friedhofsvereins.

Sie wollen in Waldbröl-Hermesdorf nahezu jede Art der Bestattung möglich machen (von links): Hartmut Paech, Eberhard Weber, Jürgen Greb und Jürgen Grassow aus dem ehemaligen und dem neugewählten Vorstand des Hermesdorfer Friedhofsvereins.

Um den Bedürfnissen der Menschen entgegenzukommen, bietet der Hermesdorfer Friedhofsverein eine neue, pflegeleichte Form des Urnengrabs an.

Sanft plätschert der Brensbach, das Herbstlaub leuchtet in den wärmsten Farben. Still ist es, kaum ein Auto ist auf der Straße gegenüber unterwegs. Idylle pur an einem frühen Morgen. Und wer auf dem Friedhof zwischen den Waldbröler Ortschaften Geiningen und Hermesdorf die letzte Ruhe findet, der bekommt Sonne noch dazu. „Alles Südlage“, sagt Eberhard Weber, der neue Vorsitzende des Hermesdorfer Friedhofsvereins, und deutet auf die grünen Hänge: „Ein wirklich herrlicher Ort, um zu gedenken, um Besinnung zu finden.“ Bald wird der Friedhof 70 Jahre alt, fast 900 Menschen sind seit 1955 dort bestattet worden.

Noch gibt es Grabstätten reichlich auf dem Friedhof von Waldbröl-Hermesdorf

Noch gibt es Platz reichlich – und genau das ist ein großes Problem für den Verein als Träger: Von den gut 500 möglichen Grabstätten ist ein Drittel frei. Und weil immer mehr Menschen so bestattet werden wollen, dass die Pflege ihres Grabes den Angehörigen kaum Mühe bereitet, gibt es immer weniger Beerdigungen in einem Sarg, dafür umso mehr in einer Urne.

„Seit dem Jahr 2013 hat sich die Bestattungskultur auch bei uns drastisch verändert“, blickt Hartmut Paech (77), früherer Geschäftsführer des Vereins, zurück. Baum- und Wiesengräber gibt es seit Jahren schon, aber erst seit vier Wochen bietet der Verein eine neue, in Oberberg wahrscheinlich noch einzigartige Grabform an: Wo früher nur Särge in die Erde gelassen wurden, finden sich heute auch schlichte Flächen für Urnen, auf denen dann aber das ganze Jahr über Blumen und Grablichter stehen dürfen. „Wir wollen schließlich auf die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen eingehen“, betont Weber (60).

Solcher Schmuck ist auf den anderen Urnengräbern verboten: Auf den Ruhestätten unter Bäumen darf allein die Natur die Grabflächen gestalten. „Im Frühjahr ist es dort am schönsten, dann sprießen die Schneeglöckchen“, schwärmt der Vereinschef.

Auf den Hermesdorfer Urnengräbern in der Wiese ist Schmuck nur zeitweise gestattet

Auf den Wiesengräbern indes ist wenigstens kleiner Grabschmuck für eine Trauerzeit von vier Wochen nach der Beerdigung sowie für die Wochen von Allerheiligen an bis zum 31. März erlaubt – „wegen des Mähens“, erklärt Vize-Vorsitzender Jürgen Greb (51) und bedauert, dass sich nur wenige Angehörige an diese Vorgaben halten: „Dann müssen wir mit der Schubkarre ausrücken und das abräumen.“ 2015 sind diese Urnengräber eingeführt worden, die ansonsten keinerlei Pflege bedürfen. Ohnehin bereite die Pflege des Geländes mit seinen ausladenden Terrassen und dem Bestattungswald auf der Höhe dem Verein immer die meiste Arbeit, setzt Weber hinzu.

Eröffnet wurde der ökumenische Friedhof im Winter 1954. Bis dahin wurden Katholiken im Nachbarort Denklingen beigesetzt, Menschen evangelischen Glaubens in Waldbröl. „Eine muslimische Bestattung hatten wir bisher noch nicht“, sagt der Vorsitzende. Käme eine Anfrage, werde der Verein darauf eingehen. „Wir wollen nahezu jede Art der Bestattung möglich machen“, versichert Weber und betont: „Über allem steht die Würde.“

Längst werden auch Menschen aus der Nachbarschaft in Waldbröl-Hermesdorf zu Grabe getragen

Längst hat sich in Oberberg herumgesprochen, dass der Hermesdorfer Friedhofsverein als entgegenkommend gilt. Eberhard Weber: „Menschen aus der näheren und weiteren Nachbarschaft werden bei uns ebenfalls zu Grabe getragen.“ Und das liege sicher nicht nur an den günstigeren Kosten im Vergleich zu denen auf den kommunal geführten Friedhöfen.

Baumbestattungen gibt es in Hermesdorf seit 2018, der nächstgelegene Friedwald bis dahin war der in der Friesenhagener Ortschaft Crottorf. „Und der Weg dorthin ist weit“, erinnert sich der ehemalige Geschäftsführer Paech an die Einführung dieser Bestattung in seinem Heimatort, weil auch da der Wunsch nach einer Ruhestätte unter Bäumen immer öfter zu hören war. Diese Grabstätten können beim Friedhofsverein reserviert werden.

Am Volkstrauertag (Sonntag, 17. November) gibt es auf dem Hermesdorfer Friedhof, Geininger Straße, ein Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege, ein Kranz wird niedergelegt: Denn 2001 hat auch das Ehrenmal in der Obhut des Hermesdorfer Verschönerungsvereins dort einen neuen Platz gefunden, zuvor war es oft beschädigt worden.


Zahlen und Fakten zum Friedhof in Waldbröl-Hermesdorf

Mit der Beerdigung einer damals 42 Jahre alten Frau beginnt am 21. November 1955 die Geschichte des Hermesdorfer Friedhofs. Im selben Jahr hat sich der Friedhofsverein gegründet, im Jahr zuvor war ein etwa 4800 Quadratmeter großes Grundstück gekauft worden. 1990 kam die Nachbarfläche hinzu, sodass der Friedhof heute gute 8000 Quadratmeter misst.

Im Jahr 1995 wurde die 1962 errichtete Trauerhalle um einen Kühlraum für Aufbahrungen erweitert und auch fertiggestellt, sie bietet seither 100 Trauernden einen Sitzplatz. Seit 1998 steht ein Glockenturm neben dem Gebäude. Für Kinder gibt es einen eigenen Friedhofsbereich.

In den bald 70 Jahren seines Bestehens haben in Hermesdorf fast 900 Bestattungen stattgefunden, die Liegezeit beträgt 30 Jahre. Seit 2018 sind davon etwa 40 Baumbestattungen: Im Abstand von zwei Metern wird die Urne in die Erde gebracht. Gibt es eine Partnerin oder einen Partner, so folgt die zweite Urne in einem Abstand von 2,50 Meter. Acht Urnen finden Platz unter einem Baum. An zwei Stelen zu lesen sind die Namen der Verstorbenen.

Elf Friedhöfe gibt es in der Stadt Waldbröl nach Angaben des Rathauses insgesamt, sieben davon werden heute von Vereinen betrieben. Drei Friedhöfe verwaltet die Marktstadt, einen zudem die katholische Pfarrgemeinde St. Michael.