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Eröffnung am SonntagHermesdorfs Alte Schule erwacht im Lindlarer Museum zu neuem Leben

Lesezeit 4 Minuten
In Lindlars Freilichtmuseum hat die alte Schule von Hermesdorf einen neuen Platz gefunden.

In Lindlars Freilichtmuseum hat die alte Schule von Hermesdorf einen neuen Platz gefunden.

Stück für Stück hat das Waldbröler Haus in Lindlar auf dem Gelände des Freilichtmuseums Lindlar seinen Platz gefunden.

Bunte Kabel quellen kreuz und quer aus einer Wand, prompt surrt der Akkuschrauber. Und auch die letzte Erlebnisstation hängt dort, wo sie hingehört. „Jetzt müssen nur die Putzkräfte noch mal ran“, erklärt Anka Dawid-Töns erleichtert. Sie ist Leiterin des Projekts „Alte Schule“. Das hat sie die vergangenen neun Jahre beschäftigt. Doch jetzt steht sie wieder, die frühere Grundschule von Waldbröl-Hermesdorf.

Stück für Stück hat das Haus in Lindlar auf dem Gelände des Freilichtmuseums des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) seinen Platz gefunden. Am Donnerstag öffnet das neue alte Gebäude erstmal für geladene Gäste, am Sonntag dann darf jeder rein. Nun hat die Schule sogar ihren eigenen Kräutergarten – das war an der Hermesdorfer Hauptstraße freilich nicht so.

In der Schule zu sehen sind Möbel der Familie von Lehrer Friedrich Bals.

In der Schule sind Möbel der Familie von Lehrer Friedrich Bals zu sehen.

Sechs rote Erlebnisstationen

Dort wird die Evangelische Elementarschule 1891 aus bergischer Grauwacke errichtet. Initiatoren sind Carl August Wilhelm Maurer, Landrat des damaligen Kreises Waldbröl, und Pfarrer Wilhelm Hollenberg. „Sie hatten erkannt, dass Bildung ein Mittel gegen Armut ist“, sagt Dawid-Tönis. Sie beschreibt das Konzept der Schau auf zwei Etagen des Schulbaus: „Wir wollen hier nicht Zucht und Ordnung zeigen, sondern darstellen, wie junge Menschen befähigt wurden, ins Leben zu treten – und das ist total spannend.“

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Sechs rote Erlebnisstationen, fünf davon mit Hörknubbeln ausgestattet, laden inmitten historischer Exponate zu Reisen ein in die vergangene Schulzeit: Im Erdgeschoss zu finden ist das etwa 70 Quadratmeter große Klassenzimmer, in dem sich einst mehr als 50 Kinder drängten. Befreundete Museen haben ausgeholfen mit Historischem, etwa mit Bänken und einem Ofen, wie er in der Schule gebullert hat. Im Stockwerk darüber sind Möbel und andere Dinge aus dem Nachlass der Familie von Lehrer Friedrich Bals zu sehen.

Projektleiterin Anka Dawid-Töns zeigt ein Stück der Original-Tapete, die in Gummersbach rekonstruiert worden ist.

Projektleiterin Anka Dawid-Töns zeigt ein Stück der Original-Tapete, die in Gummersbach rekonstruiert worden ist.

Wertvolle Hilfe ist der Projektleiterin Dawid-Töns zudem eine Schulchronik, darin erfasst sind auf 245 heute brüchigen Seiten die Jahre von der Gründung bis 1966 – nicht nur in Worten, auch in Bildern. „Leider ist das Buch so empfindlich, dass wir es nicht zeigen können.“

Gerade noch gerettet

2011 allerdings wäre die Geschichte fast eine ganz andere geworden: Der Abbruchbagger soll sich am maroden Gemäuer zu schaffen machen, verloren scheint der jahrelange Kampf der Hermesdorfer um ihre Alte Schule. 2013 aber kommt der LVR ins Spiel, bekundet Interesse. Erste Pläne für den Umzug, die Translozierung, stellt Museumschef Michael Kamp dann im Oktober 2015 vor.

Unter der Aufsicht von Architekt Günter Lang aus Nümbrecht beginnt am 24. April 2018 endlich der große Umzug nach Lindlar: Um 9.40 Uhr steht das erste etwa 22 Tonnen schwere Stück Mauerwerk in einem Holzkorsett gesichert, fest verzurrt und gründlich vertäut auf der Ladefläche eines Spezialsattelschleppers. Bis Ende Mai folgen 13 weitere Ladungen. „Eine ganze Schule wird versetzt“, titelt diese Zeitung. Gute vier Wochen dauern die Transporte.

Rund 630.000 Euro hat das Projekt den Förderverein des Museums insgesamt gekostet. Das Geld kommt aus verschiedenen Fördertöpfen, allein aus dem Leader-Programm für Oberberg stammen fast 130.000 Euro, zu den weiteren Institutionen zählen – neben vielen anderen – die NRW-Stiftung und nicht zuletzt die Stadt Waldbröl.


Eröffnung mit viel Programm

Zum ersten Mal öffnet die frühere Grundschule von Waldbröl-Hermesdorf am kommenden Sonntag, 30. April, ihre Türen für Schaulustige. Mit einem „Schul- und Gartentag“ feiert das Lindlarer Freilichtmuseum die Einweihung dieses neuen alten Gebäudes. Dazu gibt es ein buntes Programm.

Aus Fernsehsendungen wie „Wissen macht AH!“ und „Die Sendung mit der Maus“ bekannt sind Fug und Janina. Unter dem Titel „Wenn Musik glücklich macht“ lädt das Kindermusik-Duo aus Bergisch Gladbach für 11.30, 13 und 15 Uhr zu einem Mitmach-Musikprogramm ein. Zudem gibt es in der Lindlarer Museumsherberge einen Workshop rund um das Schreiben und das Drucken. Holzspielzeug ausprobieren dürfen kleine Museumsgäste überdies am Sägegatter.

Saatgut alter Sorten können Pflanzenfreundinnen und Pflanzenfreunde in den Gärten gegen eine Spende erwerben, von 10 bis 14 Uhr dreht sich dort alles um die Zwiebel. Fachkräfte beantworten Fragen und bieten Rundgänge durch die Grünanlagen an, Vorführungen gibt es etwa im Arche-Garten und im Hausgarten des Bandweberhauses Ronsdorf. (höh)