In Waldbröl hat der Musiker eine Heimat gefunden und ein großes Chorprojekt gestartet.
Projekt „6K United!“Waldbröler Musiker Fabian Sennholz arbeitet auch mit Tim Bendzko
Die Hausnummer ist aus dickem Papier, sie pappt auf dem Glas neben der Tür und wartet darauf, ersetzt zu werden. Und im Studio riecht alles neu und intensiv nach Holz. Es ist noch nicht lange her, dass die Familie Sennholz ihr neues Heim in einer kleineren Ortschaft der Stadt Waldbröl bezogen hat. „Hier kann ich aufatmen, hier komme ich zur Ruhe“, sagt der Profimusiker Fabian Sennholz und lässt den Blick durch die riesigen Fenster ins Grüne schweifen.
Eigentlich stünde der 39-Jährige seit vergangenem April mit Tim Bendzko auf der Bühne – vielmehr: Er säße, denn in der Tim-Bendzko-Band spielt Sennholz seit der Debütsingle „Nur noch kurz die Welt retten“ und dem ersten Album „Wenn Worte meine Sprache wären“ von 2011 das Piano – meistens im Studio, eigentlich immer auf den Tourneen des Berliners. „In diesem Jahr aber gönne ich mir eine Auszeit, dafür habe ich vieles reduziert“, schildert Sennholz.
Auch aus Waldbröl beteiligen sich zahlreiche junge Sängerinnen und Sänger
An der Frankfurter Musikschule hat er zudem seit 2016 eine Professur für Ensemblearbeit, Bandcoaching und Gruppenmusizieren, er betreut unter anderem Studierende, die Musik unterrichten wollen. Und in Oberberg kennt man Sennholz als Leiter verschiedener Chöre und als Gründer des Musikprojektes „6K United!“.
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Seit 2018 bringt dieses in vielen deutschen Städten Kinder aller Schulformen im Alter von sieben bis 13 Jahren nicht nur zusammenbringt, sondern auch gemeinsam singend und tanzend auf die ganz große Bühne: Immer 6000 Mitglieder stark sein soll am Ende dieser gewaltige Chor. Und auch das Publikum zählt stets 6000 Menschen, mindestens. Fabian Sennholz: „Dafür buchen wir stets Hallen, in die 12.000 bis 14.000 Leute passen.“
Waldbröler möchte die Musik aus der Schule und in große Arenen holen
Ziel sei es, den jungen Sängerinnen und Sängern ein unvergessliches Erlebnis zu schenken, sie für die Musik zu begeistern, sie eine neue Gemeinschaft erleben zu lassen – was im Musikunterricht keinen Platz hat und wofür in der Schule kaum Zeit ist. „Es heißt: ,Wir müssen Mathe machen!, aber es soll nicht auch heißen: ,Wir müssen Musik machen!“, erklärt Sennholz, warum er die Musik aus der Schule und in die Arena holen möchte. „Wenn auch Musik auf Leistung abzielt, dann geht die Seele verloren, dabei kann Musik für jeden Menschen ein sehr wertvoller Schatz sein.“ Und jedes Kind solle mit dem Projekt die Chance bekommen, diesen für sich zu entdecken.
Gerade ist die neue Anmeldephase für „6K United!“ gestartet. Fabian Sennholz schätzt, dass auch zehn Schulen aus dem Kreisgebiet dabei sind, wenn das große Proben startet. Zurzeit arbeitet er an Material dafür, etwa 15 Songs sollen aufgeführt werden. „Für 2024 rechnen wir damit, dass wir bei mehr als 30.000 Kindern und Jugendlichen landen“, verrät der Neu-Waldbröler, der in Celle geboren worden ist und durch seine Ehefrau Marei (37) den Weg in die Marktstadt gefunden hat – sie stammt aus dem Dorf, in dem beide heute mit ihren beiden Söhnen, vier und elf Jahre alt, und der Tochter (9) leben – und natürlich Musik machen.
Bei Freiwilligem Sozialen Jahr die wahre Berufung gefunden
Im Erdgeschoss hat sich Sennholz ein Studio eingerichtet. Etliche Pianos und Keyboards stehen dort, der Musiker schwärmt für Wurlitzer Electric Pianos – „meine Lieblingsinstrumente“. Dabei hat er einst mit der Trompete begonnen, dann die Posaune für sich entdeckt, später das Schlagzeug. „Und mit 13, 14 saß ich bei Gottesdiensten an der Orgel.“ Das tut er auch heute noch, seit dem Jahr 2003 etwa bei den „Feel-Go(o)d“-Konzerten in der Waldbröler Stadtkirche unter der Leitung von Anne Schmidt oder bei den Familienmessen in der Ortschaft Lützingen.
Mit seinem Vater Peter hat Sennholz als Jugendlicher in Hannover zudem einen Pop-Jazz-Chor gegründet und auch eine Jazzband, nach dem Abitur gibt er eigene Klavierkonzerte. Ein Freiwilliges Soziales Jahr in Kassel aber zeigt Fabian Sennholz dann, wie er seinen Glauben und die Musik vereinen kann: „Ich kam zum Jugendverband ,Entschieden für Christus und durfte in dessen Auftrag bundesweit Coachings und Seminare anbieten“, erzählt er. „Da habe ich gemerkt: Das Pädagogische liegt mir.“ Im Musikstudium wird Klavier schließlich das Hauptfach, Sennholz ist fasziniert von der Vielseitigkeit des Instruments und den Gestaltungsmöglichkeiten, die es ihm bietet.
Über einen befreundeten Gitarristen lernt er 2008 Tim Bendzko kennen, der damals noch keinen Plattenvertrag hat und einen Pianisten sucht. „Tim war damals nur irgendeiner von 1000 Songschreibern aus Berlin“, sagt Fabian Sennholz. „Die Chemie zwischen uns stimmte sofort, und ich hatte Lust, mich einzubringen – was aufgrund der Entfernung jedoch schwierig war, denn ich wohnte zu der Zeit noch in Mannheim.“ Als es endlich zu den Aufnahmen für den Langspieler „Wenn Worte meine Sprache wären“ kommt, sitzt Sennholz am Klavier – und entdeckt seine Leidenschaft für deutsche Popmusik.
„Ich war sehr froh, in so einem frühen Stadium dabei sein zu dürfen“, sagt er heute. „Die Zusammenarbeit mit Tim ist sehr erfüllend, weil er immer genau weiß, wie er klingen will – aber bei der Umsetzung braucht er die Hilfe eines Arrangeurs.“ Auch die kann Fabian Sennholz bieten, wie auf dem Album „Immer noch Mensch“ (2016) zu hören ist. „Am Bendzko-Job begeistert mich, dass ich kein Tastendrücker bin, wie es viele Studiomusiker leider sind, die für andere spielen.“
Zwei Konzerte in Waldbröl
In diesem Jahr finden gleich zwei „Feel-Go(o)d“-Konzerte in der Waldbröler Stadtkirche, Alte Rathausstraße 4, statt – und zwar am Samstag, 18., und am Sonntag, 19. November, jeweils ab 18 Uhr.