Wiehl – Der Wiehler Stadtrat trifft sich am Mittwoch zu einer Sondersitzung. Auf der Tagesordnung steht die Grundsatzentscheidung darüber, ob das neue Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium im Stadion gebaut werden soll oder nicht. Und nach neuesten Entwicklungen zeichnet sich doch noch ein breiter Konsens ab. Kurioserweise hilft dabei die jüngste Hochwasserkatastrophe.
Denn nun hält es auch die CDU nicht mehr für sinnvoll, die neue Schule im Stadion zu errichten, denn dieses liegt in einem möglichen Überflutungsgebiet des nahen Wiehl-Flusses.
Nach dem Hochwasser sie die Stadtverwaltung den Standort in der Wiehlaue kritisch
Nach den Vorberatungen in der Arbeitsgruppe haben sich vier Varianten herauskristallisiert, die in der Ratssitzung vorgestellt und diskutiert werden sollen. Die schlechtesten Chancen haben aktuell die beiden bisher bekannten Pläne – zum einen der Teilneubau nach dem Wettbewerbsentwurf am alten Standort, zum anderen der Neubau im Stadion.
Nach der Juli-Flut an Ahr und Erft, aber auch an der Leppe, setzt die Stadtverwaltung ein großes Fragezeichen hinter die Stadionvariante. Dieser Bauplatz liege mitten in der Wiehlaue, heißt es in der Ratsvorlage. Es sei nicht auszuschließen, dass die Anforderungen an den Hochwasserschutz eine Bebauung erheblich verteuerten, wenn nicht unmöglich machten.
„Bebauung des Stadions wäre das falsche Zeichen“
Derzeit sei eine entsprechende Nutzung des Geländes zwar rechtlich zulässig. Angesichts der dramatischen Schäden in den aktuell betroffenen Gebieten, wäre ein Schulneubau im Stadion aber das falsche Signal. Bürgermeister Ulrich Stücker gibt ehrlicherweise zu, dass er den Standort Stadion aus städtebaulichen Gründen, aber auch wegen der niedrigeren Kosten und kürzeren Bauzeit bevorzugt und in allerlei planerischen Varianten forciert hatte – bis das Hochwasser eine Neubewertung erforderte. Nüchtern stellt Stücker fest: „Man muss auf neue Sachverhalte reagieren.“
Die CDU ist der gleichen Meinung. Fraktionssprecherin Larissa Gebser weist darauf hin, dass die Union den Hochwasserschutz im Stadtgebiet aus aktuellem Anlass auf die Tagesordnung derselben Sitzung gebracht hat, und sagt deutlich: „Ein Neubau im Stadion fällt für uns weg.“ Dann solle man allerdings konsequenterweise auch darauf verzichten, im Stadion Container aufzustellen und einer Flutgefahr auszusetzen.
Drei weitere Varianten im Gespräch
Diese Interimslösung wäre mit der im Architekten-Wettbewerb entwickelten Variante verbunden, die darauf ausgelegt wurde, die halbe Bausubstanz zu erhalten und zu sanieren. Damals warnicht absehbar, dass das Land heute auch einen kompletten Neubau fördern würde.
Vier mögliche Varianten
Variante 1: WettbewerbslösungDer Preisträgerentwurf von 2019 sieht den Erhalt und die Sanierung des oberen Gebäudeteils vor, wie es damals die Förderrichtlinien erforderten.Gesamtkosten: 52,4 Mio. EuroProjektdauer: 6 bis 6,5 Jahre
Variante 2: Neubau auf erweitertem BestandsarealDer Neubau erfolgt „Zug um Zug“ auf dem Bestandsareal, einschließlich der Wiehltalhalle, abschließend wird das Restgrundstück wiederverwertet.Gesamtkosten: 54,1 Mio. EuroProjektdauer: 7 bis 8 Jahre
Variante 3: Neubau auf StadiongrundstückDer Neubau auf dem Gelände des Stadions erlaubt den Abriss des Altgebäudes nach Ende der Bauarbeiten und die Wiederverwertung des Grundstücks.Gesamtkosten: 46,5 Mio. EuroProjektdauer: 5 Jahre
Variante 4: StraßenverlegungDie Hauptstraße wird in einem Bogen nach Norden verlegt, um neue Baufläche zu schaffen. Das Altgebäude muss erst später abgerissen werden.Gesamtkosten: 50,6 Mio. EuroProjektdauer: 7 bis 8 Jahre
Bleiben zwei weitere Varianten: Zum einen könnte man bei einem Neubau das Gelände der Wiehltalhalle einbeziehen. Diese würde abgerissen. In den ersten, dort errichteten Neubau könnten dann Schüler einziehen, deren bisherigen Klassenräume als nächstes abgerissen werden. Und so weiter, „Zug um Zug“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt.
Noch attraktiver erscheint CDU-Chefin Gebser die vierte Variante, und darin ist sie sich mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Karl-Ludwig Riegert einig: ein Neubau auf einem Grundstück oberhalb des Stadions, das dadurch entsteht, dass die Hauptstraße verlegt wird. Während der Bauarbeiten wäre die alte Schule noch nutzbar. Später könnte man sie abreißen und das Grundstück neu verplanen. Die Wiehltalhalle bliebe unversehrt. Auch bei der drittgrößten Fraktion, den Grünen, gibt es viel Sympathie für diese Lösung, berichtet deren Vorsitzender Jürgen Körber.
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Ergebnissoffene Prüfung aller Varianten geplant
SPD-Sprecher Riegert sagt über die neue Haltung der CDU: „Unsere Linie war von Anfang an klar, und es gab eine Mehrheit gegen den Neubau im Stadion. Es ist aber von Vorteil für die Stadt, wenn diese Entscheidung von einer großen Mehrheit im Rat getragen wird.“
Wenn die Standortfrage nach der Sitzung endlich geklärt ist, will Bürgermeister Stücker ergebnisoffen die übrigen Varianten prüfen lassen. Einen teilweiser Erhalt der alten Bausubstanz schließt er nicht aus. Die Kostenfrage müsse besonders ernst genommen werden. Schließlich stünden auch bei anderen Schulen Investitionen an.