Das Wiehler Citymanagement diente zunächst dazu, die Kollateralschäden der Stadtumbaustellen für den Einzelhandel zu mindern.
CitymanagementStarthilfe für Start-Ups in der Wiehler Innenstadt
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In der Weiherpassage verkauft Catrin Dissmann (2.v.r.) Damenbekleidung. Einen Teil der Ladenmiete für das „Studio 1 Mode“ übernimmt das Land NRW. Kürzlich gratulierten Bürgermeister Stücker und seine Mitarbeiterinnen Karin Madel (r.) und Vanessa Nierstenhöfer zur Geschäftseröffnung.
Copyright: Stadt Wiehl
Die Verödung erfolgt immer schrittweise. Auf ein leeres Schaufenster folgt das nächste, ein geschlossenes Restaurant bleibt selten allein. Die Herausforderung des Einzelhandels durch Online-Shopping und der Gastronomie durch den Fachkräftemangel ist dramatisch. In Wiehl hält man dagegen.
Die Generalüberholung der Innenstadt wurde im vergangenen Jahr abgeschlossen. Doch die hübsche Kulisse allein garantiert keine lebendige City. Es bedarf auch der Förderung eines attraktiven Angebots an Läden und Cafés, weiß Bürgermeister Stücker: „Die Hardware allein reicht nicht, wir brauchen auch eine gute Software.“ Die Stadt setzt darum ihr Citymanagement auf eigene Kosten fort, nachdem die dafür vorgesehenen Fördermittel des Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek) 2023 nach sechs Jahren ausgelaufen waren.
Werbung für das Wiehler „Heimatshoppen“
Dem Hauptausschuss des Stadtrats berichtete Karin Madel nun von ihren Bemühungen als Teilzeitkraft im Citymanagement. Madel sieht sich als Schnittstelle zwischen Stadt, Gewerbe und Bevölkerung und hat schon während des Stadtumbaus mit vielen Aktionen und noch mehr Gesprächen Händler und Kunden bei Laune gehalten. Sie arbeitet mit den Gewerberingen zusammen und wirbt für die örtlichen Geschäfte mit der Initiative „Heimatshoppen“, bald zum sechsten Mal.
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Dazu kommen Marketing-Events wie der „Kneipenbummel“ (in Zusammenarbeit dem Kulturkreis), oder die „Frühlingswoche“ (nächster Termin: 26. April bis 4. Mai). Madel organisiert Workshops und Branchentreffen und informiert über Fördertöpfe. Das waren zu Isek-Zeiten der „Verfügungsfonds“ und das Fassadenprogramm, über die Vereine und Privatleute Geld für ihren Beitrag zur Verschönerung der Innenstadt bekamen.
Auch in Gummersbach und Wipperfürth
Derzeit setzt die Stadt eine andere Geldspritze ein, und zwar gegen den Leerstand: Das „Sofortprogramm“ der NRW-Initiative „Zukunft Innenstadt“, das auch Nachbarkommunen wie Gummersbach und Wipperfürth in Anspruch nehmen, unterstützt Neugründungen im Einzelhandel: Die Stadt mietet Ladengeschäfte an und vermietet sie zwei Jahre lang günstiger weiter. Die Vermieter müssen auf 30 Prozent seiner Kaltmiete verzichten, nehmen das aber offenbar gern in Kauf. Ein Eigentümer gerade die fünfte Ladenfläche angeboten.
In dieser Weise wurden unter anderem der Handyladen an der Homburger Straße und das „Burgerwerk“ im Bahnhof gefördert. Manchmal scheitert ein unternehmerisches Experiment, so das Nagelstudio in der Straße „Im Weiher“ oder der Unverpacktladen in der Weiherpassage. Ein zweiter Versuch an selber Stelle ist nicht möglich. Darum prüft die Stadt sorgfältig, ob eine Geschäftsidee zukunftsfähig ist. Aktuell geht es um zwei Objekte am Weiherplatz. Und um das als „Café 90“ bekannte Lokal an der Bahnhofstraße – die Wiehler Gastroszene hat Luft nach oben.
Karin Madel glaubt an das Sofortprogramm. Bis 2026 soll es noch laufen. Zu ihrem Bedauern hatte der Antrag keine Erfolg, es auch auf Leerstände in Drabenderhöhe, Bielstein und Oberwiehl auszudehnen. In der Wiehler Innenstadt würde sie gern einen Laden für junge Mode und ein Haushaltswarengeschäft installieren.
Im Ausschuss des Stadtrats bekam Madel viel Zuspruch für ihre Arbeit. Bürgermeister Stücker lobte, mit wie viel „Herzblut“ und Kontaktfreude sich seine Mitarbeiterin für die Einkaufsstadt ins Zeug legt. Er glaubt aber auch, dass es nur funktionieren wird, wenn sich alle Beteiligten einbringen – die Stadt, die Gewerbetreibenden und nicht zuletzt eine Wiehler Kundschaft, die vor der Haustür einkauft und nicht im Internet: „Wir alle sind Innenstadt.“