Düsseldorf/Frankfurt – Der Scherbenhaufen nach der gescheiterten Rhein-Ruhr-Bewerbung um die Olympischen Spiele 2032 könnte größer kaum sein, da zerbrechen die Beteiligten munter den Besen, mit dem sie sich zusammenfegen ließen. Der Deutsche Olympische Sportbund hat etwas gebraucht, um das Kommunikationsdesaster zu verdauen und schlägt am Montag umso heftiger zurück.
So leicht könne man es sich nicht machen, „uns elegant in die Ecke des Buhmann zu stellen“, sagt DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Montag in Frankfurt. Er wirft dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) „Falschaussagen“ und „Falschdarstellungen“ vor. Dessen Behauptung, Deutschland sei von sich aus ausgestiegen, der DOSB habe in dem Vergabeprozess nicht mehr weitermachen wollen, sei unwahr.
Hinweis auf schnellere Vergabe
Das IOC hatte am 24. Februar entschieden, das australische Brisbane zum bevorzugten Bewerber für die Spiele 2032 zu machen. Laut Kristin Kloster Aasen, Leiterin der „Future Host Summer Commission“, habe der DOSB im Februar gesagt, dass er „nicht Teil der weiteren Dialogphase sein wird. Das ist die Basis für die Empfehlung bezüglich der deutschen Bewerbung“, so die Norwegerin am vergangenen Mittwoch.
Die Februar-Sitzung, bei der diese Entscheidung gefallen sein soll, habe es nie gegeben, kontert DOSB-Präsident Hörmann. Von der IOC-Entscheidung, sich im weiteren Verfahren nur noch auf Brisbane zu konzentrieren, habe man exakt 27 Stunden erfahren – und das auch nur informell.
Am Nachmittag räumt das IOC einen Fehler ein. Das Februar-Meeting habe tatsächlich nicht stattgefunden. Inhaltlich bleibe man aber dabei. Mronz und der DOSB hätten bei den Treffen im Januar mitgeteilt, nicht in Dialogphase gehen zu wollen.
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Hörmann behauptet, in diesen Runden sei nur angedeutet worden, die Vergabe könne „deutlich schneller erfolgen“. Aus diesem Grund habe man sich mit RRC-Chef Michael Mronz am 23. Januar zu einem Workshop getroffen. „Wir haben über die Bewerberlage und die Frage gesprochen, wie viel Vorsprung Brisbane hat und ob es Sinn macht, von unserem Zeitplan abzuweichen“, sagt Hörmann. Auch über die Kosten für Olympische Spiele an Rhein und Ruhr habe man diskutiert.
„Wir sind auf Verbesserungen von knapp 450 Millionen Euro gekommen.“ Die Gespräche seien so konkret gewesen, dass man sich auf Kiel für die Segelwettbewerbe verständigt habe. „Wir standen Gewehr bei Fuß“, sagt Hörmann. Mronz habe dargelegt, dass es keinen Sinn mache, den Zeitplan zu verändern.
Informationen vorenthalten
Dieser sah eine Bürgerbefragung parallel zur Bundestagswahl im September vor. Im Januar 2022 hätte der DOSB bei einem positiven Ausgang den Dialogprozess mit dem IOC begonnen, so der Plan. „Die Initiative ist immer davon ausgegangen, dass die Vergabe erst 2023 erfolgen wird“, sagt Hörmann. Der DOSB-Präsident wirft Mronz vor, „nennenswerte Informationen“ nicht an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet weitergeleitet zu haben. Dieser habe von der Beschleunigung des Verfahrens nichts gewusst.
Ein uneinholbarer Gegner
Nach der IOC-Entscheidung, nur noch mit Brisbane zu verhandeln, mache es aus seiner Sicht keinen Sinn mehr, „gegen einen Gegner anzutreten, der einen uneinholbaren Vorsprung hat“. Ihm fehle auch die Fantasie, wie man sich im Jahr 2036 in Deutschland, hundert Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin, Olympische Spiele vorstellen könne, so Hörmann.
Für Mronz belegen die umfangreichen Darlegungen des DOSB, „dass wir bis zur Verkündung von Brisbane durch das IOC ganz klar darauf vertrauen durften, unsere Anstrengungen mit Blick auf den Herbst als Datum des Ratsbürgerentscheides weiterzuverfolgen. Es gab für uns keinerlei belastbare Faktenlage für eine Entscheidung des IOC im Februar.“
Olympischer Sportbund gegen Bewerbung für 2036
Wie es mit der Olympia-Initiative Rhein-Ruhr-City weitergeht, ist trotz aller Beteuerungen, man werde sie weiterverfolgen, unklar. NRW-Ministerpräsident Laschet kann sich eine Bewerbung für 2036 vorstellen. DOSB-Präsident Hörmann, den Laschet heftig attackiert hatte („Der DOSB hat kein Gespür dafür, was sich im IOC tut“), stellt sich indes die Frage, „ob es mit dem RRC und Michael Mronz weitergehen kann“. Das sei vorstellbar, vorab müsse man „hinter verschlossenen Türen aber die Karten auf den Tisch legen“.
Die Vorstellungen jedoch liegen weit auseinander. Die DOSB-Spitze ist gegen eine Bewerbung für 2036 und hält im Gegensatz das Rennen für 2032 für gelaufen. Da wird man sich für 2040 wohl einen neuen Besen suchen müssen.