Kürten/Forsten – Baum-Geburtstag 50 Jahre sind ein Klacks für den Mammutbaum. Locker kann er die Einhundert und die Zweihundert und die Dreihundert überschreiten und unsereins mit seinem Lebensalter hinter sich lassen.
Im Dorfe Forsten bei Kürten steht ein Mammutbaum. So gesehen ist er mit seinen 50 Jahren ein junger Hüpfer. Forsten, da ist der Name schon Verheißung.
Der Baum überstand 50 Jahre wechselhafte Geschichte
Gepflanzt hat den Mammutbaum Günther Paffrath, der Heimatschriftsteller, vor 50 Jahren in seinem Garten. Nun misst der Baum im Umfang 3,71 Meter, Paffrath hat sich davorgestellt und ihn in Höhe seines Brust-Hals-Bereichs vermessen. Der Baum wuchs in Forsten gut an, und Deutschland wurde 1974 Fußballweltmeister, es gab den Terrorherbst 1977, Helmut Kohl wurde Bundeskanzler, in der Sowjetunion kam Michail Gorbatschow an die Macht, die DDR und die Bundesrepublik vereinigten sich, die Gemeinde Kürten baute ein Spaßbad, der 1. FC Köln stieg aus der Bundesliga ab und wieder auf, Deutschland wurde zwei weitere Male Fußballweltmeister, es gab die Terroranschläge vom 11. September, Angela Merkel wurde in Deutschland Bundeskanzlerin, in den USA gelangte Unternehmer Donald Trump an die Macht, in Bergisch Gladbach schloss die Papierfabrik Zanders für immer, und die Bauern bestellten ihre Felder und ernteten und die Winter kamen und die Sommer auch und der Baum wuchs immer weiter in seiner Heimat Forsten.
Paffrath erinnert sich noch an das kleine Pflänzchen vom Anfang
Heute ist der Mammutbaum ein stattliches Prachtexemplar. Aber er ist immer noch ein Jüngling und voll im Saft, im Wachstum. Dabei war er zu Anfang seines Lebens eine unscheinbare Pflanze. Ein Pflänzchen, zart und zerbrechlich. Mitgebracht hat Paffrath den kleinen Mammutbaum aus Kaldenkirchen am Niederrhein, vom Ableger der Biologischen Station der Pädagogischen Hochschule Wuppertal. Dort studierte Paffrath damals, als er sich beruflich vom Landwirt auf dem elterlichen Hof zum Lehrer veränderte. „Die beiden 1971 in meiner dünnen Aktentasche mitgebrachten Pflänzchen pflanzte ich in unserem Garten, wo sie sehr gut gediehen“, erinnert er sich sehr genau an die Anfänge. Ein Exemplar habe er später leider fällen müssen. Unzählige Samen seien dann aus diesem Baum gekommen, ganz kleine in Größe von Haferflocken. „Einige habe ich in einem Blumenkasten gestreut und feucht gehalten.“ Es habe einige Zeit gedauert, bis sich Leben regte. „Dann aber in Mengen. Die Winzlinge glichen in ihrer Form Löwenzahnsamen.“ Paffrath pikierte sie mehrmals, pflanzte sie später in Blumentöpfe und als sie größer waren, ins Freiland. Auch die Methode, kleine Zweige vom Baum abzuschneiden, sie in Blumentöpfe zu geben und ebenfalls feucht zu halten, habe sich als gute Idee erwiesen.
„Unser Exemplar in Forsten werden wir als ausgewachsenen Baum schwerlich erleben“, meint Paffrath nachdenklich. Er wisse von einem Mammutbaum in einem US-Nationalpark, der 3500 Jahre alt sei. Seine Enkel könnten den Baum weiter hegen und vielleicht bei einem Käferbefall gar eine Fällprämie versprochen bekommen. „Eine solche Entwicklung lässt noch hoffen“, meint er. Wenngleich, sagt der Heimatfreund nachdenklich, der Mammutbaum aus Forsten die vielen Fichten nicht ersetzen könne. Auch die Fichten, die Paffrath in seinem Waldstück hatte, hat sich der Borkenkäfer geholt.