Rösrath – Eine Kampagne für gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Rösrath angeregt. Er stellte die Idee bei einem Themenabend zur „Zukunft des Radverkehrs“ in der Stadt vor, bei den anwesenden Mitgliedern mehrerer Stadtratsfraktionen und Vertretern der Stadtverwaltung stieß das auf deutliches Interesse. „Mehr Miteinander im Verkehr“ hat der ADFC als Motto vorgeschlagen.
Zum Hintergrund sagte Johannes Schweinem, Sprecher der Rösrather Ortsgruppe, die Schutzstreifen für den Radverkehr würden von Autos häufig befahren – zulässig sei es aber nur bei Gegenverkehr. Es gebe aber auch Konflikte auf kombinierten Rad-Gehwegen, zum Beispiel am Sommerberg, erklärte Johannes Thies von der Plattform „Rösrath Velo-City“ bei der Veranstaltung in der Gaststätte „Steinis Stübchen“. Das Ausweichen auf die Fahrbahn sei auch oft unangenehm: „Wenn man auf der Straße fährt, wird man angehupt.“ Die Vertreter der Fahrrad-Gruppen wünschten sich daher Aufklärung über die Rechtslage. Das solle gegenseitige Aufmerksamkeit fördern – bei Wegen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto.
Rösrather Kommunalpolitik unterstützt Vorschlag
„Einen Versuch ist es immer wert“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Bachmann (SPD). Und Hardy Schumacher (Grüne), ebenfalls stellvertretender Bürgermeister, wies auf die Wirksamkeit elektronischer Tempoanzeigen in Tempo-30-Zonen hin. SPD-Fraktionschefin Petra Zinke betonte, eine Kampagne müsse auch auf Nebenstraßen blicken: „Auch da werden Radfahrer nicht wahrgenommen.“ Mitch Lambrecht (ZLR) brachte die Zeit nach den Herbstferien als Zeitraum für eine Kampagne ins Spiel, er konnte sich Aktionen vor Schulen oder auf dem Wochenmarkt vorstellen. Zudem fragte er, ob ein Versuch mit Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen möglich sei. Dezernent Christoph Herrmann von der Stadtverwaltung wollte sich über die rechtlichen Möglichkeiten informieren, vermutete aber, dies sei „sehr schwierig“. Sonst würde Tempo 30 auch anderswo erprobt.
Neben dem Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer ging es bei dem Themenabend aber auch um die Infrastruktur für den Radverkehr. Ludwig Thoma von der Stadtverwaltung, Fachmann für öffentlichen Nahverkehr und Radverkehr, wies auf die Fortschritte der letzten Jahre hin: Neben der Einführung von Schutzstreifen auf Hauptverkehrsstraßen zwischen 2015 und 2018 seien auch weitere sichere Abstellmöglichkeiten mit Fahrradbügeln und Fahrradboxen geschaffen worden. Zudem sei das E-Bike-Verleihsystem stark ausgebaut.
1000 sichere Rad-Abstellplätze in Rösrath als Ziel
Als nächste Schritte sieht Thoma die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in zwei Richtungen – die Stadtverwaltung hat das geprüft und für sechs Straßen oder Straßenabschnitte empfohlen (wir berichteten). Zudem hofft er auf Fortschritte beim Radweg an der Sülz, zwischen Overath und Rösrath, die größten Schwierigkeiten gibt es bisher zwischen Lehmbach und Untereschbach sowie bei Haus Stade in Hoffnungsthal. Weiter im Blick hat die Stadt den großzügigen Ausbau von Abstellanlagen für Fahrräder, insbesondere an Schulen – Thoma bezifferte den Bedarf auf rund 1000 Abstellplätze. „Das ist ein Thema, das ansteht.“ Angesichts der Kosten von rund 250 Euro pro Fahrradbügel seien erhebliche Haushaltsmittel nötig. Im Blick hat die Stadt auch die Weiterentwicklung des Projekts Mobilstationen, zum Beispiel mit zusätzlichen Lastenrädern und Carsharing. Auch Fahrradstraßen seien zu prüfen.
Für Diskussionen sorgte die anvisierte Öffnung der Jägerstraße in Forsbach für den Radverkehr in zwei Richtungen. Da die Straße in absehbarer Zeit ausgebaut werden soll, will die Stadt eine Öffnung vorerst aufschieben. Andere wie ZLR-Ratsherr Lambrecht und Tom Höhne (FDP) plädierten dagegen für ein „Provisorium“, um eine „Initialzündung“ zu erreichen. Im Namen des ADFC drängte auch Schweinem auf rasche Fortschritte: „Unsere Mitbürger steigen aufs Fahrrad um, wenn wir ihnen einen Weg geben.“