Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Hochwasserschutz in Bergisch GladbachRückhaltebecken Kippemühle soll entlastet werden

Lesezeit 3 Minuten
Schlodderdichs_Wiese

Die Psychosomatische Klinik (links im Bild) möchte auf Schlodderdichs Wiese bauen.

Bergisch Gladbach – Es ist höchste Zeit etwas zu tun, finden Anwohner aus den Stadtteilen Gierath und Gronau. Sie kämpfen zum Teil heute noch mit der Beseitigung der Schäden der Überschwemmungen vom 14. Juli. Um das Risiko einer Wiederholung zu minimieren, macht der Bürgerverein Gierath-Schlodderdich eigene Vorschläge für Sofortmaßnahmen.

In der Veranstaltung, zu der der Bürgerverein die zuständigen Vertreter der Stadtverwaltung eingeladen hatte, ging es den 60 Flutopfern vor allem um die Konsequenzen. Lässt sich eine solche Flut für die Zukunft verhindern? Kann man etwas tun gegen die Kraft des Wassers? Aber am Ende ergab die Diskussion aus Sicht des Bürgervereins kein wirkliches zufriedenstellendes Ergebnis. Seitens der Stadtverwaltung gaben Beigeordneter Harald Flügge, die Fachbereichsleiter Stephan Dekker und Jörg Köhler, Martin Wagner, Leiter des städtischen Abwasserwerks, sowie Arndt Metzen vom Strundeverband Auskunft zu Ursachen und möglichen Lösungen.

Als Gegenmaßnahme plant die Stadt, einen weiteren Abschlag direkt aus dem Hochwasserrückhaltebecken Kippemühle in den rechtsrheinischen Randkanal herzustellen – ausgelegt auf eine Kapazität von 15.000 Litern Wasser pro Sekunde. Aber nach Einschätzung der Experten von Strundeverband und Abwasserwerk könnte dieser neue Bypass die Bevölkerung bei Starkregen nicht vollständig schützen. Eine höhere Kapazität hätte laut Verwaltung keine Aussicht auf Genehmigung, weil der Kanal auch Gebiete im rechtsrheinischen Kölner Raum entlasten müsse.

Baubeginn in fünf Jahren ist den Bürgern zu spät

Der Baubeginn für den neuen Bypass kann frühestens 2026 im Rahmen des Kanalbauprojekts Strunde hoch vier erfolgen. „Das ist für uns viel zu spät“, kritisiert Martin Freytag vom Bürgerverein, „wir brauchen Sofortmaßnahmen.“ Konkret schlägt der Bürgerverein etwa vor, den Kanal an der Engstelle in Höhe der Unterführung an der Gierather Straße zu verbreitern.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei der Versammlung habe ein Anwohner bereits zugesagt einen Teil seines Grundstücks abzutreten, um für den nötigen Platz zu sorgen. Zudem könnten Spundwände am zweiten neuralgischen Punkt – der Senke an der Straße Am Dännekamp in Höhe der Gartenbau-Firma Lorenz – Überflutungen am Schlodderdicher Weg verhindern.

Klinik soll auf Neubau verzichten

Wichtigste Forderung des Bürgervereins ist jedoch, die Schlodderdichs Wiese nicht zu bebauen und die 15.000 Quadratmeter stattdessen als Retentionsfläche mit Überlauf in den Thielenbrucher Wald zu nutzen. „Das wäre ein gutes Ergebnis für Natur und Mensch. Was will man noch mehr?“, betont Martin Freytag. Für den geplanten Erweiterungsbau der Psychosomatischen Klinik (PSK) würde sich ein neuer Standort finden lassen, zum Beispiel auf dem Wachendorff-Gelände.

Psychosomatische Klinik hält an Baugelände fest

Die Flächenversiegelung müsse in Zukunft drastisch reduziert werden, sonst verschärfe sich die Hochwassersituation immer mehr. Zwei Bewohner hätten sich bei der Juli-Flut in letzter Sekunde aus ihren Häusern retten können. Am 14. Juli fiel laut Strundeverband innerhalb von zehn Stunden die 1,6 -fache Regenmenge, die sonst in einem Juli-Monat fällt.

Die PSK hält dagegen an ihrem Planungsvorhaben auf der Wiese fest. „Die Nähe zum Bestandsgebäude stellt eine ideale Voraussetzung dar. Das Wachendorff-Gelände ist keine geeignete Alternative“, sagt Unternehmenssprecherin Anja Dohrmann auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Überflutungen im Juli haben aber die Klinikleitung dazu bewegt, Vorkehrungen zu treffen. Denn die Strunde fließt unmittelbar entlang des Baugrundstücks. Deshalb soll der Erdgeschossboden des neuen Klinikgebäudes zur Entzugstheraphie von Alkohol-, Drogen - und Medikamentenabhängigen um einen Meter angehoben werden. Dies bedingt eine erneute Offenlage des Bebauungsplans.