Bergisch Gladbach – Die Gleditschien-Bäume im Anemonenweg in Refrath sind den Anwohnern schon lange ein Dorn im Auge. Sie sorgen dort für sehr viel Dreck. Die Wurzeln im Untergrund brechen den Straßenbelag auf. Eine der sechs Gleditschien ließ die Stadt deshalb bereits fällen. Anwohner Rolf Knorr kann deshalb die Entscheidung der Stadt, diese Baumart in der Schoßstraße zu pflanzen, nicht nachvollziehen.
Die städtische Abteilung Stadt-Grün hält die Bedenken der Anwohner für unbegründet.
Die fremdländische Baumart sei zwar geeignet, immer heißere Sommer auszuhalten. Aber dieser Vorteil werde teuer erkauft. „Wir Nachbarn, aber auch die städtischen Kehrwagen verzweifeln an dem Dreck, den diese Bäume im Frühjahr und im Herbst produzieren“, berichtet Knorr.
Im Frühjahr bilden die Gleditschien am Anemonenweg kleine grüngelbe Blüten. „Sie fliegen zu abertausenden in winzigen Kügelchen zu Boden“, erzählt Knorr, „wehe, wenn wir Anwohner sie nicht schnell zu großen Bergen zusammenkehren.“
Glitschige Masse bei Regen
Bei Regen entstehe eine glitschige Masse, die kaum zu entfernen sei. Dazu komme die Gefahr auszurutschen. Dies gelte auch für die im Verhältnis zu den zarten gefiederten Blättern brutal ausschauenden bis zu 40 Zentimeter großen braunen Riesenschoten, die die diese Exoten im Herbst von sich geben. „Die lederartigen Hülsen liegen hier überall auf der Straße und dem Gehweg herum.“
Genau wie bei den Blüten liege die Reinigungspflicht bei den Hauseigentümern: „Wie bei Schnee: Wenn jemanden etwas passiert, bin ich in der Haftung“, berichtet Knorr.
Das sind Gleditschien
Die Gleditschie, auch Lederhülsenbaum genannt. Sie sieht ein bisschen aus wie eine Akazie, verträgt Hitze und wächst auch auf kargen Böden. Ihren Namen hat sie von dem deutschen Botaniker Johann Gottlieb Gleditsch. Die Sorte Gleditsia tricanthos, die in Bensberg gepflanzt werden soll, ist aus Nordamerika importiert. Es existieren außerdem kaspische, chinesische, japanische und australische Varianten. (ub)
Zudem verstopften die Schoten Dachrinnen und müssten aufwendig von Flachdächern geholt werden. Knorr weist noch auf einen der Bäume im Anemonenweg hin: Er ist am Stamm übersät mit Dornen und spitzen Stacheln.
„Der Fall Anemonenweg wird sich in der Schloßstraße nicht wiederholen“, versichert Christian Nollen, Leiter der Abteilung Stadt-Grün, den Anwohnern kürzlich in einer Mail.
Ausgesucht worden sei die Sorte Gleditsia tricanthos, auch Skyline genannt, teilt Nollen den Anwohnern weiter mit. Sie sei „gut geeignet“ als Straßenbaum. Auf der Straßenbaumliste GALK, Zusammenschluss der kommunalen Grünflächenverwaltungen, werde dieses Gehölz als „anspruchslos, stadtklimafest, Krone mit ausladenden Ästen“ beschrieben. Die Sorte trage keine Früchte und keine Dornen, nur in Einzelfällen könnten nachträglich Dornen gebildet werden, betont der Leiter von Stadt-Grün.
Gleditschien beschädigen Bodenbelag
Im Anemonenweg hat die Stadt im vergangenen Jahr eine Gleditschie gefällt, weil die Gefahr bestand, dass die Wurzeln das Fundament des benachbarten Hauses beschädigen könnten. Auch rund um die anderen fünf Bäume ist der Bodenbelag aufgebrochen – betroffen sind vor allem die Parkbuchten. Die Pflastersteine auf dem Bürgersteig sind zum Teil angehoben.
„Solche Schäden sind in der Schloßstraße nicht zu befürchten“, schreibt Nollen in seiner Mail. Gepflanzt werde „nach den aktuellen Regeln der Technik“. Dies bedeute, „die Ansprüche an die Bauweise und Vorbereitungen der Pflanzgrube sind andere als in früheren Jahren.“
Die Geschäftsleute und Anwohner der Schloßstraße müssten sich bezüglich der Reinigung keine Sorgen machen: „Die Sommerreinigung obliegt zwischen Nikolausstraße und Stockbrunnen aktuell vollständig der Stadt, wobei im mittleren Teilstück, von „Wendehammer bis Wendehammer, täglich auch die Fahrbahn gereinigt wird“, sagt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Dafür müssten die Eigentümer relativ hohe Reinigungsgebühren zahlen, weil die Kalkulation auf der Grundlage des tatsächlichen Aufwands erfolge.
Den Refrather Knorr kann die Verwaltung nicht überzeugen: „Meine Erfahrungen sind einfach zu negativ.“