Bergisch Gladbach – Die neue Freitreppe soll als Herzstück der Schloßstraße das Zentrum Bensbergs erlebbar machen. Bürgermeister Lutz Urbach spricht bei seinem letzten offiziellen Pressetermin seiner Amtszeit von „einem Meilenstein für Bensberg“. Es gibt aber trotzdem Kritik aus den Reihen der Geschäftsleute: Für Probleme könne das Gefälle des Platzes bei Feiern oder dem Wochenmarkt sorgen.
Rund 8,5 Millionen Euro hat die erste große Schönheitsoperation gekostet im Rahmen des Umbaus der Schloßstraße. Beim Konzept der „Straße der Begegnungen“ spielt die Freitreppe – ausgestattet mit fünf Sitzstufen und einem kleinen Stadtplatz – eine Hauptrolle: Die Anlage soll ein Treffpunkt werden. Das funktioniert offenbar schon gut: Vor dem offiziellen Eröffnungstermin kehrt ein Mitarbeiter des Pressebüros noch schnell die Scherben einer zerschellten Bierflasche weg.
Löwencenter als Wunde der Stadt
In seiner kurzen Ansprache – eine richtige Feier kann wegen Corona nicht stattfinden – ruft Urbach in Erinnerung, wie es vorher an dieser Stelle ausgesehen hat: „Das war eine Wunde in der Stadt.“ Gemeint ist der hässliche, jahrelang leerstehende Betonklotz des früheren Löwencenters – seit kurzem ersetzt durch ein neues Einkaufszentrum, die „Schlossgalerie“. Ohne die finanzielle Unterstützung des Landes wäre die dringend notwendige „Stadtreparatur“ nicht zu stemmen gewesen, betont Urbach.
Regierungspräsidentin Gisela Walsken lobt nicht nur die sehr gute Zusammenarbeit mit Politik und Stadtverwaltung. Sie betont außerdem: „Die Bürgerbeteiligung ist in besonderer Weise gelungen.“ Fehlt noch das Lob von Landrat Stephan Santelmann, der es sich nicht nehmen lässt, an seinem 55. Geburtstag der Stadt zu gratulieren: „Die Umsetzung ist besonders gut gelungen.“
Treppengeländer fehlt noch
Noch ist nicht alles perfekt: Das provisorische Verbundpflaster auf den Podesten zwischen den Stufen wird erst zu einem späteren Zeitpunkt mit Naturstein verkleidet. Ein Baum wird noch gepflanzt. Das Treppengeländer muss noch angebracht werden.
Für Fachbereichsleiter Wolfgang Honecker ist der entstandene kleine Platz am Fuß der Treppe „die neue Stadtarena für Versammlungen, Feste und Marktaufenthalt“. Bensberger Geschäftsleute sind dagegen enttäuscht: „Man hat uns einen Stadtplatz versprochen, bekommen haben wir einen Stadthang“, bedauert Olaf Schmiedt vom Vorstand der Bensberger Bank.
Gefälle von acht bis 20 Prozent
„Im Volksmund wird der Platz schon Rodelhang genannt“, weiß Karsten Nitzschke von Intersport Haeger. Seines Wissens liege ein Gefälle von acht bis 20 Prozent vor. Zwei Marktbeschicker größerer Stände hätten bereits Zweifel geäußert, ihre Verkaufsstände dort aufbauen zu können.
„Das hätte man eleganter lösen können“, meint Nitzschke. Da werde es Lösungen geben, ist sich Honecker sicher. Die Planung, so wie sie ist, ermögliche den größtmöglichen Flächengewinn für den Platz. Die Schloßstraße selbst, wo der Markt bislang stattfindet, habe zudem auch ein Gefälle, mit dem alle zurechtkämen: „Bensberg heißt nicht umsonst Bensberg und nicht Bensflach.“
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„Sieht alles fabrikmäßig kühl und ein bisschen überdimensioniert aus“, meint der Bensberger Hans-Ulrich Pietz, der sich gerade auf einer der Sitzstufen ein Stück Mohnkuchen gönnt.“ Sorgen macht sich Manfred Reuscher, 84 und nicht mehr gut zu Fuß, in Bezug auf die Barrierefreiheit. „Ich komme da nicht mehr hoch“, sagt er kopfschüttelnd. Als Alternative zu den 50 Treppenstufen stehen im Einkaufszentrum Fahrstühle als Verbindung hoch zum alten Markt zur Verfügung, in der Zeit zwischen 6 bis 24 Uhr.
Ein Betrieb rund um die Uhr ist nicht möglich – aus Sorge vor Vandalismus. „Das ist kein böser Wille. Aber wir haben jetzt schon Probleme mit Jugendlichen, die an Wochenenden die Parkdecks unserer Schlossgalerie als Partyzone missbrauchen“, erläutert Engelbert Leibl, Projektleiter von Investor Centerscape.