- Die Polizei fand in seinem Haus Datenträger mit hunderttausenden Bildern, Videoszenen und Chat-Protokollen.
- Die Auswertung der Materialien ist für die Ermittler eine „unglaubliche Belastung“, sagt ein Polizeivertreter.
- Auch in der Nachbarschaft herrscht immer noch Fassungslosigkeit.
Bergisch Gladbach/Köln – „Das wollen Sie gar nicht wissen, was da alles gefunden wurde“, sagt ein leitender Polizeivertreter am Montag. Mehr als 20 Ermittler haben am Feiertag und am Wochenende die Auswertung der mehreren hunderttausend kinderpornografischen Bilder und Videos fortgesetzt, die wie berichtet bei einem 42-jährigen Bergisch Gladbacher auf USB-Sticks, Handy und weiteren Speichermedien gefunden wurden.
Niemand wird zur Auswertung verpflichtet
Wie drei weitere mittlerweile in U-Haft sitzende Männer steht er im Verdacht, seine eigene Tochter sexuell missbraucht zu haben. Das jüngste der insgesamt sechs bislang identifizierten Opfer war laut Polizei nicht einmal ein Jahr alt. „Die Auswertung solch eines Materials ist eine unglaubliche Belastung“, sagt ein langjähriger Ermittler der Kölner Polizei, „das kann nicht jeder“.
„95 Prozent der Polizisten sagen, dass sie diese Arbeit auf keinen Fall machen würden“, bestätigt LKA-Seelsorger Dietrich Bredt-Dehnen in einem Zeitungsinterview. Material auswerten, auf dem Kinder gequält würden, könnten nur ganz wenige, so der Seelsorger. Kölns Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker hatte bereits am Donnerstag betont, dass niemand zur Arbeit in der mehr als 20-köpfigen Ermittlungsgruppe verpflichtet werde.
Kino im Keller eingerichtet
Mit dabei sind nach Informationen dieser Zeitung auch weiterhin drei Ermittler der Kreispolizei Rhein-Berg, die das Verfahren ins Rollen gebracht hatten und für ihre konsequente Arbeit auch von NRW-Innenminister Herbert Reul gewürdigt worden waren.
Ob zwischenzeitlich noch weitere Opfer oder Täter auf dem Bildmaterial identifiziert wurden, dazu wollte sich die Polizei am Montag nicht äußern. „Aus ermittlungstaktischen Gründen“, hieß es.
Verdächtige soll Keller-Kino eingerichtet haben
Das Gladbacher Jugendamt betreut unterdessen das nicht mal zwei Jahre alte Opfer und die Mutter, die laut Polizei nichts von dem gewusst hat, was ihr Mann getan haben soll. Das Jugendamt arbeite sehr gut mit der Kinderschutzambulanz in Remscheid zusammen, so Gladbachs Stadtsprecher Martin Rölen auf Anfrage.
Nach Informationen dieser Zeitung ist das Kind weiterhin bei seiner Mutter. In der Siedlung, in der der 42-jährige Tatverdächtige mit Frau und Tochter gewohnt hat, herrscht immer noch Fassungslosigkeit. „Die Nachbarn sind alle geschockt“, sagt ein Anwohner. Dabei sei der 42-Jährige immer so ein „netter, sympathischer Kerl“ gewesen.
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Vor einiger Zeit soll er davon gesprochen haben, dass er sich einen Kino-Keller eingerichtet habe. „Unter dem, was jetzt herausgekommen ist, möchte man da gar nicht weiterdenken“, sagt ein Nachbar.