Der Brunnen wurde bereits 1900 in Erinnerung an Wohltäterin Emilie Schmitz errichtet.
Tonnenschwere KorallenIn Bensberg ist der historische Emilienbrunnen an seinen Platz zurückgekehrt
Spontan winkt Dieter Wegerhoff an diesem Vormittag einige Passanten herbei. „Viele schauen hier jeden Tag vorbei“, berichtet der Bautechniker. Serge Tziroulnikoff auch. Der Bensberger, der an der Absperrung an der Ecke Schloßstraße und Nikolausstraße steht, ist ganz fasziniert vom wiederauferstandenen Emilienbrunnen. „Er kommt jetzt viel mehr zur Geltung“, findet der Beobachter.
Für Bensberg sei die Rückkehr des Brunnens genauso wichtig wie die aktuelle Umgestaltung und Aufwertung der Schloßstraße zur „Straße der vielen Begegnungen“. „Ich habe gehört, dass früher die Bensberger Kinder im Brunnenwasser gespielt haben“, sagt Wegerhoff, Inhaber der Lindlarer Grauwacke Manufaktur. Das Herzblut, die Anhänglichkeit der Bensberger zu ihrem Brunnen, habe ihn bei der Arbeit angesteckt.
Auch sein Sohn und die anderen Mitarbeitenden seien mit diesem Herzblut bei der Sache. Wegerhoff erzählt aus vollem Herzen, die Freude ist bei ihm zu spüren. Dank seiner Arbeit erhalten die Bensberger nun ihren Emilienbrunnen zurück.
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Ein Brunnen geht auf Reisen – das war im Oktober. Jetzt ist das Baufeld bereitet – der Emilienbrunnen, kurz vor dem Jahr 1900 von der damaligen Gemeinde Bensberg und dem Verschönerungsverein Bensberg (VVB) in Erinnerung an Wohltäterin Emilie Schmitz (1807-1891) errichtet, kehrt zurück nach Bensberg. Im Dezember hatte das Team von Wegerhoff den Wiederaufbau begonnen, mitten im tosenden Umbaulärm an der Schloßstraße.
Emilienbrunnen in Bergisch Gladbach: Ein ganz besonderer Auftrag
In diesen Tagen ist die Arbeit fast vollendet. „Für uns ist das eine außergewöhnliche Aufgabe gewesen“, findet der Fachmann, der ansonsten mit Grauwacke aus Lindlarer Steinbrüchen beruflich zugange ist. Der Auftrag für den aus Korallenkalk bestehenden Emilienbrunnen sei wirklich ganz besonders gewesen.
Die Freude an dieser Arbeit ist Wegerhoff anzumerken. Mit bergischer Grauwacke arbeitet Wegerhoff täglich, mit dem rund 390 Millionen Jahr alten Material aus dem Steinbruch der Schlade in Bergisch Gladbach ist das anders. Wer genau hinschaue, finde noch Versteinerungen urzeitlicher Muscheln oder Korallen auf den grau gefärbten Natursteinen, weiß er zu berichten.
Einige Brocken, kantig und jeder anders geformt, müssen noch an ihren Platz bugsiert werden. Ein Bagger nimmt die tonnenschweren Steine an den Haken, vorsichtiger als vorsichtig werden sie an ihre richtige Position gebracht. Damit's gelingt, hatte das Team zuvor eine hölzerne 3D-Maske für den Brunnen angefertigt, mit Tausenden nummerierten Holzstücken. Die Kalksteine, ebenfalls nummeriert, hatte die Stadt vorübergehend im Bauhof eingelagert, ein Material von geschätzt 40 Tonnen.
Beim Einsetzen am neuen Standort, etwa sieben Meter entfernt vom früheren, sorgen Dübel für den festen, sicheren Sitz. Ziemlich viel Grün sei zwischen den Steinen gewesen, dies sei behutsam entfernt worden. Leider seien auch einige Steine zerbröselt, nicht alle seien in einem guten Zustand gewesen.
Die schadhaften habe er ersetzt, berichtet der Fachmann. Anzusehen sind dem Brunnen mit seinen Wasserkaskaden und den Formen der Natur die kleinen Veränderungen nicht, er wirkt an seinem neuen Platz jung und zeitlos. Sitzecke und Solitärbaum kommen noch, die Stadt vollendet damit die Gestaltung des Emilienplätzchens, in Erinnerung an die Bensberger Stifterin. „Die Aufgabe war nur lösbar mit Respekt und Demut“, sagt Wegerhoff. Er danke allen Beteiligten bei Stadt, Landschaftsarchitekten und Bergischen Geschichtsverein für die hervorragende Zusammenarbeit.
Im März gehen die Arbeiten am Brunnen weiter
Im März hat Wegerhoff den Emilienbrunnen erneut auf dem Zettel, dann für das Einsetzen des Überlaufrohrs am Brünnchen. Nach Abschluss der ersten Brunnenbauphase wird alles zunächst wieder schützend in Holz verpackt. Nach Fertigstellung der Treppe zur Schloßstraße und des Granitsteinbelags vor dem Brunnen stellen Wegerhoffs Mitarbeiter das Überlaufrohr ins untere Becken. Auch im Innenleben sind dann allerletzte Arbeiten zu erledigen, ehe der Kaskadenbrunnen wieder in voller Schönheit sprudelt.
Dies alles, sagt Wegerhoff, geschehe auch, um die Erinnerung an die Namensgeberin des Brunnens aufrechtzuerhalten. Emilie Schmitz, 1806 geboren in Heinsberg als Henriette Emilie Adelgunde Raab, Tochter des Goldschmieds Johann Jakob Raab und seiner Ehefrau Gertrud, geborene Kloeter, hatte den Bildhauer und späteren Rendanten der Provinzial-Hebammen-Lehranstalt in Köln und Ökonom der Bensberger Kadettenanstalt, Thomas Johann Carl Schmitz, geheiratet.
Das wohlhabende Paar, das kinderlos blieb, lebte auf der Weyerburg in Bensberg, einer noch heute erhaltenen Villa an der Overather Straße. Die Protestantin stiftete 27.000 Mark für den Weiterbau des Bensberger Kirchturms, sie übernahm die Finanzierung von drei Chorfenstern der Kirche, stiftete 1.500 Mark für das Chorgestühl und weitere 3439 Mark für eine Glocke. In ihrem Testament setzte Emilie Schmitz die Gemeinde Bensberg als Alleinerbin einer Emilienstiftung ein, die dem Armenkurator unterstellt wurde. Der Brunnen ist ein Erinnerungsdenkmal, das die Bensberger Bürger zu Ehren der Gönnerin errichteten.
Dass er bleibt, ist auch heute den Bensbergern zu verdanken: Der Brunnen, seit über 120 Jahren an seinem Platz, hätte nach ersten Umbauplänen für immer im Depot der Stadt verschwinden sollen. Erst lautstarker Protest rettete ihn.