Eisenbahner fürchten, dass das alte Streckengleis von Bergisch Gladbach nach Bensberg stillgelegt werden könnte.
SonderzugEisenbahner aus Bergisch Gladbach wollen altes Gleis nach Bensberg retten
Jörg Seidel ist Vorstandsmitglied beim Rheinischen Industriebahn-Museum in Köln. Der begeisterte Eisenbahner hat sich beim laufenden Planfeststellungsverfahren zum Bau des zweites S-Bahn-Gleises nach Gladbach zu Wort gemeldet. Seidel plädiert für den Erhalt des Streckenanschlusses nach Bensberg, der Sülztalbahn.
Bis zum Neuenweg, so weit zurück liegen noch Gleise, wären es bei einer Wiederinbetriebnahme nur drei Minuten, rechnet Seidel vor. Leider sehe er derzeit keine Aktivitäten für eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs, bedauert er. Weil die Deutsche Bahn im Zuge der S-Bahn-Veränderungen auch den Gleisbereich in Gladbach neusortiert, hatte sich Seidel vorbeugend an die Deutschen Bahn gewandt.
Bahn will Anschluss sichern
Dort sei ihm versichert worden, dass es auch künftig den Streckenanschluss nach Bensberg geben werde. Allerdings anders. Demnächst müsse man mit einer zweiten Lok kommen, und diese zum Wenden im Bahnhofsbereich nutzen. „Das ist natürlich komplizierter.“
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Nach einer Eingabe der Stadt zum Gleisumbau könnte es auch andere Entwicklungen geben. Die Stadt weist auf die neue Straße hin, die vom Bereich Gleisdreieck zur Innenstadt führen soll, als Umfahrung des nach dem Gleisumbau geschlossenen Bahnübergangs. Auch die Grundstücke am Gleisdreieck spielen eine Rolle.
Hier hat die Stadt ein Vorkaufsrecht und bereits Immobilien in ihr Eigentum gebracht. Zuletzt war ein Busdepot eines öffentlichen Linienbetreibers im Gespräch als Nutzung. Linienbusse müssten dann in Höhe Friedrichstraße über das alte Streckengleis zum Busbahnhof fahren können.
Stadt hat eigene Pläne
„Eine Sanierung des aktuell nicht mehr genutzten Gleisanschlusses der ehemaligen Strecke in Richtung Bensberg widerspricht sowohl der aktuellen politischen Beschlusslage der Stadt (durchgängiger Radweg von der Innenstadt bis Frankenforst als Ziel) wie auch den stadtplanerischen Bestrebungen, als Ersatz für den entfallenden Bahnübergang Tannenbergstraße eine Straßenanbindung in Richtung Buchholzstraße nebst neuer Erschließung des sogenannten Gleisdreiecks zu errichten“, hat die Stadt an das zuständige Eisenbahn-Bundesamt geschrieben.
Hinzu komme, dass eine „Neutrassierung“ der städtischen Verkehrsflächen geplant ist, für die der Erhalt des Gleisanschlusses zu höheren Aufwendungen führt.
Das Eisenbahn-Bundesamt ist derzeit dabei, die Aussagen auszuwerten. Jörg Seidel, der Eisenbahnnostalgiker, hofft, dass die Anbindung dauerhaft erhalten bleibt. „Die Deutsche Bahn hat mir das versichert“, sagt er. Ohne Gleisanschluss wäre die Sonderfahrt vom vergangenen Sonntag nicht möglich gewesen.
Rangieren um die Waggons
An diesem Tage näherte sich ziemlich unerwartet eine kleine Rangier-Diesellok aus den 1950er-Jahren dem Bahnhof von Bergisch Gladbach. Angehängt an das Altertümchen waren einige historische Abteilwagen. Das Rheinisches Industriebahn-Museum hatte zur Sonderfahrt eingeladen. Rund um Köln ging es meist auf Gütergleisen. Dieser Diesel-Loktyp ist früher zwischen Gladbach und Bensberg im Einsatz gewesen, berichtet Seidel.
Auch die mitgeführten Wagentypen aus den 20er und 50er Jahren seien auf den heimischen Bahnstrecken anzutreffen gewesen. Erst ganz kurzfristig habe sich für den Verein der Abstecher ergeben. Am Gladbacher Bahnhof fädelte sich der Zug in die Industriebahngleise ein, während hinter dem Wartesignal, am Personengleis, die reguläre S-Bahn stand.
Abgekoppelte Lok
Die Diesellok koppelte ab, fuhr um den Zug herum und setzte sich von vorne an die Wagen. Dann ging es ab dem Bahnübergang an der Tannenbergstraße hinein in das alte Gleis nach Bensberg (bei der DB als Gleis 19 bezeichnet), auf die Strecke der Sülztalbahn.
Über die Brücke an der Mülheimer Straße fuhr der Sonderzug, am alten Gronauer Bahnhof (heute: Fachhochschule) endete die Fahrt. Die Reisenden stiegen aus, machten einen Spaziergang am Gleis oder schossen Fotos.
„So etwas ist nur in Bergisch Gladbach möglich und einmalig in der Kölner Bahnhofsregion“, berichtet Seidel.