Amtsgerichts-Chefin und Vize in Bensberg gehen mit 66 Jahren, die Nachfolgerinnen Marion Tettinger und Sibille Kozina sind 21 Jahre jünger.
FührungswechselDie Generation X übernimmt am Bensberger Amtsgericht
Mit einem Fest verabschieden sich am Donnerstag vor Pfingsten die langjährige Bergisch Gladbacher Amtsgerichtsdirektorin Johanna Saul-Krickeberg und ihre Stellvertreterin Birgit Brandes von Kolleginnen, Mitarbeitenden und Weggefährten. Beide Bergisch Gladbacher Juristinnen haben mit 66 Jahren ihr Pensionsalter erreicht – Brandes am 16. März, Saul-Krickeberg am 11. Mai.
Mittlerweile stehen nach Informationen dieser Zeitung auch die Nachfolgerinnen fest: Chefin wird Marion Tettinger, bis 2022 Richterin in Bergisch Gladbach, aktuell Vize-Chefin in Kerpen, und Stellvertreterin Sibille Kozina, seit 2018 Chefin am Amtsgericht Wermelskirchen. Beide Frauen sind 45 Jahre alt – nach den Bensberger Babyboomerinnen übernimmt damit die „Generation X“ das Steuer.
NRW-Justiz macht Nachfolgeregelung spannend
Während das Pensionsdatum der bisherigen Chefinnen bereits seit langem feststeht, hat es die NRW-Justiz bei der Nachfolgeregelung spannend gemacht. Selbst jetzt ist die Doppelpersonalie noch nicht offiziell bekannt gemacht, jedoch pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Die Entscheidung ist durch, von Konkurrentenklagen nichts bekannt, und auch der „Präsidialrat“, Mitwirkungsorgan der Richterschaft, hat zugestimmt. Wohl im Mai beziehungsweise Juni dürften die beiden Mittvierzigerinnen (Tettinger ist vier Monate älter) in Bensberg nacheinander ihren Dienst antreten.
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Mit dem Wechsel an der Spitze hat sich die 21-köpfige Bensberger Richterschaft erheblich verjüngt; das gilt auch für die hiesigen Strafrichterinnen und –richter. Dagegen steht bei den übrigen Mitarbeitenden der Generationswechsel erst noch bevor, und hier werden die neuen Chefinnen angesichts des sich überall verstärkenden Fachkräftemangels und angesichts der ebenfalls aus diversen Branchen bekannten Digitalisierungsprobleme, etwa unzureichende Ausstattung oder Umstellungsschwierigkeiten bei Maschinen und Menschen, Kreativität und Führungskraft beweisen können.
Beide Richterinnen haben Führungserfahrung
Marion Tettinger, Richterin seit 2011, hat viele Jahre lang in Bergisch Gladbach gearbeitet, als Zivilrichterin ebenso wie als Strafrichterin, bevor sie als stellvertretende Amtsgerichtsdirektorin und Familienrichterin nach Kerpen wechselte. Zuletzt war sie Mitte April an ihrer alten und neuen Wirkungsstätte unterhalb vom Schloss zu sehen — an dem Tag, an dem Vorgängerin Johanna Saul-Krickeberg ihren letzten Sitzungstag hatte.
Sibille Kozina wurde im Juni 2018 als Wermelskirchener Amtsgerichtsdirektorin eingeführt, nachdem sie das kleinste der Gerichte im Kölner Landgerichtsbezirk bereits ein Jahr lang kommissarisch geführt hatte. Die neue Stelle übernahm die damals 39-jährige Mutter dreier Kinder in Teilzeit. Auch ihre Kinder hätten sich über die Beförderung gefreut, vertraute sie damals einem lokalen Zeitungsreporter an: „Die haben gesagt: Mama, du bist jetzt Chef.“
Das Amtsgericht
Das Bensberger Amtsgericht gehört zu den größeren Amtsgerichten im Landgerichtsbezirk Köln. Aktuell arbeiten dort insgesamt 140 Personen, darunter 18 Lebenszeit- und drei Proberichterinnen und -richter. Zum Gericht gehören aber auch das Grundbuchamt und die Kirchenaustrittsstelle. (sb)