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Bergisch GladbachVerkehrsverband prüft Reaktivierung des alten Bahndamms

Lesezeit 3 Minuten

Oben die alte Bahntrasse der Sülztalbahnstrecke, unten die Gleise der Straßenbahnlinie 1.

Bergisch Gladbach – Nachts kommt ein Kavenzmann von Zug vorbei. Die „Class 66“ ist eine tonnenschwere Diesellok, die einmal in der Woche die tonnenschweren Holzwaggons vom Ladegleis der Oberbergischen Bahn in Engelskirchen-Osberghausen abholt. In der Nacht zu Freitag hin, in der Nacht zu Samstag zurück. Zwischen 2 und 3 Uhr rollt die „Class 66“ mit ihrem fast 500 Meter langen Zug über die Gleise in Overath und Rösrath.

Teilweise liegen noch Gleise auf dem alten Bahndamm.

Das Ladegleis in Osberghausen ist ein Fall von erfolgreicher Strecken-Reaktivierung. Für die gesamte Wiehltalbahn im Oberbergischen läuft gerade eine Machbarkeitsstudie. Personenverkehr soll zurückkehren. Bislang gibt es nur Touri-Fahrten. Jörg Seidel kennt die nächtlichen Holztransporte. Der Eisenbahn-Historiker kennt auch die Trasse der Sülztalbahn, über deren Reaktivierung zwischen Bergisch Gladbach und Bensberg seit Jahrzehnten gesprochen wird. Als Fahrradtrasse oder Autobahnzubringer ist der alte Damm ebenfalls begehrt.

Bergischer Eisenbahnknoten in Lückerath?

Warum, fragt Seidel, werde nicht stärker über eine Inbetriebnahme bis Lückerath gesprochen? Das wäre kurz vor Bensberg. Lückerath könnte in Zukunft bergischer Eisenbahnknoten werden, Umstiegs- und Zustiegspunkt. Warum? In Lückerath kreuzt die Stadtbahnlinie 1 „Bensberg – Köln“ kurz hinter dem Haltepunkt Neuenweg die alte Trasse der Sülztalbahn. Die stillgelegten Gleise werden auf einer Brücke über die Stadtbahn geführt. Als im vergangenen Jahr der Regionalrat Köln die Sicherung der Trasse im neuen Regionalplan bis eben Lückerath anregte, war die Kreuzungsstelle der verbindende Gedanke. Für die Stadt, da ist sich der Hobby-Eisenbahner sicher, habe diese Idee großes Potenzial. Er wundere sich, dass die Verwaltung augenscheinlich abwarte.

Eisenbahnhistoriker Jörg Seidel sieht eine Zukunft für die Bahn.

Mit Zügen kennt sich Jörg Seidel aus. Im Rheinischen Industriebahn-Museum Köln ist er aktiv, und vor zwei Jahren war er es, der die drei nostalgischen Schienenbus-Fahrten und die einmalige Rückkehr der Rheingold-Waggons nach Gladbach organisiert hatte.

Touri-Fahrten ausgebucht

Damals bogen die Sonderzüge am Bahnübergang Tannenbergstraße auf die alten Gleise ein und rollten einen knappen Kilometer bis zum ehemaligen Bahnhof von Gladbach und zur Eisenbahnbrücke am Refrather Weg. Die Fahrten waren ausgebucht, und wäre nicht Corona gekommen, hätte Seidel auch weitere Touren organisiert.

Lückerath ist für Seidel der ideale Kreuzungspunkt der beiden Gleisstränge. Vorstellen kann er sich vieles. Zum Beispiel einen wiederbelebten Gleiskörper bis Lückerath mit Umstieg zur Stadtbahn. Oder eine neue Stadtbahnlinie, die über den alten Bahndamm verläuft und in Höhe Refrather Weg geteilt wird, ein Gleis nach Köln-Thielenbruch, das andere zum Endpunkt am Bahnhof Stationsstraße. Mit der historischen Trasse der alten Gladbacher Straßenbahn, die hier Richtung Köln verläuft, liegt eine weitere Schnittstelle in Sichtweite. Die Trassen seien ein wirtschaftliches Pfund, dass sich bei einer Streckenbewertung auszahle.

Seidel ist sicher, dass Machbarkeitsstudien gute Ergebnisse bringen würden. Die Deutsche Bahn sei in der Pflicht, die Projektkosten zu übernehmen. Das Ziel der Stadt, den Autoverkehr deutlich zu reduzieren, werde erreicht. Mit Bensberg und Bergisch Gladbach könnten die beiden bevölkerungsreichsten Stadtteile nahezu kreuzungsfrei verbunden werden. In fünf Minuten sei der andere Stadtteil erreicht. Mit Fachhochschule, Schulzentrum, Industriegebieten und Wohnsiedlungen profitierten Tausende Bürger vom neuen Angebot. Eine Kosten-Nutzen-Analyse werde ein positives Ergebnis haben.

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Auch vom Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen VDV kommt mittlerweile starker Rückenwind, seit einem Jahr schon. Eine umfassende Studie, die sich mit der Reaktivierung stillgelegter Trassen beschäftigt, hat auch die Gladbacher Trasse aufgenommen. Vorgeschlagen wird vom Verkehrsverband eine Inbetriebnahme für den Personenverkehr von der Stadtmitte bis Lückerath. „Natürlich“, sagt Jörg Seidel.