Bergisch Gladbach – Der Bergisch Gladbacher CDU-Politiker und Kreistagsabgeordnete Diego Faßnacht zieht sich aus der Werteunion zurück, in der er sowohl im Bundes- und Landesvorstand als auch Sprecher und Gründungsmitglied der Werte Union Bergisches Land war.
„Persönlich an meine Grenzen gekommen“
Als Gründe nennt der 28-jährige Volkswirt massive, auch rassistische Angriffe gegen ihn. „Ich habe immer gedacht, ich halte das aus“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung, „aber ich bin persönlich an meine Grenzen gekommen.“ Als Beispiel für die Art und Wortwahl der Angriffe gegen ihn zitiert Diego Faßnacht eine Facebook-Veröffentlichung unter dem Namen eines ehemaligen führenden Politikers der Linken im Rheinisch-Bergischen Kreis: „Was macht er [Faßnacht], wenn das braune Pack, dem er sich anbiedert und welches sein Meinungsbild die letzten Jahrzehnte geprägt hat, in Regierungsverantwortung kommt und die alten Rassengesetze und den »Ariernachweise« wieder einführt? Steckt er sich dann selbst in den Güterwagen Richtung »Arbeitslager« und geht erhobenen Hauptes, dumm grinsend wie auf dem Foto in die Gas-Duschen?“
„Ich hätte früher gedacht, so gesagt, dass mich so was kalt lässt“, sagt Faßnacht, „aber es hat mich stark getroffen: Die Beurteilung meiner Person aufgrund meiner Hautfarbe ist eindeutig.“
Seitdem die Werteunion Bergisches Land Mitte Januar Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen zu einem Vortrag nach Bergisch Gladbach geholt hatte, hätten die verbalen Attacken gegen ihn vor Ort zugenommen, nach der Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum thüringischen Ministerpräsident mit Stimmen der AfD habe sich die Situation noch erheblich verschärft. „Ich bin persönlich nicht bedroht worden“, betont der 28-Jährige, „aber diese Art und Weise, in der ich persönlich diffamiert werde, halte ich nicht mehr aus.“
„Ich kenne viele, die Angst haben“
Dabei verweist der 28-Jährige auch auf den Rückzug des aus Rösrath stammenden Kölner Rechtsanwalts, CDU-Funktionärs und bisherigen Sprechers der Werteunion auf Bundesebene, Ralf Höcker. Dieser hatte vergangene Woche wie berichtet seine Ämter in der Werteunion niedergelegt und war aus der CDU ausgetreten. Begründet hatte er dies mit Drohungen gegen ihn, ohne dass er sich zur Art der Bedrohung zunächst näher äußerte.
„Ich kenne viele, die Angst haben“, so Faßnacht. Neben einer Reihe von Weggefährten habe sich auch seine Mutter, die aus Ghana stamme und seit 30 Jahren in Deutschland lebe, Sorgen um ihn gemacht, so Faßnacht im Gespräch mit dieser Zeitung.
2017 sei er Mitglied der Werteunion geworden, weil es sein Ziel gewesen sei, „konservative wie auch wirtschaftsliberale Kräfte zu stärken“, sagt Faßnacht. Er habe „die Partei wiederhaben“ wollen, in die 2005 (Junge Union) beziehungsweise 2007 (CDU) eingetreten sei.
Konzentration auf Mandat im Kreistag
Im Oktober 2017 hatte Faßnacht beim Deutschlandtag der Jungen Union für Aufsehen gesorgt, als er Angela Merkel fragte, ob sie bereit sei, den Weg freizumachen für einen Neuanfang, sprich: zurückzutreten. Kurz darauf hatte Faßnacht damals nach sieben Jahren nicht erneut als JU-Kreisvorsitzender kandidiert.
Künftig möchte sich Faßnacht auf sein Mandat als Kreistagsabgeordneter konzentrieren und auf seine berufliche Tätigkeit im Bereich der internationaler Steuerberatung.