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SozialausschussGewalt gegen Frauen bleibt in Rhein-Berg ein Thema

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann steht neben einer Frau, die am Boden mit ihren Händen ihren Kopf schützt (Illustration).

Ein Mann steht neben einer Frau, die am Boden mit ihren Händen ihren Kopf schützt (Illustration).

Frauenberatungsstellen - 2024 ein bisschen antiquiert? Kein bisschen, so das „Frauen-Zimmer“ im Kreis-Sozialausschuss in Bergisch Gladbach.

Es klingt reichlich zugespitzt, was die Beraterinnen vom „Frauen-Zimmer“ am Schluss ihres Vortrags im Kreishaus formulieren: „Frauen zeigen an und werden nicht ernst genommen, die Staatsanwaltschaft schmettert das ab. In Deutschland geht Täterschutz immer noch vor Opferschutz, ist unser Eindruck.“

32 Jahre schon gibt es das „Frauen-Zimmer“ in Burscheid, das auch die gleichnamige autonome Beratungsstelle betreibt. Die hilft als Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Frauen und Mädchen im gesamten Kreis, und zwei ihrer drei hauptamtlichen Fachberaterinnen haben an diesem Abend Gelegenheit, ihre Tätigkeit dem Sozialausschuss des Kreises in Bergisch Gladbach vorzustellen.

Fast jeden Tag versucht in Deutschland ein Partner oder Ex-Partner, eine Frau zu töten.
Beraterinnen von „Frauen-Zimmer“

Beratung gegen sexualisierte Gewalt: Braucht es das heutzutage noch? „Fast jeden Tag versucht in Deutschland ein Partner oder Ex-Partner, eine Frau zu töten“, geben die Beraterinnen die Antwort. Neben 454 getöteten Frauen seien stündlich mehr als 14 Frauen in Deutschland von Partnerschaftsgewalt betroffen. Allein in Nordrhein-Westfalen habe die Polizei im Jahre 2022 genau 28 995 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung verzeichnet, darunter 3219 besonders schwere Fälle.

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„Die Tatverdächtigen waren zu 98,8 Prozent männlich und die Betroffenen zu 94,7 Prozent weiblich“, zitieren die Referentinnen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik. Sexualisierte Gewalt finde am häufigsten im nahen Umfeld statt und gehöre immer noch zu den „am besten gehüteten Geheimnissen“. Jede dritte Frau sei in Deutschland von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. 25 Prozent aller Frauen erlebten das in der Partnerschaft, und zwei von drei Frauen erlebten sexuelle Belästigung.

Junge Rhein-Bergerin fürchtet um ihr Leben

Und dann bringen die beiden Beraterinnen das gewünschte konkrete Beispiel, erwähnen eine Klientin, die Mitte 20 sei und um ihr Leben fürchte. Die junge Frau habe alles wie empfohlen getan: Trennung vom gewalttätigen Partner, Anzeige, Anwalt, psychotherapeutische Begleitung, Einhaltung der „Kein-Kontakt-Regel“.

Der Ex bedrohe und stalke sie und lauert ihr auf. Zweimal habe er ihr Fahrzeug massiv beschädigt, sie habe alles zur Anzeige gebracht, leider habe der Staatsanwalt die Anzeige fallengelassen, jetzt bestehe die Hoffnung, dass der Sachbearbeiter wechsele.

Die Frau habe eine posttraumatische Belastungsstörung mit Depressionen, Antriebslosigkeit Panikattacken, Suizidgedanken, Vertrauensverlust, Schlaflosigkeit und einer Essstörung – und alles das durch ihre Partnerschaft. Und danach fällt der Satz mit dem Täterschutz. Und die eingangs zitierte Zuspitzung wirkt viel verständlicher.


­­­­­­­­­­­­ Das „Frauen-Zimmer“ ist Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt im Rheinisch-Bergischen Kreis. Der Sitz ist in Burscheid, in Zusammenarbeit mit den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten bieten die drei Fachberaterinnen aber auch Außensprechstunden in anderen Orten an.

Finanziert wird die Arbeit ganz überwiegend durch den Landschaftsverband Rheinland; der Rheinisch-Bergische Kreis zahlt 15 Prozent der Personalkosten. Für weitere Einnahmen sorgen Spenderinnen und Spender, Beitragszahlende sowie Bußgelder, die an den Verein entrichtet werden.