Bergisch Gladbach – „Ich habe da mal eine Frage.“ Ein Satz, der an Schulen nicht eben Seltenheitswert hat. Doch im Regelfall wird er von Schülern geäußert. Am Gymnasium Herkenrath hat ihn derzeit nach eigenem Bekunden auch der Schulleiter häufig auf den Lippen. Der ist nämlich neu und heißt Dieter Müller. Der 53 Jahre alte Pädagoge, bisher an der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Düsseldorf tätig, hat mit Beginn des laufenden Schuljahres den langjährigen Direktor Paul Blazek abgelöst, der sich in den Ruhestand verabschiedete. Gleichzeitig erfolgte auch ein Wechsel bei den Stellvertretern: Peter Buschhüter ging in den Vorruhestand. Für ihn kam der 50-jährige Reinhard Schulte vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wiehl.
Die Einarbeitungszeit werde dadurch erleichtert, dass er in Herkenrath mit einem sehr netten, entgegenkommenden Kollegium zusammenarbeite, so Müller. Der Pädagoge, der die Fächer Kunst und Sport unterrichtet, möchte vor allem die bestehenden Stärken des Gymnasiums, etwa die zahlreichen Arbeitsgemeinschaften, intensivieren, die Zusammenarbeit mit der Universität Köln verstärken sowie das breitgefächerte Beratungsangebot weiter ausbauen. Müller, den die Arbeitsweise schwedischer Schulen beeindruckt, möchte zudem die Selbstständigkeit der Schüler fördern. Das bedeute für dieser mehr Freiheit, aber auch mehr Verantwortung: „Das Wissen, dass hier die Schüler sehr geachtet werden, war für mich einer der Gründe, mich in Herkenrath zu bewerben.“
In die Dienstzeit seines Vorgängers fiel eine Fülle von Änderungen. „Wir sind ab 2002 immer wieder von neuen Reformwellen überrollt worden“, sagt Blazek, seit 1997 Schulleiter in Herkenrath, rückblickend. Manche Neuerungen seien Unfug gewesen, vieles sei aber in die richtige Richtung gegangen, so die Standardisierung des Wissens, zentrale Prüfungen und Lernstandserhebungen.
Für Herkenrath seien besonders die Einführung der Lernstudios und das umfassende Beratungssystem für Schüler wichtige Neuerungen gewesen. Und auch die Schulzeitverkürzung auf acht Gymnasialjahre sei man offensiv angegangen. Als eines von rund einem Dutzend Gymnasien im Land habe man als Pilotschule das Doppelabitur ein Jahr früher als andere Schulen durchgeführt. „Das war schwierig, hat viel Überzeugungsarbeit gekostet, war aber erfolgreich“, so Blazek. Den Eltern und Schülern habe es viele Ängste genommen.
Sein Resümee fällt positiv aus, die Entscheidung, Schulleiter zu werden, würde er sich heute dennoch zweimal überlegen. „Ich bin mit Leib und Seele Lehrer“, sagt Blazek. Und als Schulleiter bleibe wenig Zeit für den Unterricht. Blazek: „Wer Schulleiter wird, muss wissen, dass er den Beruf wechselt – er ist dann eher Manager und Organisator als Lehrer.“