- Die Schausteller wollen auf die Laurentiuskirmes aufmerksam machen, die am Wochenende stattgefunden hätte.
- Ein Drama nicht nur für die Schausteller, von denen viele aufgrund des anhaltenden Veranstaltungsverbots in der Existenz bedroht sind, sondern auch für das Kulturgut Kirmes.
- Es gibt aber auch erste Lösungsideen.
Bergisch Gladbach – Nanu, was ist denn das? Ein Kinderkarussell inmitten der Marktstände auf dem Gladbacher Wochenmarkt. So mancher reibt sich die Augen, wenn er den am Mittwoch stattfindenden Markt auf dem Konrad-Adenauer-Platz in der Bergisch Gladbacher Stadtmitte betritt. Vor dem über Nacht aufgebauten Karussell der Schaustellerfamilie Timm aus Herkenrath stehen Schilder mit Sätzen wie „Das Karussell muss sich wieder drehen“ und „Die Kirmes darf nicht sterben“.
„Wir wollen damit auf die Laurentiuskirmes aufmerksam machen, die eigentlich am nächsten Wochenende stattgefunden hätte, wegen Corona aber ja leider ausfallen muss“, sagt Burkhardt Unrau vom Schaustellerverein Bergisch Gladbach auf Anfrage dieser Zeitung.
1200 Jahre Kirmesgeschichte drohen vor die Hunde zu gehen
Ein Drama nicht nur für die Schausteller, von denen viele aufgrund des anhaltenden Veranstaltungsverbots in der Existenz bedroht sind, sondern auch für das Kulturgut Kirmes. „1200 Jahre Kirmesgeschichte drohen vor die Hunde zu gehen“, sagt Unrau und verweist darauf, dass die Lücke, die ein Aus für rund 5000 Schaustellerfamilien in Deutschland nicht mehr gefüllt werden könne.
„Schausteller ist kein Lehrberuf, Schausteller ist man von Geburt an, wenn die Familien nicht mehr können, dann ist die Kirmes tot“, sagt der Gladbacher Kirmesmacher und Ehrenschausteller.
Ein Hilferuf zur Rettung aller Schausteller
Am Samstag, 8. August, 11 Uhr, hat er daher anstelle der sonst an diesem Tag stattfindenden Kirmeseröffnung eine prominent besetzte Informationsaktion auf dem Gladbacher Konrad-Adenauer-Platz organisiert. Neben NRW-Innenminister Herbert Reul und dem langjährigen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach haben sich auch Rhein-Bergs aktueller Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke, der Landtagsabgeordnete Rainer Deppe, Landrat Stephan Santelmann sowie Bergisch Gladbachs Bürgermeister angesagt. „Ein Hilferuf zur Rettung aller Schausteller“, sagt Unrau. Auch der Vorsitzende des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, werde bei der Aktion dabei sein.
Bis zum Laurentiustag am Montag, 10. August, soll auch das Karussell auf dem Gladbacher Marktplatz stehen bleiben. Und: Kinder dürfen auch eine Runde darauf drehen, täglich von 12 bis 18 Uhr. „Wir haben eine Sondernutzungserlaubnis“, sagt Unrau und lächelt. Zum einzigen Mal an diesem Morgen.
Rettungsschirm für die Schausteller gefordert
Mit der Hilferuf für die Schausteller ist es dem 67-Jährigen bitter ernst. „Wir brauchen dringend einen Rettungsschirm für die Schausteller“, sagt Unrau, der wie berichtet bereits zur ausgefallenen Gladbacher Pfingstkirmes einen Hilferuf startete. Lokal war die auch ein Erfolg, bundesweit allerdings – so moniert Unrau – verhalle der Hilferuf der Schausteller noch. „Aber genau da brauchen wir die Unterstützung mit dem Rettungsschirm.“
Kleiner Trost vor Ort: Im nächsten Jahr soll die Kirmes, so der erklärte Absicht der städtischen Veranstalter, in jedem Fall stattfinden. Die Stadt will dazu alle Verträge von beiden Gladbacher Kirmesveranstaltungen aus diesem Jahr aufrecht erhalten und zudem im nächsten Jahr auf die Standgebühren verzichten.
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„Es ist nicht die Aufgabe der Stadt, sondern die des Landes und des Bundes, Gelder für die Schausteller zu generieren, aber trotzdem bin ich unserem Bürgermeister Lutz Urbach da sehr dankbar“, sagt Unrau. „Aber jetzt müssen wir es schaffen, dass die Kirmes und ihre Kulturträger auch bis ins nächste Jahr wirtschaftlich überleben können.“