Bergisch Gladbach – Während viele Menschen noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sind, setzt sich der Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt intensiv mit dem Thema Extremwetterlagen auseinander. „Ein Starkregenereignis, wie es am 14. Juli als Flutwelle in der Stadt aufgetreten ist, kann sich jederzeit wiederholen“, sagte Martin Wagner, Leiter des städtischen Abwasserwerks, „da braucht man kein Prophet zu sein.“
Um den Fachausschuss über den Umgang mit Hochwasser- und Starkregengefahren zu informieren, hielt Daniel Koch, Vertreter eines Kölner Ingenieurbüros, einen Vortrag über Ursachen und Gefahren. Aber auch über Möglichkeiten des Schutzes als Aufgabe der Stadtplanung sowie der Anwohner. „Das Wasserschutzgesetz regelt, dass jede Person verpflichtet ist, eigene Vorsorge zu treffen“, betont Koch.
Hochwasser: Auch Stadt und Investoren sind in der Pflicht
Das gelte auch für Hauseigentümer außerhalb von Risikogebieten. Die Stadt sei ebenfalls gemäß Baugesetzbuch verpflichtet, im Rahmen von Bauleitplanungen „den natürlichen Lebensraum zu schützen.“ Weniger Flächen versiegeln beim Straßenbau und darauf zu achten, dass keine Überlaufflächen für Bäche als neue Siedlungsflächen ausgewiesen werden zählen hier zu den wichtigsten Vorsorgemaßnahmen.
„Wir müssen im Vorfeld handeln. Nicht erst am Tag, an dem es regnet. Dabei müssen wir uns alle an die Nase packen und umdenken“, sagt Wagner. Zum Beispiel Gewässern ihren natürlichen Lauf lassen. Investoren müssten sich die Frage stellen, ob es zukünftig noch sinnvoll ist, Grundstücke aus Gründen der Profitmaximierung zuzupflastern und dann bei der nächsten Flut abzusaufen.
„Einen 100-prozentigen Schutz wird man nie erzielen können“
Wichtigste Grundlage für die Stadt, Gefahren und Risiken zu begegnen sind die Starkregenkarten, die der Rheinisch-Bergische Kreis gerade veröffentlicht hat. „Die Simulation der Wasserbewegung gibt exakt das wieder, was am 14. Juli passiert ist“, nennt Wagner als Beispiel die sturzbachartige Flut, die durch die Hinterhöfe an der Odenthaler Straße strömte: „Wiesen und Felder oberhalb waren so durchnässt, dass sie hart wie Beton wurden und das Regenwasser sich einen Weg abwärts gesucht hat.“
Wagner kündigt an, dass sich seine Experten akribisch mit den Karten auseinandersetzen würden, um Defiziten etwas entgegensetzen zu können. Zum Beispiel könne man prüfen, ob mit Landwirten vereinbart werden könne, Äcker im Ernstfall als Überlaufbecken zu nutzen und danach eine Entschädigung zu zahlen.
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Die Stadt hat bisher das sogenannte Hundertjährige Regenereignis zum Maßstab bei Planungen genommen, erweitert nun aber um 15 Prozent, um dem Klimawandel Rechnung zu tragen. Bevorsteht die Fortsetzung des Kanalbauprojekts Strunde hoch vier, Teil 2, auf der Strecke zwischen Cederwaldstraße und rechtsrheinischem Randkanal. Auch hier wird jetzt geprüft, ob Verbesserungen möglich sind. „Einen 100-prozentigen Schutz wird man aber nie erzielen können“, warnt Wagner vor zu hohen Erwartungen.