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Kölner Polizei übernimmtMissbrauchs-Fall in Bergisch Gladbach immer komplexer

Lesezeit 2 Minuten
Bremer und Becker_Missbrauch

Schildern den Ermittlungsstand: Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer (l.) und Kölns Kripochef Klaus-Stephan Becker.

  1. Der Fall des mutmaßlichen sexuellen Kindesmissbrauchs in Bergisch Gladbach nimmt weiter an Komplexität zu.
  2. Einiges spricht dafür, dass die Kölner Kripo den Fall übernahm, weil der nach einer Meldung dieser Zeitung bundesweit öffentliches Interesse erregt hatte.
  3. Außerdem haben die Behörden mit einer Wohnungsdurchsuchung gewartet, weil sich der Tatverdächtige mit seiner Familie im Urlaub befand.

Bergisch Gladbach/Köln – Offiziell hat Kölns Kripochef Klaus-Stephan Becker am Donnerstag erklärt, die zuvor von der Kreispolizei in Bergisch Gladbach geführten Ermittlungen seien nach Festnahme eines vierten Tatverdächtigen am Mittwochabend wegen der „jetzt offenbarwerdenden Komplexität der Ermittlungen“ der Kölner Polizei übertragen worden.

Behörden wurden im August informiert

Einiges spricht jedoch dafür, dass die Kölner Kripo auch deshalb auf Weisung des Innenministeriums übernahm, weil der Fall nach einer Agenturmeldung dieser Zeitung bundesweit öffentliches Interesse erregt hatte – und offenbar die Angst vor einem Fall wie in Lügde im Raum stand. Denn bekannt geworden waren die Ermittlungen in Gladbach am Mittwoch lediglich am Rande eines von zwei Lokaljournalisten besuchten Pressegesprächs zum Abschied des Bergisch Gladbacher Kreispolizeichefs.

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Alles zum Thema Herbert Reul

Bereits im August, so der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Donnerstag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz, waren die Ermittlungsbehörden in Köln von der Staatsanwaltschaft Kassel darüber informiert worden, dass es im Zusammenhang mit einem dortigen Verfahren zum Besitz von Kinderpornografie auch Hinweise auf einen Gladbacher gebe. Die Kölner ermittelten die Personalien des Tatverdächtigen, erwirkten einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung und sandten die Ermittlungsakten am 12. September an die Bergisch Gladbacher Kreispolizei.

Mit Frau und Kind in Ferien

Diese habe dann zunächst das „Umfeld des Tatverdächtigen aufgeklärt“, so Kölns Kripochef Becker. Anfang Oktober habe sie dann die Wohnung durchsuchen wollen. Dabei habe man festgestellt, dass sich der Tatverdächtige mit Ehefrau und Tochter im Urlaub befand. Daher habe der Durchsuchungsbeschluss erst nach Rückkehr des Tatverdächtigen am 21. Oktober vollstreckt werden können. Allerdings ging es bis dahin auch allein um den Verdacht des Besitzes von Kinderpornografie.

Erst bei der Auswertung des gefundenen Datenmaterials, so Becker, habe die Polizei Rhein-Berg Hinweise darauf erhalten, dass der 42-Jährige selbst ein Kind schwer sexuell missbraucht habe. Noch am selben Tag sei ein Haftbefehl beantragt, erlassen und vollstreckt worden. Die Auswertung des Datenmaterials führte auf die Spur weiterer Tatverdächtiger. Am 24. und 25. Oktober wurden Männer im Kreis Wesel und bei Wiesbaden festgenommen, ein vierter dann am Mittwochabend in Langenfeld.

Hatte Gladbachs scheidender Polizeichef am Mittwoch von rund einem halben Dutzend Mitarbeitern gesprochen, die mit der Auswertung der Daten befasst seien, umfasst die nun in Köln gebildete Gruppe mehr als 20 Ermittler, die durch Sachbearbeiter der Kripo Rhein-Berg verstärkt werden. NRW-Innenminister Herbert Reul betonte, die Polizei in Bergisch Gladbach habe nach seinem Kenntnisstand „konsequent ermittelt“. Nach Köln habe man die Leitung der Ermittlungen gegeben, weil dort „Manpower“ vorhanden sei, so Reul.