Bergisch Gladbach/Köln – Die 19 Männer aus Köln, Hürth, Düren, Iserlohn und Bergisch Gladbach stehen zügig-zackig auf, als die Bürgermeister und Vize-Feuerwehr-Chefs aus Köln und Bergisch Gladbach ihren Unterrichtsraum in der Bergisch Gladbacher Feuerwehrschule betreten. Einer der uniformierten Nachwuchs-Brandbekämpfer meldet kurz und knapp, dass der Brandmeister-Grundlehrgang „vollzählig zum Pressetermin angetreten“ sei.
Danach sind die Offiziellen dran, und sie haben auch wirklich etwas zu sagen, denn dieser Termin ist ein besonderer: Bundesweit zum ersten Mal, so der Kölner Bürgermeister Dr. Ralf Heinen, kooperieren hier die Feuerwehren zweier Großstädte bei der Ausbildung ihres Nachwuchses in einem „interkommunalen Laufbahnlehrgang“.
Umdenken in den Rathäusern
Und das ist schon etwas besonderes, da in der Vergangenheit eher kommunales Kirchturmdenken als interkommunale Kooperation angesagt war. Doch haben die neuzeitlichen Herausforderungen beispielsweise durch den immer dichter werdenden Verkehr und das Bevölkerungswachstum in der boomenden Region Rheinland mittlerweile ein Umdenken in den Rathäusern bewirkt.
18 Monate lang werden die Teilnehmer – lauter Männer um die 30, weil zu den Eingangsvoraussetzungen für den Dienst bei der Berufsfeuerwehr eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem für den Feuerwehrdienst nützlichen Beruf ist – jetzt gemeinsam lernen. Die ersten Monate ihrer Grundausbildung absolvieren sie in Bergisch Gladbach und machen spezielle Lehrgänge dann in Köln. Nach den 18 Monaten sind sie fertige Brandmeister.
„Es wird viel von uns erwartet, nicht nur körperlich, sondern auch geistig“, ist sich der Kölner Brandmeister-Anwärter Felix Trotte (übrigens ein gebürtiger Düsseldorfer) an diesem Morgen sicher, und er zeigt sich zuversichtlich: „Es werden anstrengende 18 Monate, aber auch tolle 18 Monate werden.“ Da ist er sich mit seinen Kollegen Daniel Blotz (30) aus Köln und Patrick Missenich (32) aus Hürth einig.
Feuerwehrschule
Seit dem Jahr 2016 hat die Gladbacher Feuerwehr eine eigene Schule auf einem Industriegelände, in der sie ihren Nachwuchs selbst ausbildet, statt anderswo „Schulgeld“ zu zahlen. Pro Jahr werden sechs Neue benötigt. Die Schüler lernen in Theorie und Praxis, wie sie Menschen retten, Brände löschen und chemische Gefahrensituationen meistern.
Die Initiative zu der Schulgründung der besonderen Art ging seinerzeit von der Wehr selbst aus; schnell gelang es den Brandbekämpfern, die Verwaltungsspitze davon zu überzeugen, dass das Projekt in jeder Hinsicht sinnvoll sei. Anschließend packten Ehrenamtler der Freiwilligen Feuerwehr und ihre hauptamtlichen Kollegen gemeinsam an. Nach drei Monaten Freizeitarbeit war die Schule fertig. Die Stadt Bergisch Gladbach steuerte lediglich 10.000 Euro bei.
Unter den Kursteilnehmern ist nur ein einziger Gladbacher, weil bereits genügend Neue eingestellt sind. Das soll sich beim nächsten Kurs aber wieder ändern. (dino/sb)
Die drei eint ihr langjähriges Faible für die Feuerwehr und die familiäre Prägung durch Vater, Opa oder Schwager. Frauen sind in diesem Lehrgang nicht dabei; die Bewerberinnen für den körperlich äußerst anspruchsvollen Beruf hätten es nicht in die Endauswahl geschafft. Welch hohe Wertschätzung die Feuerwehrleute genießen, das macht der Bergisch Gladbacher Bürgermeister Lutz Urbach deutlich, der an diesem Morgen in Begleitung seines neuen Feuerwehrdezernenten und Kämmerers Frank Stein in die etwas versteckt auf einem Industriegelände gelegene Schule gekommen ist. Der Verwaltungschef spricht die Nachwuchskräfte an: „ Sie sind es, die uns erlauben, Heiligabend sorgenfrei unter dem Weihnachtsbaum zu feiern.“ Beim Gladbacher Vize-Feuerwehr-Chef Jörg Köhler bedankt sich der Verwaltungschef dafür, dass ihn dieser von der Sinnhaftigkeit der Bergisch Gladbacher Feuerwehrschule (siehe Kasten) überzeugt habe.
Kölns Vize-Feuerwehrchef Frank Stobbe beschreibt den besonderen Status der Feuerwehrbeamten innerhalb der Rathäuser: „Wir sind Teil der Verwaltung und doch anders, weil wir ad hoc und spontan reagieren.“ Zu der Kooperation zwischen den beiden Nachbarstädten sagt er, dass die Kölner Feuerwehrführung genau wisse, was mit ihren Nachwuchskräften in Bergisch Gladbach passiere. Den Lehrgangsteilnehmern – die Kölner stellen mit zwölf das größte Kontingent – gibt er mit auf den Weg: „Es gibt bei den Feuerwehren nicht besser oder schlechter, sondern nur größer oder kleiner.“
Tatsächlich ist die Kölner Berufsfeuerwehr mit rund 1300 Personen gut zehnmal so groß wie die Gladbacher, bei der 121 Berufsfeuerwehrleute beschäftigt sind. Gleichwohl betonen alle Redner, dass es eine Kooperation „auf Augenhöhe“ sei, bei der es nur Gewinner gebe: Die Kölner Feuerwehr könne mehr Leute ausbilden und die Gladbacher ihre Schule besser auslasten.