Rhein-Berg – Die Bergisch Gladbacher Straßen sollen nicht noch mehr Autos verkraften müssen.
Das ist das Ziel der Stadtverwaltung Bergisch Gladbach. Eine wichtige Rolle, um zumindest einen Teil des Autoverkehrs zu ersetzen, soll das Fahrrad spielen. So steht es im vor kurzem beschlossenen Mobilitätskonzept (Mobik) für die Kreisstadt.
Politik und Verwaltung haben sich feste Ziele für das Mobik gesteckt. So sollen in den nächsten 15 Jahren von 330 000 täglich zurückgelegten Wegstrecken in der Kreisstadt acht Prozent vom Auto weg verlagert werden.
Und die Hälfte davon – 13 200 Wege am Tag – sollen aufs Fahrrad verschoben werden, dem im Mobik eine Schlüsselrolle zukommt.
Pläne für Leverkusen
Doch wie kann dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt werden? Ein Blick ins nahe Leverkusen zeigt einen möglichen Weg auf, zumindest für den ersten Schritt.
In Leverkusen hat das Verkehrsunternehmen Wupsi, das zum Teil auch dem Rheinisch-Bergischen Kreis gehört, detaillierte Pläne für ein Fahrrad-Leihsystem erstellt. Dort geplant waren 250 Räder, 30 Stationen, 333 Ständer. Die Räder wären über das Mobiltelefon zu buchen.
Alles würde unter dem Namen der Wupsi, in Zusammenarbeit mit der Stadt sowie einem Spezialisten für solche Systeme entstehen und laufen.
In Köln gibt es bereits reichlich Erfahrungen mit solchen Angeboten, die Deutsche Bahn hat Fachleute, auch Nextbike, Betreiber des Verleihsystems der Kölner Verkehrsbetriebe.
Wupsi-Vorstand Marc Kretkowski hatte in der Untersuchung einen großen, flexiblen Fahrrad-Verleih für Leverkusen als „dringend erforderlich“ bezeichnet. Es gehe um ein besseres, weil umfassendes Konzept der Mobilität. Das Fahrrad sei als Ergänzung zu Bus und Bahn zu sehen. Deshalb sollten Leihstationen in der Nähe von Bushaltestellen entstehen oder an Orten, an denen es einen Bahn-Anschluss gibt.
In der ersten Ausbaustufe sollten die Leihstationen in Leverkusen rund ein Drittel der Stadtfläche abdecken, vor allem die am dichtesten besiedelten Zonen.
Mit Leih-Fahrrädern könnte man zur Bushaltestelle radeln. Das Problem der „letzten Meile“ würde so gelöst: Mit dem Auto fahren auch deswegen viele Pendler, weil die Bushaltestellen zu weit entfernt sind.
Im kleinräumigen Leverkusen könnte man Strecke auch komplett mit dem Rad zurücklegen. Die Räder selbst brauchen eine besondere Ausrüstung, vor allem einen Bordcomputer, damit das Ausleihen immer und überall funktioniert.
Klar ist: Ein derartiges Modell aus Leverkusen könnte nicht einfach 1:1 auf Bergisch Gladbach oder gar den Rheinisch-Bergischen Kreis übertragen werden. „Schon allein aus Gründen der Topographie wäre das in Bergisch Gladbach erschwert“, sagt Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel.
E-Bikes?
Für Gladbach bräuchte es also E-Bikes, diese wären in Anschaffung und Wartung sicher deutlich teurer als herkömmliche Leihräder. Man sei aber in jedem Fall offen für Gespräche, wenn dies von Stadt oder Landkreis gewünscht würde, so Menzel.
Bei der Verwaltung des Rheinisch-Bergischen Kreises denkt man bereits über entsprechende Radverleihsysteme nach. Dazu habe es bereits „unverbindliche Gespräche“ mit der Wupsi gegeben, sagt Kreissprecherin Hannah Weisgerber.
Zu den geplanten Maßnahmen innerhalb des Bergisch Gladbacher Mobilitätskonzeptes gehören auch Radstationen – wie die bereits existierende am Bahnhof, betont Martin Rölen aus der Pressestelle der Stadt.
Wichtig sei die „Verknüpfung“, da könne ein Konzept wie das von der Wupsi erarbeitete helfen. Es werde allerdings „viele Jahre dauern“, das Mobilitätskonzept in der Stadt umzusetzen.
Dazu gehören auch die geplanten Radschutzstreifen an der Friedrich-Offermann-Straße und der Kölner Straße. Wobei auch diese oft umstritten sind, weil es Straßen noch enger macht. Und längst nicht überall sind derartige Streifen möglich. Auch die mögliche Öffnung von Einbahnstraßen für Radler gehörten zu dem Gesamtkonzept.
Steiniger Weg für Verleihsystem
Ein Verleihsystem, wie es die Wupsi vorschlägt, könne laut Rölen ein „erster Schritt“ hin zur Umsetzung des Mobik sein. Doch der Weg ist steinig.
In Leverkusen jedenfalls hielt der Kämmerer das vorgeschlagene Radverleihsystem aus finanziellen Gründen für nicht machbar. Selbst die dank einer 90-prozentigen Förderung durch den Nahverkehr Rheinland sehr geringen Einstandskosten seien aus dem Nothaushalt nicht herauszuquetschen.
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