AboAbonnieren

Wahl in Rhein-BergDas sagen die Kandidaten zu Mobilität, Klimaschutz und Digitalem

Lesezeit 4 Minuten
Kandidaten BG Gespräch 2 neu

So schneiden die Kandidaten ab: In einer Selbsteinschätzung gaben die Politiker eine Prognose für ihr Erststimmenergebnis bei der Bundestagswahl. V.r.: Kastriot Krasniqi (SPD), Uwe Wirges (Freie Wähler), Moderatorin Wiebke Breuckmann, Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU), Moderator Guido Wagner, Maik Außendorf (Grüne), Isabelle Casel (Linke), Christian Lindner (FDP) und Dr. Harald Weyel (AfD).

Bergisch Gladbach – Was der FDP-Direktkandidat Christian Lindner an seinem CDU-Kontrahenten Dr. Hermann-Josef Tebroke schätzt, ist dessen seriöse Erscheinung. Maik Außendorf, Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen, beichtete Umweltsünden: In jungen Jahren sei er zu viel gereist. Und der SPD-Kandidat Kastriot Krasniqi, 28, verriet, dass er in Bergisch Gladbach alt werden will.

Große Spannung in entscheidenden Wahl-Wochen

Die Spannung war am Freitagabend zu spüren in der Runde der Direktkandidaten: nur noch rund drei Wochen bis zum Tag der Entscheidung. Allmählich wird es ernst für die Politiker, die nach Berlin wollen.

Diskussionen entspannen sich zwischen den Direktkandidaten ebenso beim Klimaschutz wie der Frage nach dem ÖPNV in Rhein-Berg.

Sieben Bewerber für das Bundestagsmandat in Rhein-Berg hatten „Kölner Stadt-Anzeiger“, Bergische Landeszeitung und Radio Berg auf die Freiluftbühne vor der Rhein-Berg-Galerie eingeladen, rund 150 Zuhörer sorgten für eine große Kulisse. Guido Wagner, der Redaktionsleiter dieser Zeitung, moderierte gemeinsam mit Wiebke Breuckmann, Chefredakteurin von Radio Berg.

Hören Sie hier unseren Podcast zur Bundestagswahl und den großen Kandidatinnen- und Kandidaten-Check.

Beide entlockten den Bewerbern zahlreiche private Geheimnisse, abseits der politischen Floskeln. Auf dem Podium standen die Direktkandidaten der im Bundestag sowie in den Räten in Rhein-Berg vertretenen Parteien, Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU), Kastriot Krasniqi (SPD), Christian Lindner (FDP), Maik Außendorf (Grüne), Isabelle Casel (Die Linke), Dr. Harald Weyel (AfD) und Uwe Wirges (Freie Wähler). Außerdem treten Markus Blümke für „Volt“ und Helga Aufmkolk für „Die Basis“ an.

Zuschauerfragen brachte Sarah Stemper in die Podiumsrunde.

Vorab hatten die beiden Tageszeitungen und der Radiosender die Kandidaten zur 1000-Schritte-Tour durch Rhein-Berg eingeladen. Die daraus entstandenen Podcasts (Hörstücke) finden sich auf den jeweiligen Internetseiten (siehe „Kandidaten-Podcast“).

Klimaschutz

„Verantwortung haben wir alle, Verzicht allein reicht aber nicht“, appellierte Maik Außendorf an die Zuhörer. Warum statt zweimal im Jahr nach Mallorca fliegen, nicht einmal ins Sauerland zum Urlaub, schlug er vor. „Klimaschutz muss Spaß machen“, meinte Hermann-Josef Tebroke, die Gesellschaft dürfe die Öko-Veränderungen nicht ablehnen. Vieles müsse anders, besser gemacht werden. Und: „Urlaub im Rheinisch-Bergischen Kreis statt Fernreisen.“

Auf synthetische Kraftstoffe setzte Christian Lindner, die könnten in Chile produziert und im Kreis verbraucht werden.

Die Waffenproduktion als Klimakiller hatte Isabelle Casel ausgemacht. Harald Weyel plädierte für den Einkauf von Atomstrom aus Frankreich, der sei auch sauber. Globales Denken empfahl Uwe Wirges.

Digitales

68 Prozent. Diese Zahl hatte keiner der Bewerber beim Ratespiel auf dem Schirm. 68 Prozent der Haushalte in Odenthal verfügen über 1 Gigabit-Internet, dank des dortigen Glasfaserausbaus. In Overath seien es 0 Prozent, überraschten die Moderatoren die Politiker.

Mehrere Hundert Zuschauer verfolgten den Kandidatencheck in der Fußgängerzone vor der Rhein-Berg-Galerie.

„Beim nächsten Förderprogramm muss es eine 100-prozentige Abdeckung geben“, forderte Maik Außendorf. Vom „Umstellen der Förderkriterien“ sprach auch Hermann-Josef Tebroke. Christian Lindner erinnerte die Telekom an ihre Zusage, bis März 2023 alle Schulen im Kreis mit schnellem Internet versorgt zu haben. Kastriot Krasniqi ging es pragmatisch an: „Da hilft nur, den Spaten in die Hand zu nehmen.“

Mobilität

Von Overath nach Frankfurt in 1:45 Std. mit zwei Umstiegen, von Overath nach Wermelskirchen in 2:08 Std. mit dreimal umsteigen: Dass es noch Verbesserungsbedarf beim ÖPNV im Kreis gibt, war der rote Faden der Politiker. „Die Menschen müssen uns auch sagen: Ich fahre damit“, erklärte Hermann-Josef Tebroke. Der Kreis habe den ÖPNV in jüngster Zeit stark ausgebaut, aber die schwierigen Nord-Süd-Verbindungen gebe es nach wie vor. Das sei historisch zu erklären.

Das könnte Sie auch interessieren:

Für Preissenkungen sprach sich Kastriot Krasniqi aus, während Harald Weyel von mangelnder Sicherheit und Sauberkeit in den Bahnen sprach. Auch im Pendlerverkehr fühlten sich die Reisenden nicht sicher, meinte er. „ÖPNV bleibt immer ein Zuschussgeschäft“, erklärte Maik Außendorf. Bei den Schienenstrecken müsse die Kosten-Nutzen-Analyse verändert werden, dies habe zum Beispiel die Bahnpläne von Bensberg nach Herkenrath bislang verhindert.

Eine-Milliarde-Frage

Käme unverhofft ein riesiger Geldsegen nach Rhein-Berg, haben alle Bewerber Ideen. Kastriot Krasniqi will Klima, Verkehr und Integration fördern, Uwe Wirges die Bildung, Hermann-Josef Tebroke Bildung und Forschung, Maik Außendorf in Schulen, Internet und Verkehr investieren. Den Autobahnzubringer von Gladbach nach Bensberg hatte als einziger Christian Lindner auf dem Zettel. Im Publikum sorgte das für einen Aha-Effekt. Neben der Ausstattung der Schulen und Digitalausbau kann sich der FDP-Kandidat auch die Senkung der Kreisumlage vorstellen.

Gedankenspiel: Guido Wagner gab einen Geldkoffer in die Runde

Die Selbsteinschätzung zum persönlichen Erststimmen-Ergebnis am 26. September zeigte: Es müssten deutlich mehr als 100 Prozent verteilt werden, sogar über 150 Prozent. Bei „knapp 40 Prozent“ sah sich Hermann-Josef Tebroke, Maik Außendorf bei 30, Kastriot Krasniqi bei 28 und Christian Lindner bei 25. Respektable Zahlen erwarten auch Harald Weyel (15 Prozent), Uwe Wirges (20 Prozent) und Isabelle Casel (15 Prozent). Der Wahltag 26. September wird zeigen, wer am besten geschätzt hat.