Bergisch Gladbach – In den großen Sammelunterkünften für Flüchtlinge in Heidkamp und Lückerath ist bislang noch keine Infektion mit dem Covid-19-Virus bekannt geworden. Der Fall in St. Augustin zeigt jedoch, wie wichtig gerade in den Flüchtlingsheimen angemessene Bedingungen sind. Und er zeigt auch, wie schnell sich das Virus zwischen Gemeinschaftsküchen und geteilten Sanitärräumen verbreiten kann.
Flächendeckende Tests ohne konkreten Anlass sind in den Sammelunterkünften nicht vorgesehen, berichtet Birgit Bär vom Krisenstab des Rheinisch-Bergischen Kreises: „Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage.“ Der Kreis richte sich dabei streng nach der Vorgehensweise, die das Robert-Koch-Institut empfehle. Erst bei einem konkreten Verdachtsfall lege der Krisenstab fest, in welchem Umfang eine Testung erfolgen solle. Dabei liege das Hauptaugenmerk darauf, die Kontaktpersonen zu ermitteln.
Abstand schwer einzuhalten
Allerdings sind die Voraussetzungen für die 130 Bewohner, die derzeit in den beiden großen Unterkünften leben, nicht gut, sich und andere vor dem Virus zu schützen. Denn in solchen Unterkünften auf Abstand zu gehen, ist schwierig. Viele Menschen leben hier auf engem Raum. Küchen, Duschen und Toiletten werden gemeinsam genutzt. Im Containerdorf an der Bergisch Gladbacher Straße wohnen noch 40 Geflüchtete. Dafür ist es im ehemaligen Lübbehaus an der Senefelderstraße umso enger.
Mit 90 Menschen ist das Haus zu zwei Dritteln belegt. Insgesamt gibt es dort 133 Plätze. „Wir haben Handlungsvorgaben für das Betreuungspersonal festgelegt zur möglichst frühzeitigen Erkennung von Covid -19-Erkrankungen“, betont Martin Rölen, Pressesprecher der Stadt Bergisch Gladbach. Außerdem würden Räumlichkeiten vorgehalten für den Fall, dass Menschen in Quarantäne verbleiben müssten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wie berichtet, muss die Stadt das Containerdorf in Lückerath aus baurechtlichen Gründen aufgeben. Die Frist ist schon im April abgelaufen, die Zeit drängt also. Einige Bewohner der Container, für die in der Kürze der Zeit keine Wohnungen gefunden werden konnten, mussten deshalb in der Unterkunft an der Senefelder Straße unterkommen oder im Hotel Hamm, erzählt Bibi Opiela von der Initiative Willkommen in Refrath/Frankenforst: „Für die Betroffenen ist es frustrierend, von der einen Sammelunterkunft in die nächste umzuziehen.“
Ihnen fehle die Perspektive auf ein selbstständiges Leben. Hinzu kommt: Die Verlässlichkeit und Stabilität im Alltag der Geflüchteten bricht weg: „Viele haben Angst, ihren Job zu verlieren“, sorgt sich Opiela. Die Sprachkurse fallen aus, Betreuung und Unterricht in Schule und Kindergarten finden nur sehr eingeschränkt statt. „Aus meiner Sicht fehlen Konzepte, die Menschen in der Corona-Krise zu begleiten“, sagt Opiela. Sie befürchtet, dass der Kontakt verlorengehe und die Menschen sich immer mehr zurückziehen.