Rhein/Berg – Im Winter auf den Linienbus zu warten, ist wenig angenehm. Es ist kalt, nass und windig. Ein Bushäuschen könnte Schutz bieten, sofern eines da ist. Aber längst nicht an allen Haltestellen, auch nicht an den stark frequentierten, gibt es solch einen Unterstand. Das sorgt regelmäßig für Verdruss.
In Kürten-Bechen ist die Sache mittlerweile in Verärgerung und Wut umgeschlagen. Grund ist ein fehlender Unterstand am Dorfplatz im Ortskern, an der Endhaltestelle der neuen Linienverbindung 454 Richtung Bensberg. Öffentlich hatte Bürgermeister Willi Heider der Politik zugesagt, dass spätestens bis zum Jahresende 2018 solch ein Bushäuschen steht, errichtet und mitfinanziert von der Gemeinde. Ab er es steht bislang keines.
Selbst eine Sitzbank fehlt. Vorhanden ist nur der Masten für die Haltestelle. Schon im Dezember 2017 hatte die CDU das Bushäuschen beantragt.
Bürgermeister hofft auf Änderungen bis Ende Januar
Dem Bürgermeister ist die Angelegenheit in höchstem Maß unangenehm. „Es gibt Lieferschwierigkeiten“, erklärt er. Die ausliefernde Firma sei ausgebucht, die Aktion verzögere sich. „Ich bin jetzt vorsichtig geworden mit dem Nennen von neuen Terminen.“ Er hoffe, dass sich in den nächsten Wochen etwas tue, vielleicht bis Ende Januar. „Die Verzögerung ist nicht schön. Aber wir haben leider keinen Einfluss auf die Liefertermine.“ Im Frühjahr seien Krankheits-Engpässe im Bauhof für die Verzögerung verantwortlich gewesen. 2019 werde sich mit der Umsetzung eines Haltestellen-Konzepts (Mosim-Studie) aber vieles verbessern in Kürten.
Mehr Menschen sollten mit mehr Komfort den Weg zum Bus nach Bechen finden, so der Ansatz des Antrags. Ohne Bushäuschen würden zu wenige Bechener den Bus nutzen, die Linie nach zweijährigem Testlauf womöglich wieder eingestellt. „Der Bürgermeister lässt die Bechener im Regen stehen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Jochen Zähl kritisch. „Wir sind wütend, weil nichts passiert.“ In seiner Haushaltsrede im Oktober hatte Jürgen Piltz, Chef der Freien-Wähler-Fraktion BfB in Kürten, aufgrund der Verzögerung von einer „Provinzposse“ und einem „Armutszeugnis par excellence“ gesprochen.
Kummer mit schlecht ausgestatteten Bushaltestellen gibt es auch anderswo. In Rösrath machte 2012 ein Haltestellen-test in der Tageszeitung auf fehlende Wartehäuschen an durchaus frequentierten Haltepunkten aufmerksam, zum Beispiel am Sommerberg (Foto oben). Die Stadt Rösrath wies aber darauf hin, an den meisten Haltestellen ohne Wartehäuschen sei der Bürgersteig zu schmal. Am Sülztalplatz, in Fahrtrichtung Hoffnungsthal, gab es ein anderes Problem: Dort würde ein Wartehäuschen direkt vor den Schaufenstern von Geschäften stehen.
Auch andernorts fehlt Mobiliar
Am Sommerberg ärgerten sich Busreisende ebenfalls über fehlendes Mobiliar. Als praktikabel erwies sich immerhin, an der Haltestelle Vierkotten Sitzgelegenheiten aufzustellen: Für Wartehäuschen reiche der Platz nicht, stellte die Stadt fest, doch für Bänke durchaus. Blieb noch das Problem der Finanzierung, die Stadt sah sich wegen ihrer damals angespannten Haushaltslage außerstande, Sitzbänke anzuschaffen. Dafür sprang das Busunternehmen RVK ein. Es sorgte für je drei Sitzplätze pro Fahrtrichtung – finanziert aus Spenden von Geschäftsführer Eugen Puderbach und CDU-Landtagsmitglied Holger Müller, der damals im RVK-Aufsichtsrat saß. Sieben Monate nach dem Zeitungsbericht waren die Sitzmöbel montiert.
In Gladbach machte eine private Initiative für Wartehäuschen an der Haltestelle Schiff in Herrenstrunden Schlagzeilen, ebenfalls 2012. Eva K. Günther, die in der Nähe wohnt, setzte sich für das Projekt ein – mit Blick auf ihre Tochter Mia, die von der Haltestelle zur Grundschule fuhr, ebenso wie zwei Nachbarskinder. Günther trieb auch die nötigen Mittel von mehreren Tausend Euro auf. „Ich bin in der Spendenakquise sehr bewandert“, erklärte sie. Trotzdem blieb das Projekt nach einigen Kontakten zu städtischen Stellen stecken. Die Stadt ließ aber immerhin Bänke aufstellen – ohne privates Geld.
Komfortable Bushäuschen von Stroer
Komfortabel dagegen sind 105 Bushäuschen, die über den Vertrag mit der Firma Ströer/DSM laufen: Sie verfügen alle über Beleuchtung, Sitzgelegenheiten und eine Werbevitrine. Die Firma trägt die Investitionskosten und kommt für Wartung und Reinigung auf, berichtet Stadtsprecher Martin Rölen. Im Gegenzug räumt die Stadt ihrem Werbepartner das Recht ein, in den seitlichen Vitrinen zu werben. Für Tabak und Alkohol (mit Ausnahme von Bier) gibt es aber ein Werbeverbot.
Eigene Wartehäuschen hat auch die Stadt: 17 Stück. Die Investitionskosten für ein einfaches Modell , wie es die Stadt aufstellt, belaufen sich auf um die 5000 Euro, sagt Rölen. Das Stroer-Modell koste wesentlich mehr. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet knapp 300 Haltestellen, Hin- und Gegenrichtung einzeln gezählt. Im Laufe eines Jahres kämen reichlich Beschwerden über Beleuchtungsausfall, Verschmutzung oder Vandalismus zusammen, sagt Rölen. Eine Statistik, wie oft solche Vorfälle gemeldet werden, führe die Stadt nicht.