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Flutfolgen in OdenthalHang rutscht im Hochwasser ab, legt illegale Müllkippe frei

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800 Tonnen Steine sollen den Hang stabilisieren. 

Odenthal – Das unglückliche Zusammenspiel von Regenmassen, Sickerwasser aus zwei unbemerkt gebliebenen Rohrbrüchen und einem instabilen Untergrund könnte Ursache dafür sein, dass bei der Unwetterkatastrophe Mitte Juli ein ganzer Hang in Oberborsbach ins Rutschen kam.

Die Schlammlawine, die vom Siefen am Hohenfeld abging, riss nicht nur 1500 Kubikmeter Erde, Steine und Bäume mit ins Tal, sondern deckte auch gleich noch eine bis dahin verborgene Sünde der Vergangenheit auf: Bis in die 1950er oder 60er Jahre sei der Siefen offenbar dazu genutzt worden, Hausmüll und Bauschutt loszuwerden, stellte Hans-Peter Kimmel, Leiter der Kommunalbetriebe, bei Begutachtung des Schadens fest. Ein „Entsorgungsverfahren“, das damals im Bergischen keine Seltenheit gewesen sei und oft erst mit Einführung einer regelmäßigen Müllabfuhr sein Ende gefunden habe. Alte Abfälle unter einer Schicht von Erde begraben, die von der Flut nun wieder freigelegt wurden.

Familie Müller hatte Glück im Unglück

Und so schossen 900 Meter tiefer nicht nur Wassermassen auf das Haus von Günter Müller am Höffer Weg zu, sondern auch alter Unrat. „Es krachte, als ginge eine Lawine ab. Dann schossen Schlamm, Stämme und in hohem Bogen ein Bierfass an uns vorbei“, erinnert sich Günter Müller immer noch mit Entsetzen an die Schreckensnacht, als er versuchte, mit Hilfe von Sohn und Nachbarn sein Haus zu retten. Bei dem einen Fass sollte es nicht bleiben, inzwischen füllt der Unrat aus rostigem Metall, alten Rohren und Plastikabfällen mehrere Container. Drei Tage lang sammelten sechs Schüler vom Gymnasium gemeinsam mit Andreas Braun vom Bauhof die gröbsten Abfälle am Bachlauf ein.

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Bei dem Handrutsch kamen Altlasten zum Vorschein.

Über den wilden Müll oben am Siefen sei er bis dato ahnungslos gewesen, sagt Müller einigermaßen fassungslos. Glück im Unglück habe die Familie gehabt, niemand sei verletzt worden, es sei bei Sachschäden geblieben, Jammern liege ihm daher fern. Viele Menschen hätten geholfen und mit angepackt, dafür sei er dankbar; auch der Bauhof habe „unglaubliche Arbeit geleistet“ und tonnenweise Material abgefahren, um die verschüttete Straße wieder freizulegen.

Sickerwasser könnte Hang durchweicht haben

Als erste Schutzmaßnahme errichtete die Gemeinde einen Wall aus riesigen schweren Betonsteinen vor dem Grundstück von Günter Müller. Die entfernt an Legosteine erinnernden Klötze sollen das Wasser künftig an Müllers Haus vorbei Richtung Scherfbach leiten.

Für alle Sofortmaßnahmen am Bach habe die Gemeinde rund 30000 Euro in die Hand genommen, so Kimmel. Schnelle Hilfe ohne lange zu fackeln oder erst umständlich die Zuständigkeiten abzuklären. Mittelfristig will die Gemeinde Odenthal gemeinsam mit dem Wupperverband nach einer dauerhaften Lösung des Hochwasserschutzes suchen.

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Die freiwilligen Helfer Milan Mayer, Noah Heyn,Milan Radojevic, Jonas Lengenfelder, Julius Verleger und Timo Ercole (v.l.) sammelten den Müll ein.

Trotzdem bleiben für Müller Unsicherheit, Angst und ungelöste Haftungsfragen. So ist unklar, welchen Anteil die Rohrbrüche oberhalb des Siefens am Geschehen hatten. Für Kimmel ist es nicht abwegig, dass das Sickerwasser aus den Rohren den Hang schon durchweicht haben könnte, bevor die Regenmassen vom Himmel stürzten und der Stabilität des Bodens den Rest gaben.

Sachschaden von etwa 60.000 Euro

Aufgefallen waren die Lecks in den Rohren erst, als Anwohner bei der ersten Schadensbesichtigung berichteten, dass der Siefen auch in den vergangenen Dürre-Sommern stets Wasser geführt habe. Kimmel wurde stutzig und schickte einen Trupp vom Bauhof los. Die fanden in unmittelbarer Nähe gleich zwei schadhafte Trinkwasserleitungen der Belkaw. „Wir haben dort eine Schadensmeldung gemacht“, so Kimmel. Jetzt müsse man zunächst die Reaktion abwarten.

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Ob Müller auf seinem Sachschaden, den er vorsichtig auf etwa 60.000 Euro schätzt, am Ende sitzen bleibt, das weiß er noch nicht. „Das ist rechtlich kompliziert“, beurteilt Kimmel die Haftungsfrage mit Blick auf die unübersichtliche Gemengelage aus Naturkatastrophe, Altlast und Rohrbruch. Klar ist, so Kimmel: „Heute wäre die Hausmüllentsorgung im Siefen ein Straftatbestand.“